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Silberfischchen

Titel: Silberfischchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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fallen, der Teller klapperte auf der Tischplatte, er musste seine Tasse festhalten, sonst wäre
     sie umgekippt.
    »Hier«, sagte sie.
    Er goss Tee in die Tasse, nahm einen Schluck, »kalt«, er verzog den Mund, hielt ihr die Tasse hin.
    »Sie mussten erst duschen«, sie ignorierte seinen Arm, nahm eine Scheibe Brot, legte eine aufgerollte Schinkenscheibe darauf
     und biss seelenruhig ab.
     
    Sie war im Bad, hielt den Deckel der Wäschetruhe in der Hand, obenauf lag seine Bettwäsche.
    »Sie ist voll«, sagte sie.
    Es roch süßlich nach Waschpulver, im Waschbecken lag ein Pullover, weißer Schaum bedeckte die Wasseroberfläche, nicht aufgelöstes
     Pulver auf der Wolle, da, wo sie wie schwarze Inseln aus dem Wasser ragte. Der Pullover hatte einen Reißverschluss am Kragen,
     er kannte den Pullover nicht, »ich will Hände waschen«, sagte er.
    »Wo ist die Waschmaschine?«, sie ließ den Deckel los, er fiel zu, der Stoff dämpfte den Aufprall.
    »Ich will meine Hände waschen«, er griff nach dem Stöpsel.
    »Gehen Sie in die Küche«, Frau Potulski machte einen Schritt nach vorne, stellte sich zwischen ihn und das Waschbecken. Sie
     tauchte ihre Hände bis zu den Handgelenken ins Wasser, »er muss einweichen«, zog den Pullover ein Stück heraus, tauchte ihn
     schmatzend wieder unter, ein paar Tropfen spritzten auf seine Hand.
    |77| »Wo ist die Waschmaschine«, wiederholte sie.
    »Im Keller«, sagte er über die Schulter, er ging in den Flur, »man braucht Waschmünzen.«
    Er drehte den Hahn über der Spüle auf, das Wasser war kalt.
    »Geben Sie mir eine?«
    Er tat, als hätte er sie nicht gehört, wartete, bis das Wasser warm wurde, »hier ist keine Seife.«
    Unsanft legte sie das Seifenstück auf den Rand der Spüle neben ihn.
    »Ich komme mit runter«, er seifte gründlich seine Hände ein.
    Die Haustür schloss er doppelt ab, sie hatte die Wäsche in einen Bettbezug gestopft, der Bezug lag neben ihr auf dem grauen
     Linoleum.
    »Der Boden ist dreckig«, sagte er.
    »Der Bezug auch«, sie nahm ihn mit beiden Händen und schwang ihn über die Schulter, ihre Knie gaben leicht nach.
    »Schwer«, fragte er.
    Sie nickte, sah aus, als würde sie den Bezug wieder absetzen wollen, er ging die Stufen hinab, nach einem kurzen Moment folgte
     sie ihm.
    Er schaltete das Kellerlicht ein, deutete auf die beiden Maschinen an der Wand, »hier«. Jemand hatte einen Plastikkorb mit
     bunten Klammern auf der kleinen Bank vergessen, die an der Längsseite des Raumes stand.
    Quer durch den Raum waren Wäscheleinen gespannt, Jana Potulski ging unter ihnen durch, musste nicht einmal den Kopf einziehen,
     ließ den Bettbezug auf die |78| Sitzfläche der Bank gleiten, streckte und krümmte die Finger, ballte ihre Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder.
    »Tut weh«, sagte sie.
    Er tat, als hätte er sie nicht gehört, steckte eine Waschmünze in den Schlitz, es schepperte metallisch, als sie in den Münzbehälter
     fiel.
    Frau Potulski hatte den Beutel zur Maschine gezogen, griff hinein, schob Kleidungsstücke in die Öffnung. Obenauf lag eine
     seiner langen Unterhosen, ein bräunlicher Streifen auf dem weißen Feinripp, sie nahm die Unterhose so, dass der Streifen nach
     oben wies.
    »Ich mach das«, er schob sie zur Seite.
    Sie hielt ihm die Hose hin, darauf achtend, dass sie das Braune nicht berührte.
    »Ich mache das auch nicht gerne«, sagte sie.
    Er steckte die Hose, so tief er konnte, in die Trommel, sah in den Bezug hinein, musterte die Wäsche, der Rest schien in Ordnung
     zu sein.
    »Die Maschine braucht nicht ganz eine Stunde. Ich hole Sie ab.«
    Er wollte sich umwenden, zur Tür gehen, sie richtete sich auf.
    »Wo gehen Sie hin?«
    »Hoch«, sagte er, sagte es über die Schulter, als wäre es selbstverständlich.
    »Und ich?«
    »Sie bleiben bei der Wäsche«, er tat, als wäre er erstaunt, dass sie fragte.
    »Wenn Sie die Wäsche bewachen wollen«, ihr Arm, |79| die Handfläche nach oben, beschrieb einen Halbkreis in Richtung Maschine, »bitte.«
    »Nicht ich. Sie.«
    Er wandte sich zur Tür, sie war schneller, drängte sich an ihm vorbei, schob ihn zur Seite. Auf der Schwelle blieb sie stehen,
     breitete die Arme aus, stemmte die Hände gegen den Türrahmen. Er ging auf sie zu, sie rührte sich nicht. Er streckte die Hand
     aus, wusste zunächst nicht, was er mit der Hand wollte. Die Hand näherte sich ihrem Gesicht, ihre Augen folgten ihr, seine
     Fingerspitzen berührten ihr Lippe, sie wich mit dem Gesicht

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