Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Skuur-System?«, wiederholte Nerla ihre Frage.
Sarder schüttelte den Kopf.
»Wie kannst du dann so sicher sein, dass wir auf einer Spur sind?«
»Es gibt Erzählungen«, antwortete er ausweichend.
»Du meinst Legenden! «, sagte sie.
»Ja«, gab er zu. »Legenden.«
Sie seufzte und gab damit zu erkennen, dass sie ihn wieder einmal auf der Jagd nach einem uneinholbaren Traum wähnte.
»Du weißt überhaupt nicht, ob Skuurdus-Buruhn tatsächlich existiert?«, fragte Vesten aufgebracht.
»Ich bin überzeugt davon!«
»Immerhin gibt es diesen Hyperstrahler Skuur«, mischte sich Dyke ein. »Aber wir sind noch zu weit entfernt, um festzustellen, ob die Sonne wirklich einen Planeten besitzt. In diesem Sternenozean gibt es so viele Einflüsse ...«
»Was hältst du davon, wenn du dich um den Kurs kümmerst?«, fragte Temer.
Dyke wandte kurz den Kopf und grinste. »Ich halte den Kurs«, behauptete er gutmütig.
Sarder dachte daran, in welchen Situationen Dyke dieses Schiff schon sicher gesteuert hatte, und ein Gefühl der Zuneigung für den Piloten stieg in ihm auf. Er unterdrückte es sofort wieder. Dyke hatte im Rausch einen Mann getötet, das durfte er nicht vergessen.
»Was ist, wenn der Informant dich belogen hat?«, fragte Frelton Arx.
Arx war der Funker an Bord, Sohn eines Arkoniden und einer terranischen Kolonistin von Kuuhrl-Saxander. Er war groß und hager, mit dunkelrotem Haar und verschiedenfarbigen Augen. Im Nacken trug er eine kleine Apparatur, von der aus eine haarfeine Sonde bis zu seinem Gehirn führte. Das ermöglichte ihm, alles zu verstehen, was in seiner Umgebung gesprochen wurde, denn er war von Geburt an taub.
»Das halte ich für ausgeschlossen«, erwiderte Sarder. »Ich hätte es in Betracht gezogen, wenn wir nicht all diese Funksprüche abgehört hätten, die im Großen und Ganzen sämtliche Informationen bestätigen. Die Suche nach dem Planeten der gespaltenen Sonne ist keine Illusion. Sie findet sogar in großem Maßstab statt.«
»Eine gespaltene Sonne«, murmelte Nerla. »Was soll man darunter verstehen? Vielleicht eine Doppelsonne, die aus einem Stern entstanden ist.«
»Nein«, sagte Sarder.
»Du weißt also, was es bedeutet. Warum erklärst du uns nicht, was wir uns darunter vorzustellen haben?«
»Ich werde es euch zeigen! «, versicherte Sarder. »Das ist mehr wert als alle Worte.«
Endlich einmal würde er etwas beweisen können!, dachte er triumphierend.
So schmal die Schneise auch war, der die ARSOLIKA folgte, Sarder hätte noch größere Risiken auf sich genommen, um das Ziel zu erreichen. Er dachte an Kihnmynden und fragte sich, was im Verlauf der Jahre aus diesem ungewöhnlichen Mann geworden sein mochte. Obwohl sein Zusammentreffen mit dem Arkoniden schon Jahrzehnte zurücklag, fühlte er sich ihm weiterhin verbunden. Natürlich war Kihnmyndens Theorie vom Rad der Zeit absurd, aber er hatte, um sie beweisen zu können, einen tiefen Blick in die Vergangenheit geworfen und dabei Dinge aufgestöbert, die Sarder bis heute in ihren Bann schlugen.
Die geheimnisvollen Wächter, an deren frühere Existenz Marcon Sarder glaubte, waren offenbar nur höchst selten persönlich in Erscheinung getreten. Sie selbst hatten daher keine Spuren hinterlassen, jedoch gab es zahlreiche Hinweise auf ihre Tätigkeit. Die Analogie mehrerer Ereignisse an verschiedenen Stellen war unübersehbar. Die Schulwissenschaft erklärte solche Vorgänge mit den Gesetzmäßigkeiten evolutionärer Entwicklung. Oberflächlich betrachtet mochte dies zutreffen, aber Sarder hatte stets bemängelt, dass dem Zufall bei dieser Darstellung eine zu große Bedeutung eingeräumt würde.
Manchmal glaubte er, die rätselhaften Fremden genau zu kennen. Sie erschienen ihm vertraut. Allerdings konnten auch Hirngespinste vertraut erscheinen, wenn man sich nur lange genug intensiv mit ihnen befasste.
Er verließ den Platz an den Kontrollen nicht mehr, obwohl die ARSOLIKA nur langsam vorankam. Seine Geduld wurde belohnt, als Gorn Vesten einen Planeten bei der grünen Sonne ausmachte.
»Was für eine merkwürdige Welt«, sagte Vesten, als er ihr Bild konturenhaft auf einen Holoschirm projizieren konnte. »Sie scheint in irgendetwas eingehüllt zu sein.«
»Es handelt sich um einen mächtigen Trümmerring«, sagte Sarder. »Viel breiter als die Ringe des Saturn.«
»Du hast gewusst, dass wir einen solchen Planeten finden würden?«
Sarder nickte.
»Was sind das für Trümmer?«, fragte Arx.
»Die Überreste
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