Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
es Bran war.
»Eawy, komm zu dir!«, herrschte er sie an. »Gonz kann die kodierten Funksprüche der Schiffe nicht entschlüsseln. Du musst dich in den Funkverkehr einschalten.«
»Schon gut, Bran.« Träge fuhr sie sich mit beiden Händen über den Kopf. »Ich weiß, was ich zu tun habe.«
Ein greller Lichtblitz zuckte über den Panoramaschirm. Der Raum rings um die ALHAMBRA loderte, als explodiere eine Sonne.
»Die Paratender eröffnen das Feuer!«
Eawy starrte auf die Schirme. Sie glaubte zu spüren, dass die ALHAMBRA mit voller Schubkraft beschleunigte. Zwei weitere brodelnde Explosionen flammten auf, konnten aber schon nicht mehr gefährlich werden. Margors Flotte blieb zurück.
Zwischen den Schiffen herrschte reger Funkverkehr. Eawys besondere Sinne tasteten die Frequenzen ab. Sie analysierte, sortierte und fasste die in den Sendungen enthaltenen wichtigen Informationen knapp zusammen.
»Das ist erst die Vorhut«, berichtete sie, beinahe krampfhaft konzentriert. »Noch einmal so viele Schiffe stehen auf Abruf bereit. Boyt selbst befindet sich noch in der Dunkelwolke. Das Kommando über die Vorhut hat der Lare Roctin-Par. Er will mit den achtzig Schiffen auf Warteposition gehen, die restliche Flotte soll nach der Lageerkundung zu ihm stoßen ...«
Eawy gönnte sich eine kurze Erholungspause. Verwirrt reagierte sie darauf, dass es in dem Gewirr der Funksprüche plötzlich einen Störfaktor gab. Ein fremdes, nahezu unverständliches Signal. Stärker als auf alles andere konzentrierte sie sich darauf und versuchte, es zu entschlüsseln.
»Roctin-Par hat befohlen, dass sich die Paratender nicht weiter mit der ALHAMBRA befassen sollen.« Eawy redete stockend, denn sie bemühte sich intensiv um den Fremdimpuls. »Der Lare sieht uns nicht als Bedrohung ...«
Endlich hatte sie das fremde Signal. »Da ist eine Nachricht im LFT-Kode, der Sender befindet sich weit von der Flotte entfernt: Tekener und Jennifer Thyron leben! Sie haben sich mit Zwottern verbündet und wollen auf Zwottertracht Geheimnisse erforschen. Davon erhoffen sie sich ...«
Eawy wurde von einem Schwindel erfasst. Abermals wurde sie heftig durchgeschüttelt.
Mühsam blinzelnd erkannte sie, dass Bran wieder vor ihr stand und ihre Arme umklammerte.
»Was sagst du da, Eawy? Bist du sicher, dass du das wirklich empfangen hast? Tekener und seine Frau leben?«
Sie nickte schwach.
»Wir haben die Mitteilung ebenfalls!«, meldete Coden Gonz lautstark. »LFT-Frequenz, der Sender wird soeben angepeilt. Die Nachricht stammt angeblich von Tekener selbst. Aber der Übermittler ist wohl ein Tekheter namens Doomvar. Die Fernortung lässt Energie- und Massewerte einer Space-Jet erkennen.«
Howatzer seufzte erleichtert und drückte Eawy kurz an sich. Sie lächelte erschöpft und versuchte nicht einmal, sich aus seinem Griff zu lösen.
»Es könnte sich um eine Falle handeln«, gab der Kommandant zu bedenken. »Ich möchte kein Risiko eingehen und die Space-Jet lieber nicht an Bord holen.«
»Lassen Sie den Diskus lediglich andocken, damit wir drei umsteigen können«, erwiderte Howatzer. »Damit sind Sie uns dann los, Kommandant, und können sich der GAVÖK-Mission widmen.«
»Seien Sie vorsichtig – und misstrauisch!«, riet Gonz. »Wir warten auf jeden Fall, bis Sie aus der Space-Jet melden, dass alles in Ordnung ist.«
Zwei kurze Linearetappen brachten die ALHAMBRA ans Ziel.
Die drei Mutanten warteten, bis die Space-Jet mit den Magnetklammern außenbords verankert war und sich ein Energieschlauch als Verbindung zwischen den Luftschleusen stabilisierte.
Der Tekheter erwartete sie in der Kommandokuppel des kleinen Diskusschiffs. Stumm nickte er ihnen zu.
Bran Howatzer stellte seine Begleiter und sich vor.
»Ich bin Mutant und habe die Möglichkeit, anhand Ihrer Gefühlsschwingungen nachzuempfinden, was Sie in den letzten zwölf Stunden erlebt haben. Auf diese Weise kann ich feststellen, ob Sie die Wahrheit sagen. Sind Sie bereit, sich diesem Test zu unterziehen, Doomvar?«
»Warum nicht«, erwiderte der Tekheter. »Sie können das ohnehin nur machen, wenn Sie wirklich Bran Howatzer sind. Tek hat Sie erwähnt, ich weiß also Bescheid.«
»Das vereinfacht die Sache.« Howatzer konzentrierte sich auf die Gefühlsschwingungen des Tekheters. Ein Telepath hätte Doomvars Gedanken so gut wie nicht erfassen können, denn Tekheter und Vincraner wiesen eine natürliche Abwehr auf. Aber Howatzers Psi-Fähigkeit war anders als bloße Telepathie.
»Sie
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