Silberband 109 - Das Loch im Universum
verantwortlich sind.«
»Der Meinung bin ich allerdings.«
Tanjer wollte gerade vermittelnd eingreifen, als er eine telepathische Botschaft empfing. Schweigend stand er auf dem Podium und sah an der Reaktion seiner Kollegen, dass sie die Neuigkeiten ebenfalls vernahmen. Selbst Kalus vergaß den kurzen Streit und nahm die Information auf. Wie alle anderen sah er dann erwartungsvoll hinauf zu Tanjer, der sich schließlich zu einer Stellungnahme entschloss:
»Ein Raumschiff nähert sich soeben Sceddo. Es könnte das Schiff einer Zivilisation sein, die von einem unserer Kundschafter erreicht wurde. Vielleicht kommt es, um uns zu helfen. Dann wären unsere Bemühungen nicht umsonst gewesen.«
»Es befinden sich nur zwei Lebewesen an Bord des fremden Schiffes«, behauptete Chworch, Astronom und Kosmostheoretiker, zugleich einer der fähigsten Telepathen Sceddos. »Es muss aber noch ein drittes Wesen geben, das geht aus der Unterhaltung hervor. Dieses dritte aber denkt nicht, ich kann keine Impulse registrieren.«
»Sehr ungewöhnlich, falls es sich nicht um einen Roboter handelt«, stellte Tanjer fest. »Ich würde vorschlagen, dass wir das fremde Schiff landen lassen und dafür sorgen, dass es nicht abdreht.«
»Traktorstrahl und Fesselfeld?«, fragte Kor.
»Genau das. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Es ist die einmalige Chance, Kontakt mit fremden Intelligenzen aufzunehmen.«
»Ich kümmere mich um die Landung.« Kor erhob sich und verließ den Sitzungssaal.
Tanjer sah ihm nach, ehe er die Konferenz beendete. »Vielleicht stehen wir an der Schwelle eines neuen Zeitalters!«, rief er. »Vielleicht bringen uns die Fremden die Hilfe, die wir brauchen, um als Volk zu überleben.«
»Ich wäre durchaus in der Lage, etwas gegen den Zwang zu unternehmen«, versicherte Akrobath nach einer ganzen Weile.
Die Space-Jet sank einer der riesigen Städte entgegen.
»Rein technisch wäre es möglich, das Fesselfeld zu neutralisieren. Aber dafür steht nicht ausreichend Zeit zur Verfügung. Außerdem wissen wir nicht, wie die Fremden auf einen Fluchtversuch reagieren würden.«
»Also lassen wir es lieber«, sagte Ellert, im vollen Einvernehmen mit Ashdon.
Die Space-Jet näherte sich einem ausgedehnten Raumhafen, der sich unmittelbar an die Stadt anschloss. Ein erstarrter Ozean aus Stahl und Beton, so erschien die gigantische Siedlung aus der Höhe. Zweifellos bot sie zig Millionen Lebewesen Raum.
»Die Straßen scheinen leer zu sein«, stellte Ellert-Ashdon ungläubig fest. »Hast du eine Erklärung anzubieten, Akrobath?«
»Sie haben Angst vor uns, obwohl sie das Schiff kapern«, antwortete der Roboter. »Oder sie leben abgeschottet vom Tageslicht, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht gibt es dort unten überhaupt kein organisches Leben – eine Automatik könnte uns eingefangen haben.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, widersprach Ellert.
Die Space-Jet schwebte nun schon dicht über dem verlassenen Raumhafen. Zwei bis drei Kilometer entfernt stand ein torpedoförmiges großes Schiff auf den Heckflossen. Eine Luke war geöffnet, Fahrzeuge bewegten sich dort.
Mit einem sanften Ruck setzte die Space-Jet auf.
»Der Traktorstrahl ist erloschen. Wir könnten mit einem Notstart die Flucht versuchen«, stellte Akrobath sachlich fest.
»Auf keinen Fall!«, rief Ellert erschrocken. »Wir haben eine technisch hochstehende Zivilisation gesucht und endlich gefunden. Es wäre widersinnig, dieser Begegnung nun noch auszuweichen, auch wenn sie nicht gerade vielversprechend anfängt. Aber vielleicht sind unsere künftigen Freunde nur vorsichtig.«
»Wer sind ›sie‹, und wo stecken ›sie‹?«, fragte der Roboter.
Ellert-Ashdon zuckte die Achseln.
In Richtung der Stadt wurde die Sicht durch Werftgebäude verdeckt. Da aber das Gelände dort allmählich anstieg, war das Meer der Dächer in der Ferne zu erkennen. Alles wirkte tot und verlassen.
»Wir sollten aussteigen«, schlug Ashdon vor.
»Ich auch?«, erkundigte sich Akrobath.
»Du bleibst vorerst an Bord. Aber unternimm keinen Startversuch! Wir verlassen uns darauf.«
»Auf das Wort eines Roboters?«, erkundigte sich Akrobath, und wie er das sagte, klang es ein wenig spöttisch.
»Auf das Wort eines Gefährten!«, berichtigte Ellert.
Die Luft war angenehm warm. Es mochte früher Nachmittag Ortszeit sein. Die Rotationsdauer des Planeten lag bei etwas mehr als vierzehn Stunden.
Ellert-Ashdon stutzte, als er die harte Kunststofffläche des Landefelds
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