Silberband 110 - Armada der Orbiter
drang mit ihm zusammen weiter in die Burg vor. Durch eines der Speichenräder näherten sie sich dem Zentrum, der Radnabe.
Staunend durchschritt Jagur Räume und Gänge, in denen sich Schätze von unsagbarer Schönheit neben extrem hässlichem Gerümpel stapelten. Immer wieder blieb der Kommandant vor Kunstwerken der verschiedensten Art stehen, um sie zu bewundern. Das fiel ihm nicht jedes Mal leicht, da sich häufig direkt daneben Bilder befanden, die er als Schmierereien ansah. Teilweise hatte Ariolc sogar die Kunstwerke verunstaltet.
Je näher der Kommandant der Nabe kam, desto häufiger erreichten ihn Funkmeldungen, dass es gelungen sei, Teile des Drugun-Umsetzers zu finden. Alle Teile dieser Anlage waren dezentralisiert in der Burg versteckt. Die Unterführer der Androidenkommandos hatten Zeichnungen und Ortungsgeräte, mit denen sie die Fragmente aufspüren konnten. Doch die Bauteile des Drugun-Umsetzers waren vor Jahrhunderttausenden versteckt worden.
Es zeigte sich, dass Ariolc einige von ihnen gefunden und zweckentfremdet hatte.
»Ob er wusste, dass es Teile des Drugun-Umsetzers sind?«, fragte Alta.
»Natürlich nicht«, antwortete Jagur. »Aus keinem der Einzelteile konnte er auf das Ganze schließen. Vergiss nicht, dass der Drugun-Umsetzer dieser Burg aus mehr als zwanzigtausend Einzelteilen besteht. Deshalb sind wir mit über tausend Mann hier erschienen. In anderen Burgen reichen kleinere Kommandos aus, hier nicht.«
Je weiter er in die Burg eindrang, desto redseliger wurde der Kommandant des Drugun-Unternehmens.
Er spürte selbst, dass er zu viel redete, doch er konnte nicht anders. Die Worte quollen aus ihm heraus, als würden sie von einer fremden Kraft erzwungen.
Von den Bildern, Skulpturen, Möbeln und Maschinen, die Ariolc in der Burg zusammengetragen oder selbst gebaut hatte, fühlte sich Jagur abwechselnd angezogen und abgestoßen. Einige Dinge sprachen ihn so intensiv an, dass er den Tränen nahe war, andere erregten Übelkeit in ihm. Die seltsame Welt der Kosmischen Burg Ariolcs nahm ihn gefangen und versetzte ihn in einen Taumel, aus dem er sich lange nicht befreien konnte, zumal aus Akustikfeldern eine berauschende Musik ertönte. Erst als die beschwingten Melodien durch Disharmonien angereichert wurden und die Musik sich zu einem Geräuschinferno steigerte, endete der Rauschzustand.
Jagur schlug sich die Hände vors Gesicht und krümmte sich wie unter großen Schmerzen zusammen. Er glaubte, die geistige Ausstrahlung eines Wahnsinnigen zu spüren.
»Schaltet die Musik ab!«, schrie er gepeinigt. »Ich will Ruhe! Hört ihr nicht? Ich will Ruhe!«
Überraschenderweise reagierte die Anlage auf seine Schreie. Die Musik verstummte. Nur noch ein leises, besänftigendes Rauschen und Plätschern wie von fließendem Wasser erklang.
»Ich habe das Gefühl, eine Welt der Dämonen betreten zu haben«, sagte Jagur. »Warum schweigst du? Was ist deine Meinung?«
Altas Gesicht zuckte. Er hatte Angst.
»Ich weiß nicht, was Dämonen sind. Mein Gehirn ist nicht so konstruiert, dass es etwas anderes empfinden kann als Furcht.«
Jagur warf eine goldene Vase nach ihm. Natürlich sah Alta das Wurfgeschoss kommen, er wich ihm dennoch nicht aus. Sein Gehorsam ging so weit, dass er sich Jagur als Opfer anbot. Die Vase traf ihn an der Stirn. Die Haut platzte auf, er blutete aber kaum.
»Ist dir jetzt wohler, Herr?«
Jagur schwieg. Er ging weiter und gelangte durch ein mehrere Meter breites Schott in eine große Halle. In ihrer Mitte erhob sich in Form einer Stufenpyramide eine riesige Rechenanlage.
Der Kommandant der Androiden war schon nicht mehr überrascht, als er sah, dass der Mächtige auch hier nicht mit allerlei Zierrat und Malereien gegeizt hatte. Er betrachtete die Pyramide voller Unruhe und Unbehagen.
Hinter ihm kicherte Alta verhalten.
Jagur fuhr herum und blickte den Androiden forschend an. Alta verdeckte erschrocken den Mund mit der Hand.
»Was ist los?«, fragte der Kommandant. »Warum lachst du?«
»Habe ich gelacht?«
Jagur griff zu seiner Waffe und zielte auf den Androiden. »Ich will den Grund wissen!«, drängte er.
Alta wich einen Schritt zurück. Verzweifelt streckte er die Hände aus. »Ich weiß es nicht, Herr. Es kam über mich. Ich musste einfach lachen, ohne zu wissen, warum.«
Jagur sah dem Androiden an, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Er beruhigte sich ein wenig, während sich seine Überzeugung vertiefte, dass die Burg ein Geheimnis barg, von dem selbst die
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