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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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erstaunt.
    Schatten runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“
    „Sie haben gesagt, der Ring bringt dich um“, sagte sie, aber sie lächelte dabei.
    „Wer hat das gesagt?“
    „Die Ältesten der Glanzflügel.“
    Schatten schüttelte den Kopf. „Aber Frieda hat nie gesagt …“
    „Gibt es noch andere Silberflügel, die Ringe tragen?“
    „Eine Gruppe von Männchen, sie wurden letztes Jahr beringt. Warum?“
    „Und sie sind auch noch am Leben?“
    „Einige von ihnen“, sagte er mit gepresster Stimme. „Andere sind getötet worden.“
    „Wie?“
    „Von Eulen.“
    „Also haben sich meine Ältesten vielleicht geirrt“, murmelte Marina. „Vielleicht bringt er einen nicht immer um …“
    Schatten konnte es nicht länger aushalten. „Wovon redest du?“
    „Das hier!“, rief Marina und wedelte mit dem beringten Unterarm. „Deswegen bin ich hier! Allein.“ Sie holte tief Luft. „Hör zu. Im letzten Frühjahr bin ich mit meiner Kolonie unten im Süden gewesen. Meine erste Überwinterung ist gerade zu Ende gegangen und wir sind zurück zu unserem Sommerlager gezogen. Ich, meine Eltern, alle.“
    Sie schwieg, um zu Atem zu kommen, und Schatten wusste, dass sie lange darauf gewartet hatte, diese Geschichte irgendjemandem zu erzählen.
    „Eines Nachts bin ich an einem Fluss auf der Jagd hinter einem Bärenspinner her. Ich bin weit entfernt von den anderen. Und plötzlich, klatsch, haben sich meine Flügel in einer Art riesigem Netz verfangen. Ich hatte es nicht einmal mit meinem Klang-Sehen wahrgenommen. Ich strample, kann mich aber nicht befreien. Dann tauchen zwei Menschen am Flussufer auf und ziehen das Netz zu sich heran. Ihre Gesichter sind … sie strahlen von gelbem Licht, wie der Mond oder die Sonne.“
    Schatten fühlte das wilde Schlagen seines Herzens. War das seinem Vater passiert? Hatte er auf diese Weise seinen Ring bekommen? Vielleicht waren diese Menschen genau die gleichen, die Cassiel beringt hatten!
    „Und was dann?“, hauchte er.
    „Einer von ihnen holt mich aus dem Netz und hält mir die Flügel fest an die Seite gepresst. Unvorstellbar, seine Kraft. Ich meine, ich habe nie im Leben solche Angst gehabt. Ich weiß nicht, was ich denke. Dass ich aufgefressen werde, wahrscheinlich, ich weiß es nicht. Also strample ich und winde mich und versuche ihm in die Hand zu beißen, aber meine Zähne kommen nicht durch. Er trägt irgendetwas darüber, zäh wie Tierhaut. Die Menschen halten mich fest, aber sie sind vorsichtig. Sie streicheln mein Fell, als ob sie mich beruhigen wollen.“
    „Hast du gesprochen mit ihnen?“
    „Ich habe es versucht, aber es hat nichts genützt. Sie haben mich nicht verstanden. Sie sprechen miteinander mit diesen großen langsamen Stimmen wie Donnergrollen, und das kann ich wiederum nicht verstehen.
    Also gebe ich nach einer Weile einfach auf. Einer von ihnen streckt meinen rechten Flügel aus und der andere nimmt diesen Metallring und macht ihn an meinem Unterarm fest.
    Sie berühren mich noch einmal am Kopf“, sagte Marina, „und dann lassen sie mich los. Ich fühle mich … ich kann es nicht erklären. Als ob mir etwas Besonderes passiert ist. Also fliege ich zurück zu den anderen, ganz aufgeregt. Aber als meine Mutter mich sieht, starrt sie nur auf den Ring und fängt an zu weinen, mein Vater bekommt diesen harten Gesichtsausdruck, und andere Fledermäuse werfen nur einen Blick auf mich und fliegen voller Angst weg.“
    Verwirrt schüttelte Schatten den Kopf. „Aber warum?“
    Marina nickte und kratzte sich an der Nase. „Sie glaubten, ich wäre befleckt. Ich meine, ich hatte keine Ahnung, ich hatte nie etwas von diesen Ringen gehört. Mami und Papi brachten mich zu den Ältesten, und ich habe alles gehört. Vor Jahren sind anscheinend ein paar andere Glanzflügel beringt worden, und alle sind gestorben oder verschwunden. Die Geschichten, die ich zu hören bekam! Einer Fledermaus verfaulte der Flügel und fiel ab, eine andere fing einfach Feuer und verbrannte bei lebendigem Leibe.“
    Schatten wurde es übel, als er an seinen Vater dachte. War ihm das passiert? Und auch den anderen beringten Fledermäusen, die verschwunden waren? Vielleicht waren es die Ringe, die sie getötet hatten, und gar nicht die Eulen.
    „Aber es ergibt keinen Sinn“, sagte er laut, um sich selbst zu beruhigen. „Frieda hat darüber nichts gesagt und ihr ist nichts passiert. Dir geht’s auch gut, und du trägst den Ring seit Monaten.“
    „Vielleicht sind das nur so

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