Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
des Flusses. Quopa starrte lange hin, bevor er glaubte, dass die Spuren weder am anderen Ufer weiterführten noch vom diesseitigen Ufer zurückgingen.
Die Kabine landete auf einer exakt kreisförmigen Sandfläche, dann schloss sich über ihr der Zugang zum Antigravschacht. Xucko war allein. Ringsum wurde es dunkel. Nur die Innenbeleuchtung der Kabine strahlte weiter.
Der abgesetzte Kommandeur des Raumfahrtkommandos knurrte verächtlich. Er war sicher, dass die Einsamkeit, umgeben von eingebildeten Gefahren, ein Psychotrick Toröks war, der die Gefangenen mürbemachen sollte.
»Nicht mit mir«, sagte er zornig.
Er erwartete, die Stimme eines Bewachers oder vielleicht sogar von Torök zu hören, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen rumpelte es geheimnisvoll. Vibrationen durchliefen den Boden.
Das Rumpeln verstärkte sich. Nach einem ohrenbetäubenden Krach wurde die Kabine heftig durchgeschüttelt. Xucko verlor jeglichen Halt.
Als die Erschütterungen endlich aufhörten, vergingen Minuten, bis Xucko wieder halbwegs klar denken konnte. Die Inneneinrichtung war ziemlich demoliert. Xucko tappte unsicher durch die Kabine, kroch über demolierte Einrichtungsstücke und suchte nach einer verborgenen Kommunikationsanlage. Egal, wie er über Torök dachte, wenn er hier als vielleicht einziger Ertruser auf Zaltertepe herausgefunden hatte, dass sich ein schweres Beben ankündigte, dann musste er das auch weitermelden.
Seine Suche blieb vergeblich. Zwar fand er Überreste einer kabelgebundenen Abhöranlage, aber das Kabel war innerhalb der Kabinenwandung gerissen. Er hatte keine Möglichkeit, den Schaden zu beheben.
Irgendwann fiel ihm auf, dass quer durch die Höhle eine neue Wand entstanden war. Sie schnitt mindestens ein Drittel des Volumens ab.
Langsam richtete Xucko sich auf. Er starrte die Wand an und hatte zugleich das Gefühl, in seinem Magen sei ein Eisklumpen materialisiert. Sie war grau, rau und von den Schatten regelmäßiger Linien bedeckt, die an den Anblick eines Schaltkreisausschnitts unter einem Rasterelektronenmikroskop erinnerten.
Keine Felswand – und auch nicht sehr hoch, vielleicht drei Meter darüber liegt Dunkelheit. Und auch links und rechts reicht die Wand nicht sehr weit.
Ein Erzeugnis hochstehender Technik, in die Höhle hineingeschoben beziehungsweise hineingestoßen!
Fremde Technik!
Der letzte Gedanke riss den Ertruser aus seiner Erstarrung. Er bearbeitet die Kabinenwand mit Fäusten und Füßen, aber sie gab nicht nach.
Quopa Xucko wusste dennoch, dass er irgendwie hinauskommen und das rätselhafte Erzeugnis einer außerhalb von Zaltertepe existierenden Technik untersuchen musste – und dass er herausfinden musste, wer die Intelligenzen waren, die das Ding nach Zaltertepe gebracht hatten.
»Das war ein ziemlich harter Stoß.« Bagno Cavarett betastete die Schwellung an seinem Hinterkopf, die von einem Zusammenstoß mit der Wand von Segment Neun stammte.
»Die Werfthalle war ein wenig zu kurz«, meldete sich Neun. »Ich habe Segment Fünf vorausschweben lassen und ihm dann einen Stoß gegeben, der es ein Stück durch die Rückwand der Werfthalle stieß. Andernfalls hätte ich den Einflugschacht blockiert, und die Ertruser hätten die obere Schachtöffnung früher oder später geortet.«
»Hoffentlich ist nichts Wichtiges beschädigt worden«, sagte Zeary Mahon.
»Ein Segment ist nicht so leicht zu beschädigen«, erklärte Neun.
»Ich meine das, was hinter der durchstoßenen Wand liegt.«
»Dahinter befindet sich nichts Wichtiges«, erwiderte Neun. »Nur eine natürlich entstandene Höhle.«
»Dann bin ich beruhigt.« Mahon seufzte ergeben.
»Wo befindet sich die Werft eigentlich exakt – relativ zu Nagelia und zum Baum?«, wollte Zartband wissen.
Cavarett wunderte sich nicht über diese Frage. Nur wenige Siganesen kannten die Position der Werfthallen. Da hier früher einiges an energetischer Aktivität gelaufen war, hatte man die Hallen nicht unter dem Baum angelegt, sondern am Stadtrand von Nagelia – unter dem Gebäude der ertrusischen Abwehr. Dieser Bau wurde aus traditionellen Gründen gegen alle denkbaren Spionagemöglichkeiten geschützt, angefangen von Datenbankzapfern bis Hyperbildtastern. Dieser Schutz war perfekt. Er verhinderte nicht nur das Eindringen fremder Strahlung, sondern logischerweise auch das Anmessen energetischer Aktivität innerhalb eines bestimmten Radius. Cavarett erklärte das Zartband und nannte stichwortartig die Gründe dafür.
Er
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