Silberband 109 - Das Loch im Universum
Luftschleuse kam. Zum zweiten Mal durchdrang er die Schiffshülle, diesmal langsam und in der Nähe bleibend. Erst jetzt sah er, dass Akrobath in der geöffneten Luke schwebte, in einer Hand den Strahler.
Ein Dutzend Scharzanen versuchten, in das Schiff einzudringen.
Was war geschehen, und wo steckte Ashdon?
Mit dem Roboter konnte Ellert in seinem rein energetischen Zustand keine Verbindung aufnehmen. Aber er verstand, was Akrobath den Scharzanen zurief und was diese erwiderten, obwohl zwischen beiden Seiten keine Verständigung erfolgen konnte. Der Translator fehlte, den musste Ashdon bei sich haben.
»Verschwindet, sonst bekommt ihr eine Ladung!«, warnte Akrobath.
»Wir wollen wissen, wie das Ding fliegt!«
»Gebt uns euer Wissen!«, verlangte ein anderer Scharzane.
»Lasst uns ins Schiff!«
Akrobath, der kein Wort verstand und nur sah, dass die Männer immer höher stiegen, gab einen Warnschuss ab, der dicht neben einer unten wartenden Gruppe einen kleinen Krater in den Felsboden schmolz. Die Entermannschaft wich ein Stück zurück.
Ellert war sicher, dass der Roboter allein mit den Scharzanen fertig wurde. Also konnte er sich um Ashdon kümmern. Aber wo befand sich der Junge mit dem gemeinsamen Körper?
Als energetische Einheit war Ellert nicht auf einen Translator angewiesen. Er ließ sich mitten unter die Scharzanen sinken, um Ashdons Aufenthalt herauszufinden.
Ellert hatte die größte Gruppe in der Senke erreicht. Torkas trieb seine Anhänger an, die Steine herbeischleppten und eine Mauer errichteten. In der Mitte des so abgesperrten Geländes lag ein seltsames Gebilde, das Ellert sofort als abgeschmolzenen Felsen erkannte. Ashdon musste hier seinen Energiestrahler vorgeführt haben, zu welchem Zweck auch immer.
Aber warum errichtete Torkas eine Mauer um das Schmelzprodukt? Ellert konnte es nur erahnen, als Torkas einem der Arbeitenden zurief, er möge sich gefälligst beeilen, damit der Tempel der Söhne Älzorans fertig werde.
Statt seine Ratschläge zu befolgen, errichteten sie einen Tempel. Ellert verstand, dass den Scharzanen nicht zu helfen war und dass sie selbst mit ihren Problemen fertig werden mussten. Wenigstens jene, die Torkas folgten.
Er glitt weiter bis zu den Studenten. Sie diskutierten eifrig, aber es dauerte dennoch eine Weile, bis Ellert endlich erfuhr, was er wissen wollte. Ashdon war im Auftrag der Regierung nach Zorahn gebracht worden. Die Scharzanen wollten mit seinem Wissen zu einer technischen Superzivilisation aufsteigen.
Wieder einmal erkannte Ellert, dass sich das Beispiel der Terraner und Arkoniden nicht wiederholen ließ. Die Scharzanen mussten ihren Weg in die Zukunft allein gehen und ihre archaische Denkart von innen heraus ablegen. Mit einigen Tagen Belehrung war das nicht getan, das bewies allein schon Torkas' heiliger Tempel, den er – mehr zu seinem eigenen Ruhm – errichten ließ.
Allerdings war enttäuschend, dass auch die Regierung und die Wissenschaftler nichts gelernt zu haben schienen. Warum, so fragte sich Ellert vergeblich, hatte Ashdon sich nicht widersetzt?
In Sekundenschnelle erreichte er die Hauptstadt. Aber wohin war Ashdon gebracht worden? In den Krisenstab? Zum Präsidenten?
Ein Kuppelgebäude war vom Ordnungsdienst umstellt. Ellert entsann sich der stark gewölbten Decke des Saales, in dem er mit dem Krisenstab konferiert hatte. Die Bewachung gab ihm nun die Gewissheit.
Langsam sank er tiefer, und die Materie setzte ihm keinen Widerstand entgegen.
Unsichtbar schwebte er über den versammelten Scharzanen und über Ashdon, der in merkwürdig hilfloser Haltung den verbalen Angriffen von Politikern und Wissenschaftlern ausgesetzt war. Sie stellten ein regelrechtes Kreuzverhör mit ihm an. Und Ashdon war nicht in der Lage, ihre Fragen zu beantworten.
Ellert beschloss, den Partner nicht im Stich zu lassen und sofort in den gemeinsamen Körper zurückzukehren, auch wenn er ihn dann vielleicht nicht mehr verlassen konnte.
Der große Kuppelsaal war voll besetzt. Fernsehkameras standen überall. Ashdon wurde zu einem Podium geführt, vor dem zahlreiche Mikrofone aufwuchsen. Auch auf den Tischen standen Mikrofone für die versammelten Repräsentanten aus Politik und Wissenschaft.
Es war alles ganz anders als beim ersten Mal.
Polaz sprach die einleitenden Worte und übergab Teilor die Leitung der Diskussion. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich nutzte der Chefwissenschaftler die willkommene Gelegenheit, sich selbst ein wenig in den
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