Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
schnellte hoch und versuchte mit weiten Sprüngen zu entkommen. Doch schon nach knapp zehn Metern hatte Ath es eingeholt und krallte sich in die lederhäutigen Gleitschwingen, die auf dem Grund der Schlucht das Bron-Klyth nur behinderten.
Fauchend warf sich das Tier hemm, aber die Schnur des Schleuderstabs hinderte es daran, heftig zuzubeißen.
Yesevi Ath zog den Stab zu sich heran. Er spürte, wie die scharfen Blattkanten einiger Messerfame seine Beine aufschnitten, doch er gab deshalb nicht nach. Obwohl das Bron-Klyth sich heftig wehrte, konnten seine Pranken den Gegner nicht erreichen, und sein Kopf wurde unerbittlich nach hinten gezerrt. Ein scharfes trockenes Knacken beendete schlagartig die Gegenwehr des Bron-Klyths.
Yesevi Ath stieß den Siegesschrei aus, dann schnürte er seine Beute zusammen und schnallte sie sich auf den schmerzenden Rücken. Zufrieden machte er sich an den Aufstieg.
Um den Belgremer kümmerte er sich nicht mehr. Auf einer Welt, auf der es mehr hungrige Mäuler als Beute gab, blieb nichts Essbares lange liegen.
Yesevi Ath war ungefähr dreihundert Meter weit in das Tal der Drachen eingedrungen, als ihm die Stille bewusst wurde. Vorsichtiger als zuvor setzte er seinen Weg fort. Entweder hielt sich eine Honigechse in der Nähe auf oder ein Labori. Ein Angehöriger von Aths Jagdgruppe konnte es nicht sein, denn das Tal der Drachen gehörte nicht zu den Gebieten, in denen sie umherstreifen durften. Ein fremder Labori aber bedeutete stets Gefahr, denn als Vorbeißer war Yesevi Ath ständig Angriffen anderer Laboris ausgesetzt, die seinen Rang einnehmen wollten.
Seine Kugelaugen fixierten den Talgrund. Als er wenige Meter vor sich einen größeren Bereich des Sandbodens sah, auf dem seine eigenen Fußspuren teilweise verwischt und verändert waren, öffnete er höhnisch die Beißzangen.
Jemand hatte es auf ihn abgesehen, doch fehlte demjenigen die Erfahrung im Umgang mit den subtileren Mitteln der Jagd. Der Unbekannte hatte eine kurze Wegstrecke mit Giftdomen gespickt und danach die hinterlassenen Spuren geglättet. Dabei war ihm der Fehler unterlaufen, die Fußspuren seines Opfers zu beschädigen. Er hatte es gemerkt und versucht, sie zu restaurieren, hatte aber nicht bedacht, dass ein Labori wie Ath seine eigene Fährte so genau beobachtete, dass ihm schon die geringste Veränderung auffiel.
Yesevi Ath lief im eingeschlagenen Trott weiter. Er wich jedoch unmerklich immer weiter nach rechts aus, sodass er schon am Rand des Sandstreifens entlanggehen konnte. Für einen heimlichen Beobachter war das kaum zu erkennen.
Urplötzlich zuckte Ath zusammen, als wäre er in einen Dom getreten. Hinkend lief er nach rechts und bückte sich, als wollte er seinen verletzten Fuß untersuchen.
In der nächsten Sekunde fuhr er wieder hoch. Im Widerschein der nahen Sterne und leuchtenden Gasnebel entdeckte er tatsächlich den Oberkörper eines Laboris halb hinter einer Felskante. Er sah sogar das jähe Erschrecken im Gesicht seines Gegners. Dieser Ausdruck erstarrte, als die Schnur seines Schleuderstabs sich um den Hals des Widersachers wickelte und dessen Blutzufuhr zum Gehirn unterbrach.
Yesevi Ath sicherte nach allen Seiten. Erst als er sicher sein konnte, dass sein Gegner allein war, stieg er zu ihm hinauf.
Der Angreifer war ein noch junger Labori. Das bewies allein schon sein faltenarmes dunkelgraues Gesicht. Die Jugend erklärte auch die Fehler, die er begangen hatte. Wahrscheinlich war er von seiner Gruppe wegen Misserfolgen bei der Jagd verstoßen worden und hatte keinen anderen Ausweg gesehen, als einen Anschlag auf den Vorbeißer aller Laboris zu wagen, um sich zu rehabilitieren.
Ath nahm dem Toten die Lederschnur mit dem Amulett ab, dann setzte er seinen Weg fort.
Er verließ das Tal der Drachen, durchquerte den Bereich der Schwefelquellen und erreichte das Höhlenlager seiner Jagdgruppe.
Dass Hessolo Oth, der den Zugang bewachte, sein Beutebündel musterte, blieb Ath keineswegs verborgen. Als Oth erkannte, worum es sich handelte, stieß er eine Reihe bellender Rufe aus, warf sich herum und verschwand in der Höhle.
Yesevi Ath folgte dem Wächter und erreichte kurz darauf ebenfalls die natürliche Felsenkammer, die vom Leuchten zahlreicher Flechten in düsteres grünes Licht getaucht wurde.
Acht muskulöse Männer, elf nicht minder kräftige Frauen und sieben Kinder, von denen drei noch Säuglinge waren und von ihren Müttem auf dem Rücken getragen wurden, bildeten die Jagdgruppe.
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