Silberband 116 - Der Auserwählte
nach der Materiequelle. Wie sollte Pankha-Skrin seinem Volk beibringen, dass alles Streben umsonst gewesen war?
Für ihn stürzte eine Welt zusammen.
Er wollte den Kampf nicht, und auf gewisse Weise war er erleichtert, dass die Furcht vor den Kosmokraten unbegründet gewesen war. Trotz - dem klammerte er sich an die alten Werte, denn neue sah er nicht - und erst recht keine Zukunft für sein Volk.
Langsam setzte jedoch sein Umdenken ein. Er erkannte, wie unnatürlich die loowerische Entelechie gewesen war. Das Beispiel der Terraner zeigte ihm deutlich, dass ein Volk keine selbst auferlegte Bestimmung brauchte, sondern auf der Suche nach einer solchen vorwärtsstreben konnte.
Pankha-Skrin fing an zu verstehen. Es fiel ihm immer leichter, denn die Impulse des Skrimarton leiteten ihn. Hinzu kam, dass er als Quellmeister der Tradition nicht in dem starken Maß unterworfen war wie die Allgemeinheit der Loower.
Gleichzeitig fragte er sich bange, wie er sein Verständnis den Artgenossen nahebringen sollte.
Es war ein Irrtum, dass, wer einmal ein Feind war, immer ein Feind sein musste.
Die Kosmokraten, der Feind von gestern, waren die Partner von heute!
»Komm, Pankha-Skrin«, drang Laires Stimme zu ihm vor. »Wir müssen zurück. Dir braucht vor der Zukunft nicht angst zu sein, denn alles wird sich weisen.«
Laire kehrte mit dem Quellmeister im distanzlosen Schritt an Bord von Servus’ Diskusraumer zurück.
Bumetto-Kup und seine drei Gefährten wunderten sich, dass das Raumschiff der Androiden so schnell zurückkehrte. Kaum hatte Augustus das Ortungsergebnis bekannt gegeben, stürmten die vier Loower ins Freie.
»Das könnte bedeuten, dass Laire sein Versprechen nicht erfüllt hat«, argwöhnte Bumetto-Kup. »Womöglich auch noch Schlimmeres.«
»Es darf nicht sein«, brachte Porloton-Vek mühsam hervor, weil er nicht in der Lage war, seine Sprechblase genügend aufzublähen.
Die Schleuse des Diskusraumers öffnete sich. Pankha-Skrin trat heraus. Im ersten Moment konnte Bumetto-Kup keine Veränderung an dem Quellmeister feststellen, denn sein Organwulst verdeckte den Blick auf das Quellhäuschen.
Aber dann blieb Pankha-Skrin fünf Schritt entfernt stehen, breitete seine Flughäute aus und neigte den Körper nach vom.
Bumetto-Kup sah das heftig pulsierende Skrimarton und wusste sofort, dass dies nur auf den Einfluss der Materiequelle zurückzuführen sein konnte. Von dem Quellhäuschen ging etwas aus, was ihm die Sprache verschlug. Der Rhythmus, in dem es pulsierte, war so faszinierend, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Bumetto-Kup hatte das Gefühl, dass ihm das Skrimarton eine Botschaft vermitteln wollte, die er nur verstehen konnte, wenn er sich voll darauf konzentrierte.
Er vernahm im Takt des Pulsierens und Pochens seltsame Impulse.
Es ist ein Irrtum, dass die Kosmokraten Vergeltung üben wollen ... Die Loower haben von den Mächten hinter der Materiequelle nichts zu befürchten ... Die Furcht war grundlos... Der Werdegang der Loower beruht auf einem Irrtum...
Dies und noch mehr erfuhr Bumetto-Kup von Pankha-Skrins Quellhäuschen. Andere Impulse beruhigten ihn, dämpften sein Entsetzen, als er an die furchtbaren Konsequenzen dachte, die diese revolutionären Aussagen zur Folge haben konnten ...
Alles wird sich zum Guten wenden!
Bumetto-Kup glaubte dem Skrimarton. Als er sich den Gefährten zuwandte, erkannte er, dass es ihnen wie ihm erging.
Es würde schwer sein, sich an das neue Weltbild zu gewöhnen. Ein langer Emeuerungsprozess stand bevor.
»Wir sind zutiefst bewegt«, sagte Bumetto-Kup. »Aber wie wird es weitergehen?«
»Wir brauchen nie mehr auf der Flucht zu sein«, erwiderte Pankha-Skrin. »Wir können weiterhin das All durchforschen, aber unser Blick wird nicht mehr stur geradeaus gerichtet sein. Von nun an können wir auch die Wunder links und rechts des Weges betrachten. Und wir können sesshaft werden.«
»Eine Heimat«, sagte Porloton-Vek. »Ein Planet, der unserem Volk gehört...«
»Eine solche Welt gibt es bereits«, erinnerte Bumetto-Kup. »Auf Alkyra-II wartet man schon lange auf das Eintreffen des Quellmeisters.«
»Das Warten soll nicht umsonst gewesen sein«, sagte Pankha-Skrin.
Bumetto-Kup wollte etwas fragen, zögerte jedoch. Erst als Pankha-Skrin ihn dazu aufforderte, überwand er seine Hemmung.
»Werden auch andere dieses Wunder erleben dürfen, das wir durch dein Skrimarton erfuhren?«
»Ich weiß, dass mein Quellhäuschen erst absterben wird, wenn alle
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