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Silberfischchen

Titel: Silberfischchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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trat einen
     Schritt vor, die Diele knarrte unter seinen Pantoffeln, Jana Potulski rührte sich nicht. Schien nur die Lippen schneller zu
     bewegen. Kurz zögerte er, ob er hinausgehen, die Tür schließen, im Flur warten sollte, bis sie fertig war. Beim nächsten Schritt
     setzte er den Fuß betont forsch auf, die Dielen blieben still. »Frau Potulski«, sagte er erneut, sagte es laut, seine Stimme
     klang fragend, ärgerte ihn. Er ging weiter, ging in einem Halbkreis um sie herum, bis er ihren Rücken sehen konnte, ihre Beine.
     Sie rührte sich nicht, sie trug keine Hose. Ihre Oberschenkel waren sehr hell, dort, wo sie gegen die Unterschenkel gepresst
     wurden, von kleinen Dellen übersät. Schwarze Haare wuchsen auf ihnen, gut sichtbar auf der weißen Haut, auf ihren flachgedrückten
     Waden, ihren Schenkeln. Adern zeichneten sich ab, blaue, vereinzelt auch rot-violette.
    Sie saß auf den Fersen, die Knie unter das Sofa geschoben. Ihre Unterwäsche konnte er nicht sehen, das |69| T-Shirt hing über ihrem Schoß. Er ging weiter, ihre Fußsohlen orange verhornt, zur Ferse hin wurde die Haut weißlich, sie
     hielt den Rücken sehr gerade, das Shirt bedeckte knapp ihr Gesäß.
    »Beten Sie«, fragte er, sie rührte sich nicht, er war sicher, ihre Lippen bewegten sich weiter. Er betrachtete ihren Rücken,
     ihren Nacken unter der geraden Schnittkante der Haare, sie wusste, dass er hinter ihr stand, ihre nackten Beine sehen konnte.
     Er machte einen Schritt auf sie zu, wollte die Hand ausstrecken, ihren Nacken berühren, ihn mit der Hand bedecken, seine Finger
     sanft an ihrem Hals. Sie musste hören, dass er näher kam, zwischen ihnen war nur noch der Couchtisch.
    »Na wieki wiekòw. Amen.«
    Ihre Stimme kam so plötzlich, dass er zurückwich, sie hob den Kopf, die Haarkante senkte sich in ihren Nacken.
    »Frau Potulski«, sagte er, sagte es streng, sie räusperte sich, während ihre Hand routiniert Stirn, Brustbein, linke Schulter,
     rechte Schulter berührte, anschließend küsste sie flüchtig ihre Fingerspitzen.
    Sie stützte sich auf dem Sofa auf, als sie sich aufrichtete, zog mit der anderen Hand ihr T-Shirt nach unten, das nützte nichts,
     sie trug eine weiße Unterhose, synthetisch glänzend, ohne Spitze oder sonstige Verzierungen. Hastig hob sie die Decke an,
     schlüpfte drunter, breitete sie über ihre Beine, zog sie über ihren Bauch.
    »Was ist«, fragte sie.
    »Die Bettwäsche ist schmutzig«, seine Stimme klang, als wenn er sich rechtfertigen würde.
    |70| »Anklopfen«, sie nahm das Kissen von der Lehne, legte es hinter sich, »Sie klopfen an, ehe Sie hereinkommen.«
    Er stellte sich breitbeinig vor den Couchtisch, die Knie durchgedrückt, das Kinn vorgeschoben.
    »Mein Bett muss bezogen werden.«
    »Morgen«, sie zog die Decke höher, klemmte sie unter ihre Achseln, »die Wäsche mache ich morgen«, verschränkte die Arme vor
     der Brust, ihre Unterarme schoben ihre Brüste zusammen, schoben sie hoch, sie wölbten sich unter dem dünnen Baumwollstoff.
    »Warum nicht heute?«
    »Ich liege im Bett«, sie sah hinab auf die Decke, wieder zu ihm, entrüstet, wie ihm schien. »Ich habe gefegt, Staub gewischt,
     überall, im Flur, hier, in Ihrem Schlafzimmer, unter den Möbeln, unter Ihrem Bett. Ich kann nichts dafür, dass es bei Ihnen
     dreckig ist. Ich habe …«, sie machte eine Pause, biss sich auf die Unterlippe, schien nachzudenken. »Was haben Sie denn gemacht?«
     Sie richtete sich plötzlich auf, ihre Hand erhoben. »Was haben Sie denn gemacht?« Ihre Stimme überschlug sich. »Gemeckert
     und rumgesessen.« Sie ließ sich auf das Sofa zurückfallen, stieß wütend mit den Füßen in die Decke, bis sie ausgebreitet war.
     »Machen Sie das Licht aus, wenn Sie gehen.« Frau Potulski drehte sich auf die Seite, drehte ihm den Rücken zu, zog die Knie
     an, lag mit dem Gesicht zur Sofalehne.
     
    Das Papiertaschentuch klebte sofort auf der Marmelade, er strich es mit der Handfläche glatt. Wenn er sich im Schlaf nicht
     allzu viel bewegte, würde es ausreichen, |71| entschied er. Vorsichtig legte er seinen Unterarm auf das Papier, zog die Decke glatt und faltete die Hände über dem Bauch.
     Versuchte sich vorzustellen, dass er mit der einen Hand ihre Handgelenke zusammenhielt, sie lag auf dem Rücken, mit der anderen
     ihren Hosenknopf öffnete. Doch sie bäumte sich auf, stieß ihm die Knie in den Brustkorb, er fiel nach hinten. Ihre Hände griffen
     nach irgendwas, nach der Weltuhr, einem Messer,

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