Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
Stunde starten?«
»Siebzehn«, antwortete der Kommandeur.
»Zu viel«, erwiderte der Stadtmajor. »Drei genügen, um den Landeplatz des fremden Schiffes festzustellen.«
»Ob Siganesen oder nicht; wir werden die Burschen schon kassieren!«, kommentierte Mamock.
Tomp verschluckte sich und befreite seine Kehle mit energischem Husten. »Was wolltest du damit sagen, Ruko?«, krächzte er.
Ruko Mamock blickte den Stadtmajor verständnislos an. »Wieso?«, fragte er. »Was hätte ich damit sagen sollen?«
»Ich glaube, es handelt sich um ein Missverständnis.« Kalackai griff vermittelnd ein. »Ruko hat seine Bemerkung bestimmt nicht so gemeint, als zweifelte er daran, dass es sich um ein siganesisches Großkampf- und Nachschubschiff handelt.«
»Wie dann?«, schnappte Tomp.
»Einfach so. Ein gedankenloses Gerede wie oft, wenn es um Siganesen geht.«
Der Stadtmajor schnaufte erleichtert, dann musterte er den Ersten Kybernetiker argwöhnisch. »Bei dir gibt es also nicht den geringsten Zweifel daran, dass das Schiff siganesisch ist?«
Wieder stand Bagno Cavarett vor seiner Alarmgruppe. Er musterte die Männer, die seit der explosiven Expansion der Mörderpilze kaum zur Ruhe gekommen waren. Wie sie trug er wieder den gelben Schutzanzug, den Gravo-Neutralisator, die Antiortungs-Kombination auf dem Rücken, Desintegratoren, Sprengsätze und Giftausrüstung am Gürtel und das Flammstrahlrohr in den Händen. Alles in allem wog die Einsatzausrüstung so viel wie ein durchschnittlicher Siganese.
Die Truppe stand vor dem Panzertor. Die Schleuse trennte den Lebensbereich im Baum von dem wilden Umland.
Das schwere Innenschott, fast ein halber Millimeter starker Panzerstahl, glitt lautlos auseinander. Nacheinander betraten die zwölf Siganesen die Schleuse, hielten vor dem positronischen Kontrollelement an und nannten ihre Namen: Bagno Cavarett, Bervos Mudies, Gadar Dreamer, Zeary Mahon, Study Broder, Sander Merdlo, Beauty Winger, Moore Slagger, Hano Bailing, Loelle Mohair, Sirke Fogel und Taimer Zartband.
Zwölf kleine Männer, die nichts so sehr verabscheuten wie Gewaltanwendung. Die entschlossen waren, alles für die Sicherheit ihres Volkes zu tun – notfalls sogar das, was sie verabscheuten.
Baya Gheröl hatte erst geschrien, dann gewimmert – nun blickte sie nur noch anklagend in den Himmel. Am schlimmsten für sie war, dass der Helk sie im Stich gelassen hatte. Inzwischen ahnte sie die Ursache ihrer Qual. Das war auch der Grund, warum sie im seichten Wasser des kleinen Sees liegen blieb, über dem der Helk abgestürzt war. Der Auftrieb des Wassers kompensierte einen Teil der hohen Schwerkraft von Zaltertepe.
Aber das Wasser wirkte nicht nur positiv. Jede Welle, die das Mädchen überrollte, war eine Bedrohung. Baya wurde schwächer. Sie brachte es schon nicht mehr fertig, jedes Mal im rechten Moment die Luft anzuhalten. Immer öfter schluckte sie Wasser.
Sie hatte das Gefühl, von der hohen Schwerkraft unaufhaltsam in den Boden des Planeten hineingezogen zu werden. Das geheimnisvolle Auge hielt sie dennoch fest an sich gepresst.
»Nistor!«, jammerte Baya schwach, als sie das Rauschen der Baumkronen hörte. Sie begriff, dass der stärker werdende Wind das Wasser weiter aufwühlen würde.
Etwas zog sie in die Höhe. Ein breiter Lichtkegel riss vor ihr einen schäumenden Wellenberg aus der Dunkelheit. Die Woge schlug unter ihr zusammen, dort, wo sie eben noch gelegen hatte.
»Nistor!«, schluchzte Baya, dann verlor sie das Bewusstsein.
Sie nahm nicht mehr wahr, wie sich die neun Segmente des Helks zusammenfügten und das Gesamtgebilde sie in seinem Innern barg und sofort anfing, den physischen Schäden entgegenzuwirken, die sie durch die hohe Schwerkraft erlitten hatte.
Nistor war im Zwiespalt. Er stufte es weiterhin als logisch und zielgerecht ein, dass er sich sofort nach der Landung in seine Segmente aufgelöst hatte, um einer Entdeckung vorzubeugen. Andererseits wäre es sehr wohl möglich gewesen, der Entdeckung zu entgehen und sich gleichzeitig um die Sicherheit des Mädchens zu kümmern.
Der Helk war im Begriff, Baya in Sicherheit zu bringen und sich eine Ausgangsbasis zu schaffen, in der die Bewohner Zaltertepes ihn nicht vermuteten und von der aus er die Verhältnisse auf dem Planeten untersuchen konnte. Er hatte diesen Platz gefunden, als seine neun Segmente auseinanderstrebten. Aus einer weiten baumlosen Ebene erhob sich ein mächtiger Monolithblock. Nicht einmal vierhundert Meter hoch, aber
Weitere Kostenlose Bücher