Silberband 120 – Die Cyber-Brutzellen
Scoutie hatte einen flüchtigen Blick in die dahinter liegenden Räume geworfen und nur Gerümpel und die Spuren von Zerstörung gesehen. Angesichts der Tatsache, dass die schwarzen Kreaturen aus einem dieser Löcher gekommen waren, zögerten die Betschiden ein paar Sekunden zu lang. Doch die Bedrohung war zu groß. Mallagan schwang sich als Erster durch eine der Öffnungen.
Jetzt wären die Betschiden über ein dunkles Versteck froh gewesen. Stattdessen empfing sie schwacher Dämmerschein.
Sie hörten die Roboter heranstampfen. Eine der Maschinen blieb nur wenige Meter entfernt stehen. Sekunden darauf erklang das scharfe Fauchen der Energiewaffen. Die Roboter feuerten auf die Pflanze. Beißender Gestank breitete sich aus. Nicht länger als eine oder zwei Minuten dauerte die Aktion, dann zogen sich die Maschinen geschlossen zurück.
Die Betschiden warteten eine Weile, ehe sie ihren Unterschlupf verließen. Die Roboter hatten Teile der Pflanze verbrannt. Verkohlte Äste lagen ringsum, einige hielten ihre Beute fest umschlungen.
Während die Betschiden das tote Geflecht musterten, schoben sich knackend und knisternd neue Ausläufer der Pflanze heran. Das Gewächs hatte es eilig, das verlorene Gebiet zurückzuerobern.
»Das ist sinnlos«, behauptete Mallagan. »Wenn nicht einmal die Roboter es schaffen, dieses Monstrum zu beseitigen, haben wir erst recht keine Chance.«
»Wir könnten durch die Hallen ausweichen«, schlug Scoutie vor. »Oder habt ihr dort etwas von diesem Ungeheuer gesehen?«
»Wir versuchen es«, entschied Surfo Mallagan und ging voran.
Sie fanden Räume mit technischen Einrichtungen, die besser als in den äußeren Sektoren erhalten waren. Aber die Geräte waren tot und ohne Energie. Dabei funktionierte fast überall die Beleuchtung. Sogar ein Antigravschacht funktionierte noch; sie vertrauten sich ihm an, und ein leichtes Zugfeld trug sie zum nächsthöheren Deck empor.
Von der Pflanze sahen und hörten sie nichts mehr, deshalb nahmen sie sich Zeit, um verschiedene Räume genauer zu untersuchen. Bei dieser Gelegenheit stießen sie auf eine Reihe von Behältern, deren Aussehen ihnen allzu gut bekannt war.
»Spoodies!«, stieß Scoutie überrascht hervor. »Das Schiff hat Spoodies transportiert.«
»Ja, das stimmt«, sagte Surfo Mallagan ruhig.
Scoutie fuhr herum. »Begreifst du denn nicht, was das heißt?«, schrie sie. »Das hier ist nicht die SOL!«
Mallagan lachte gezwungen. »Dieses Schiff ist nicht die SOL«, wiederholte er. »Du solltest dich mit mir über diesen Fund freuen. Er beweist, dass die SOL nicht auf Kranenfalle gestrandet ist. Also kann sie nach wie vor irgendwo im Weltraum existieren – als ein Schiff voller Leben.«
Scoutie setzte sich auf einen der Behälter. »Ein kranisches Schiff«, sagte sie bitter. »Und ich hatte mir eingebildet, hier etwas zu finden ... Schaut mich nicht so an, euch ist es ebenso gegangen. Ich habe mich gegen den Gedanken gewehrt, weil ich Angst vor der Enttäuschung hatte. Trotzdem habe ich gehofft, dass das hier die SOL ist. Wozu haben wir uns so viel Mühe gegeben, das Zentrum zu erreichen?«
»Weil wir gewisse Gefühle haben«, antwortete Mallagan. »Und daran hat sich leider nichts geändert. Dieser Fund beweist, dass wir uns irren. Trotzdem müssen wir ins Zentrum.«
»Um eine noch größere Enttäuschung zu erleben? Vielleicht ist das hier wieder nur ein verrückter Test, den die Kranen mit uns anstellen. Sobald wir die Zentrale erreichen, finden wir eine Botschaft vor: Ihr habt die Prüfung bestanden, man wird euch im Triumphzug zum Orakel geleiten! «
»Bitte verlier nicht die Nerven«, sagte Mallagan. »Wir gehen weiter. Du erreichst nichts, indem du auf den Kisten sitzen bleibst.«
»Dir macht das alles nichts aus, wie?«, fragte Brether Faddon wütend und legte schützend den Arm um Scouties Schultern. »Wenn du kalt und sachlich reagierst, wirst du bei den Kranen Pluspunkte sammeln, nicht wahr?«
Mallagan wandte sich ab. »Lass den Unsinn!«, sagte er heftig. »Wir müssen weiter.«
»Wir gehen nicht weiter!«, widersprach Faddon. »Wir kehren um.«
»Dann macht das ohne mich.«
»Nein!«, stieß Scoutie hervor und sprang auf. »Wir gehen zusammen, oder keiner geht irgendwohin.«
»Scoutie!«, rief Faddon enttäuscht.
»Wenn du es nicht selbst spürst, kann ich dir nicht helfen«, sagte sie. »Mir bleibt keine andere Wahl, ich muss die Zentrale sehen. Es würde mir mein Leben lang keine Ruhe lassen, wenn ich es nicht
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