Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
schwenkten die Shifts nach Süden ab, in Richtung des größten Kontinents.
Bald darauf kam die Küste in Sicht. Die Fahrzeuge nahmen Kurs auf eine Bergkette. Ausgedehnte Wälder und weite Savannen bestimmten das Bild. Eine Herde gazellenartiger Tiere stob in panischer Flucht auseinander.
Die Shifts schwenkten in einen Canyon ein. Keiner der Flibustier redete.
Tobbon landete am Ufer eines kleinen Sees. Simudden setzte den anderen Flugpanzer ebenfalls unter hohen Bäumen auf. Alle Aggregate wurden abgeschaltet, um eine Energieortung zu erschweren.
Die sieben Flibustier betrachteten ihre neue Heimat und fanden sie schön.
Als der Abend hereinbrach und Simudden endlich verkündete, dass die ATLANTIS gestartet war, löste sich die allgemeine Beklemmung.
Während ten Hemmings und Treffher anfingen, ein Zelt für die erste Nacht aufzustellen, verschwand Axe in der Dunkelheit.
»Ich höre zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder, wie schön es ist, wenn ein Vogel singt«, sagte Köm Brak verträumt.
»Was wir getan haben, war der einzige Ausweg aus unserer Situation«, verkündete der epsalische Koloss Tobbon grollend. »Wir passen nicht in die menschliche Gesellschaft, daran kann auch ein Dr. Cobum nichts ändern. Die Schuld an dem Unheil, das über die Galaxis gekommen ist, tragen wir. Solitude bietet uns die Möglichkeit, aus diesem Teufelskreis zu entfliehen. Wir können mit der Vergangenheit abschließen.«
Er warf Holz in die Flammen.
»Morgen beginnen wir mit dem Bau eines stabilen Hauses«, schlug ten Hemmings vor. »Ich möchte mein Eremitendasein in Frieden und Sicherheit abschließen.«
Als eine massige Gestalt aus der Dunkelheit hervorbrach, sprangen sie verteidigungsbereit hoch.
»Nur keine Panik!«, rief Axe ihnen zu. »Mir liegt das sentimentale Geschwätz nicht - deshalb musste ich mich nützlich machen.«
Er deutete auf den leblosen Tierkörper, den er von seiner Schulter zu Boden gewuchtet hatte.
»Ein Braten als Einstand auf Solitude. Was wollen wir mehr?«
6.
Der Vario-500 war sicher, dass er die Schaltung des Transmitters nicht berührt hatte; das Aggregat konnte also nur von außen aktiviert worden sein. Er zog sich in eine Nische zurück und wartete. Zwischen den fremdartigen Geräten wirkte er unauffällig. Auf den beiden dünnen Metallbeinen und mit seinem eiförmigen Metallkörper verschmolz er mit der Umgebung, als sei er eines ihrer Bestandteile. Den Orterkopf hatte er nur wenige Zentimeter weit ausgefahren.
Im Transmitterbereich bildete sich lumineszierender Nebel. Sekunden später materialisierte eine menschliche Gestalt. Der Nebel erlosch, und der Mensch trat in das weite Halbrund des Raumes.
Anson Argyris musterte den Fremden eindringlich. Der Mann war etwas über einen Meter siebzig groß, schlank und knochig, und er zog die Schultern leicht nach vome. Die dicken Brauen über seinen großen Augen zeigten bereits das Grau beginnenden Alters. Das ebenfalls graue Haupthaar war straff nach hinten gekämmt, das grobporige Gesicht hatte eine ungesunde Hautfarbe. Besonders fielen aber die fleischige Nase und das vorspringende kantige Kinn auf.
Die Musterung hatte nur wenige Millisekunden in Anspruch genommen. Argyris’ Egobionik charakterisierte den Gesamteindruck als mittelmäßig bis unsympathisch.
Der Fremde sah sich um. Sofort reagierte er auf das Geräusch und fuhr herum, als das Metallei auf seinen dünnen Beinen aus der Nische hervorstakte. Er sagte etwas in einer Sprache, die der Vario-500 nicht verstand und auch nicht zuordnen konnte.
»Ich verstehe dich nicht«, sagte Argyris akustisch. »Sprichst du nicht die landläufige Sprache?«
Der Fremde besann sich kurz. »Doch, ich beherrsche sie«, antwortete er auf Interkosmo. »Wer bist du?«
»Nenne mich Anson - oder den Langweiler, ganz wie du willst. Und wie heißt du?«
Im Gesicht des Mannes arbeitete es. Er verzog die wulstigen Lippen zu einem gequälten Lächeln. »Der Langweiler, wie? Warum langweilst du dich?«
»Ich warte auf die Rückkehr dessen, dem ich diene.«
»Würdest du ihn erkennen, wenn er vor dir stünde?«
»Unbedingt«, behauptete Argyris.
»Das scheint mir nicht so«, widersprach der Fremde. »Du beherrschst nicht einmal seine Sprache!«
»Es ist viele Jahrtausende her, seit ich sie zum letzten Mal gebrauchte, und seitdem hat sich manches ereignet. Mein Idiomspeicher hat nur Platz für eine Sprache. Ich musste diejenige erlernen, die jetzt gesprochen wird. Die alte Sprache wurde
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