Silberband 116 - Der Auserwählte
erkennen, wo wir uns befinden. Es ist überaus wichtig, dass du dich orientierst.«
Pankha-Skrin spannte seine Sinne an. Er war nie an einem ähnlichen Ort gewesen, ihm fehlten die Erfahrungswerte, um Vergleiche anstellen zu können. Er konnte sich nur auf seine Ahnungen verlassen.
Seine Augen vermittelten ihm Schwärze, die er mit den Blicken nicht durchdringen konnte. Die Hautsinne waren wie tot, sie registrierten weder Wärme noch Kälte, eigentlich überhaupt nichts.
Sein Körper befand sich im Gleichgewicht, aber Pankha-Skrin vermochte nicht zu sagen, wo oben oder unten sein konnte. Körperlich war ihm wohl, er war sich seiner vollauf bewusst. Ebenso wie er Laires Anwesenheit wahmahm. Er sah den Roboter der Kosmokraten nicht, aber er wusste stets, wo er war, wie er war, was er tat.
Eine Handlung hier war jedoch nicht einer Handlung in der Realität gleichzusetzen, wie Pankha-Skrin sie kannte. Dies hier war natürlich auch Realität. Aber - und das erkannte der Quellmeister bei seinen Überlegungen - hier fehlten die Bezugspunkte von Raum und Zeit.
Das war wohl das Fremdartige an diesem Ort: Hier schienen weder Raum noch Zeit zu existieren.
Eine Ahnung beschlich ihn. Sie wurde stärker, je mehr Möglichkeiten er erwog und wieder verwerfen musste. Dies musste ...
»Befinden wir uns im Vorfeld einer Materiequelle?«, fragte Pankha-Skrin.
»Man könnte dieses Kontinuum sehr treffend als Vorfeld einer Materiequelle bezeichnen«, antwortete Laire. »Aber es ist das Vorfeld einer bestimmten Materiequelle, jener, der du schon einmal so nahe warst.«
»Was sollen wir hier?«, fragte Pankha-Skrin ungehalten. »Das ist nicht das Ziel, das ich mir gesetzt habe. Ich will weiter. Es kann nicht deine Absicht sein, mich nur bis hierher zu führen.«
»Du kannst nicht weiter«, sagte Laire bedauernd. »Das Vorfeld der Materiequelle muss für unsere Zwecke genügen.«
»Wie das?«, rief Pankha-Skrin heftig. Er konnte nicht glauben, dass Laire ihn so nahe dem Ziel schmählich im Stich lassen würde. »Warum willst du auf einmal nicht zu deinem Versprechen stehen?«
»Du weißt, dass eine Manipulation stattgefunden hat«, erklärte Laire. »Die dadurch entstandenen Veränderungen machen es unmöglich, dich durch die Materiequelle auf die andere Seite zu führen. Ich könnte es bewerkstelligen - aber vielleicht um den Preis deines Lebens.«
»Ich habe nur für dieses Ziel gelebt, es wäre kein zu hoher Preis für mich.«
»Ein solches Opfer ist nicht nötig. Du wirst es bald selbst erkennen, dass du nicht weitergehen musst, um zu wahren Erkenntnissen zu gelangen.«
»Du gibst mir Rätsel, anstatt mir Greifbares zu bieten«, sagte Pankha-Skrin.
Laire schwieg dazu, und so tat es der Quellmeister auch.
Plötzlich spürte Pankha-Skrin einen Impuls an der Rückseite seines Organwulsts, dort, wo sein Skrimarton saß. Das Quellhäuschen regte sich.
Es war kein einmaliger Impuls, das merkte er sofort, denn auf einmal pulsierte das Skrimarton heftig - und dann immer heftiger und schneller.
Nur Loower seines Ranges besaßen ein solches Organ. Es war ihm nicht genetisch vererbt worden, und er hatte es nicht bei seiner Geburt bekommen. Er hatte sich das Skrimarton selbst erschaffen, indem er sein entelechisches Tiefendenken in langen Perioden der Meditation auf die eine, die existenzbestimmende Materiequelle ausgerichtet hatte. Generationenlange intensivste Beschäftigung mit der Materiequelle hatte ihm das Quellhäuschen beschieden.
Aber dieses Organ war mehr als nur ein äußeres Zeichen seines Ranges. Das hatte Pankha-Skrin damals erfahren, als er sich der Materiequelle näherte. Es war eines von drei in ihrer Gesamtheit untrüglichen Zeichen gewesen, als das Skrimarton heftig pulsierte.
Nun regte sich das Quellhäuschen im selben Rhythmus wie damals, als er die Materiequelle gefunden hatte. Das zeigte ihm, dass er ihr wieder nahe war. Noch näher diesmal.
Pankha-Skrin war seinem Ziel so nahe wie nie zuvor. Das Organ signalisierte ihm, dass er an der Schwelle zur Materiequelle stand.
Aber er erkannte auch, dass es bis hierher ging und nicht weiter. Er stand an der Grenze der tödlichen Gefahrenzone.
Er fand es gar nicht seltsam, dass er nun nicht mehr den Wunsch verspürte, die Materiequelle zu durchqueren. Was Laire mit seiner Argumentation nicht vermocht hatte, erreichte das Skrimarton mit seinen Einflüsterungen.
Es vermittelte ihm Gefühle und Emotionen, die ihn zur Einsicht brachten. Das Skrimarton gab ihm tiefe
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