Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Biologin. »›Die Antwort auf deine Fragen liegt in dir selbst.‹ Ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang die Ammonier das sagten, aber sie haben es gesagt.«
»Ich werde es mir merken.«
Bull verließ die Krankenstation und suchte die Zentrale der Korvette auf.
Ein heftiger Disput zwischen dem Kommandanten und Hamillers Assistenten verstummte augenblicklich. Der schlaksige junge Mann wandte sich spontan dem Aktivatorträger zu.
»Ich versuche gerade zu erklären, dass wir mit den Ermittlungen nicht weiterkommen werden, solange wir sie von der Korvette aus führen«, sagte Doony angriffslustig. »Wir dürfen von dem Schiff aus nicht operieren, sondern müssen gezielte Aktionen in kleinerem Rahmen durchführen. Aber Mister Defoeld will nicht auf mich hören.«
»Was schlagen Sie denn vor?«, erkundigte sich Bull.
»Zum Beispiel eine Einmannoperation wie die der Biologin. Natürlich unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Außerdem sollten wir unabhängig davon versuchen, einen größeren Ammoniakkristall für Versuchszwecke einzufangen.«
Es verblüffte Bull, dass Doonys Vorschläge mit denen Sheila Winters fast identisch waren. »Würden Sie sich für ein solches Unternehmen freiwillig melden?«, fragte er.
Der Assistent schluckte merklich. »Selbstverständlich«, brachte er dann heiser hervor. »Stimmen Sie meinem Vorschlag überhaupt zu?«
»Vor Ihnen hatte schon jemand diese Idee. Ich gebe meine Zustimmung. Und selbstverständlich können Sie Ihren Entschluss rückgängig machen.«
»Ich stehe zu meinem Wort«, sagte Doony fest, und es klang beinahe beleidigt.
Bull nickte. »Natürlich werden Sie nicht allein in die Hölle von Ammon gehen. Ich begleite Sie.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein!«, rief der Kommandant dazwischen. »Ein solches Unternehmen wäre zu gefährlich.«
»Wir werden uns absichern.«
»Es gibt nichts Unberechenbareres als die Atmosphäre dieses Planeten«, erinnerte Defoeld. »Die Bedingungen wechseln ständig.«
Bull winkte ab. »Immerhin dürfen wir ins Kalkül ziehen, dass die Kristalle intelligent und parapsychisch begabt sind.«
»Wenn das stimmt, haben Sie überhaupt keine Chance!«
»Doch«, widersprach Bull. »Es geht vorwiegend darum, dass wir uns telepathisch nicht aushorchen lassen. Die Ammonier dürfen nicht erfahren, wonach wir wirklich suchen.«
»Wie wollen Sie das verhindern?«
Bull ließ seinen Zeigefinger zwischen sich und Doony pendeln. »Einer von uns beiden wird sich einer Behandlung unter dem Hypnoschuler unterziehen und sich eine falsche Erinnerung aufprägen lassen. Er soll damit einen Gegenpol zu seinem Partner bilden.«
Roi Danton hielt es in der Hauptzentrale nicht länger aus. Obwohl jeder erwartete, dass etwas geschah, war die Situation seit der Entdeckung der Sporenschiffe unverändert geblieben. Zu Dutzenden umschwirrten Zweimannzerstörer die Gigantschiffe, die inzwischen die Umlaufbahn des neunten Planeten passiert hatten. Robotsonden lauschten auf den Frequenzen des Normal- und Hyperraums. Doch das alles war Danton zu wenig. Lediglich Bully schien eine heiße Spur zu verfolgen – das war seine Meinung, seitdem er das übermittelte Bildmaterial gesichtet hatte.
Wenn Kemoauc sich auf dem Gasriesen Ammon verbarg, konnte er nicht gleichzeitig das Kommando über die Sporenschiffe innehaben. Oder doch? Hatte Kemoaucs Entdeckung durch die MEGALIS-Besatzung einen Impuls ausgelöst, der die Sporenschiffe erst auf den Plan rief?
Roi Danton verließ die Zentrale.
Ras Tschubai fing ihn ab. »Wir Mutanten sind in einer seltsamen Verfassung«, sagte der Teleporter orakelhaft.
»Ich weiß.« Danton nickte zögernd. »Ich fühle mich ähnlich, innerlich aufgewühlt – aber es fällt schwer, das zu artikulieren.«
»Mit uns ist es anders.« Tschubai kaute auf seiner Unterlippe. »Das heißt, ich müsste mich eigentlich ausklammern, denn ich fühle mich keineswegs nutzlos.«
»Wer fühlt sich so?«
»Vor allem die Alt-Mutanten sind davon betroffen. Und natürlich Ribald. Für ihn dürfte es besonders schlimm sein, wenn er nicht gebraucht wird.«
»Bahnt sich eine Krise an?«
»Nein, das wohl nicht. Aber es wäre hilfreich, wenn wir das Gefühl bekämen, dass wir nicht nur zum Warten verurteilt sind.«
»Ich werde mich für euch einsetzen«, versprach Danton.
Es mochte schon etwas Wahres daran sein, dass einst unentbehrliche Personen auf trübsinnige Gedanken kamen, sobald sie sich aufs Abstellgleis geschoben fühlten. Das war
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