Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Schütze nicht töten, sondern nur warnen.
Rhodan hatte das kurze Aufblitzen an einem der vielen in die Tiefe führenden Stolleneingänge bemerkt. Als er auf dem angepeilten Dach landete, war jedoch im Graben schon keine Bewegung mehr. Der Schütze hatte es wohl vorgezogen, sich zurückzuziehen.
Kein freundlicher Empfang, dachte der Terraner bitter. Aber nun weiß ich wenigstens, dass ich nicht allein bin.
Er schaltete seinen Kombistrahler auf Paralysemodus und sprang in die Tiefe.
Ellert/Ashdon durchstreifte das Labyrinth der unterirdischen Gänge, ohne eine Spur des Kahlkopfs zu finden, dem er gefolgt war.
Sollte der Mann tatsächlich der Überlebende einer gescheiterten Expedition sein, würde er froh sein, gerettet zu werden. Seine Flucht gab allerdings zu denken.
»Vielleicht ein Meuterer«, argwöhnte Ashdon. »Warum sollte er uns sonst ausweichen?«
»Das kann sehr viele Gründe haben. Versuchen wir, es herauszufinden.«
Stundenlang durchstreiften sie Gänge, Hallen und breite Korridore, gelangten in mächtige Anlagen, die mit Waben bis zur hohen Decke gefüllt waren, und durchquerten unterirdische Parks, in denen geheimnisvolle Lichtquellen Pflanzen üppiges Gedeihen ermöglichten. Von dem Gesuchten fanden sie keine Spur.
»Wir können nur noch auf einen Zufall hoffen«, sagte Ashdon lustlos. »Irgendwann wird er uns wieder begegnen, und dann schnappen wir ihn.«
»Wenn er sich auskennt, ist er unsere einzige Hoffnung«, stimmte Ellert zu. »Übrigens finde ich es befremdlich, dass wir keine Impulse von ES mehr empfangen.«
»Dies ist ein Universum für sich«, meinte Ashdon zusammenhanglos. »Wir waren inaktiv, als wir eindrangen, und die Frage bleibt, ob wir es jemals wieder verlassen können. Wenn ES auch hier ist, sollten wir unsere Situation eigentlich als hoffnungslos bezeichnen.«
»Wir müssen den Kahlkopf finden!«, drängte Ellert.
Silberfuchs gefiel die Verfolgungsjagd allmählich. Der Fremde suchte ihn, aber wie hätte er ihn je finden können, solange Silberfuchs sich ständig hinter ihm befand?
Die Situation änderte sich schlagartig, als ein zweiter Fremder kam. Er fiel ebenfalls vom Himmel und trug einen Anzug, der Gestalt und Gesicht verdeckte. Immerhin schien er ein Humanoider zu sein.
Silberfuchs wollte eines Tages fort von hier, und einer der Fremden würde ihm dabei helfen müssen. Aber er würde nur mit einem von ihnen fertig werden können, niemals mit zweien. Also musste einer eliminiert werden, und zwar der Schwächere. Nur der Stärkere und Klügere würde ihm schließlich beistehen.
Es gab einen einzigen Weg, herauszufinden, wer der Stärkere von ihnen war. Silberfuchs musste sie gegeneinander aufhetzen, damit sie sich bekämpften. Der Überlebende war der Stärkere.
Er verbarg seinen Energiestrahler in der Kleidung und trat mit ausgebreiteten Armen in die Halle, in der sich Ellert/Ashdon gerade aufhielt.
Das Konzept blieb wie angewurzelt stehen, als der Kahlkopf den Raum betrat und seine waffenlosen Hände zeigte.
Lass mich mit ihm reden!, teilte Ellert Ashdons Bewusstsein mit. An den Fremden gewandt, sagte er laut: »Ich habe dich schon lange bemerkt und bin dir gefolgt. Wer bist du?«
Der Mann deutete eine Verbeugung an. »Ich bin Silberfuchs, der Herr dieser kleinen friedlichen Welt. Bevor ich mich dir zu erkennen gab, wollte ich sichergehen, dass du nicht feindliche Absichten hast.«
»Mir liegt nur daran, wieder von hier fortzukommen. Aber wohin?«
»Vielleicht kenne ich einen Weg«, sagte Silberfuchs vorsichtig. »Sobald wir uns besser kennen, werde ich ihn dir verraten.«
»Du lebst allein hier?«, vergewisserte sich Ellert, der aus dem Fremden nicht schlau wurde. »Wo sind die anderen?«
»Welche anderen?«
Ellert brachte seine Theorie mit dem gestrandeten Raumschiff vor. Die Antwort darauf war ein mitleidiges Lächeln.
»Ich kam nicht in einem Raumschiff hierher – ich wurde erschaffen.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Nun – erschaffen. Mehr weiß ich nicht. Jemand erschuf mich und gab mir diese Welt. Und nun bin ich nicht mehr allein.«
Ellerts Misstrauen wuchs. Was bedeutete »erschaffen«? Der Mann vor ihm war real und keine Projektion. Ein vager Verdacht keimte in ihm auf. »Bist du schon lange auf dieser Welt?«, fragte er.
»Was ist lange, was ist Zeit?«, kam prompt die Gegenfrage. Silberfuchs schien nicht sonderlich mitteilsam zu sein. »Aber ich muss dich warnen. Du schwebst in großer Gefahr, denn jemand will dich
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