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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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verantwortlich, Hauptmann. Ein armseliger Racheakt vielleicht.“
    „Wir werden sie vernichten!“, sagte der Hauptmann.
    „Nicht, wenn es mehr von der Sorte gibt, die ich gesehen habe“, murmelte der Taubensoldat mit der Verwundung an der Schulter. Und er lachte, ein heftiges, ersticktes Lachen.
    „Das reicht, Soldat!“, schnauzte ihn der Hauptmann an.
    „Ich werde nicht wieder da draußen hingehen, um mit ihnen zu kämpfen, Herr Hauptmann … ich werde nicht … sie haben Klauen, Hauptmann, und Zähne wie …“
    „Ruhe!“
    „Es sind die Wasserspeier, die sind’s, diese Wasserspeier an der Kathedrale sind zum Leben erwacht … ich weiß es …“
    „Wachen, bringt ihn weg!“ Der Hauptmann wandte sich entschuldigend an die Eule. „Soldat Saunders neigt zu Übertreibungen.“
    „Keine Fledermaus kann es mit Vögeln aufnehmen“, sagte die Eule ruhig. „Ich überbringe einen Befehl vom König der Nördlichen Reiche“, verkündete die Eule. „Hört durch mich den König. Der Himmel wird jetzt gesperrt. Diese Ermordung von Vögeln durch Fledermäuse ist eine Kriegshandlung, und wir werden mit gleicher Münze zurückzahlen. Das Gesetz ist gebrochen worden.“
    Die Eule wandte Schatten ihre mörderischen Augen zu.
    „Ihr Fledermäuse genießt keinen Schutz mehr während der Nacht. Jede Fledermaus, die am Himmel entdeckt wird, in der Nacht oder am Tage, ist des Todes. Wir werden solches Verhalten nicht dulden. Unsere Boten sind bereits zu allen Nestern in der Stadt unterwegs und werden darüber hinaus ausschwärmen, so schnell ihre Flügel sie tragen.“
    „Das könnt ihr nicht machen!“, schrie Schatten zornerfüllt.
    Die Nächte gesperrt. Das bedeutete, keiner von ihnen war von nun an mehr sicher. Er dachte an seine Mutter und den Rest der Kolonie. Waren sie schon weit genug entfernt, oder würde sie die Anordnung der Eulen noch erreichen? Mehr als vorher wusste er nun, dass er sie einholen musste.
    „Es ist bereits geschehen, kleine Fledermaus“, sagte die Eule. „Und wenn dir dein Leben lieb ist, dann sagst du uns, wo wir die Mörder finden.“
    „Wir wissen nichts.“
    Die Eule wandte sich an den Hauptmann. „Ich muss gehen und der königlichen Versammlung Bericht erstatten. Foltert die beiden, bis sie reden, dann schickt nach mir.“
    „Jawohl, Exzellenz.“
    Die Eule breitete die Flügel aus, und die Tauben machten ihr Platz, als sie majestätisch durch den Turm aufstieg und in den Nachthimmel verschwand.
    „Macht die Fledermäuse bereit zur Amputation“, befahl der Hauptmann den Wachen.
    Schatten hatte das Gefühl, dass alle Gelenke lose und wässrig wurden.
    „Was bedeutet Amputation?“, fragte er Marina.
    „Ich weiß nicht“, stammelte sie, „ich weiß nicht …“
    „Pick!“, kam ein tiefer unheilvoller Singsang von den Vögeln. „Pick, pick, pick, pick.“
    „ Krrrreieieieieischschsch!“
    Schattens Ohren zuckten entsetzt. Eine Gruppe Tauben wetzte die Schnäbel an einem Stein.
    „ Krrrreieieieieischschsch! Krrrreieieieieischschsch!“
    Plötzlich verstand er. Sie schärften ihre Schnäbel.
    „Eure Strafe ist der Verlust eurer Flügel!“, ordnete der Hauptmann an. „Ihr könnt zu euren Fledermausfreunden zurückkriechen und ihnen sagen, dass die Tauben dieser Stadt diese Gräueltat nicht vergessen werden. Packt sie!“
    „Greift ihre Flügel!“, rief der Wächter am Boden. „Haltet sie am Boden fest!“
    Tauben kamen von ihren Plätzen herab und drängelten herbei. Sie würden ihm die Flügel nehmen, sie abpicken, sodass er nie mehr fliegen könnte, nie mehr sein Zuhause erreichen würde. Er fühlte sich machtlos und nackt in der hellen Beleuchtung. Das Licht!
    „Mir nach!“, zischte er Marina zu.
    Er machte einen Sprung nach vorn und über den Kreis der Tauben, landete hinter ihnen auf dem Boden ganz in der Nähe des blendenden Lichtkegels. Er schloss die Augen. Er breitete die Flügel aus, verdreifachte urplötzlich seine Größe und entblößte mit einem grauenhaften Schrei die Zähne. Überrascht sprangen drei Tauben zur Seite. Marina landete neben ihm. Schatten suchte nach der rauen Oberfläche der Dachpappe.
    „Schieb!“, drängte er sie. „Deck das Licht ab!“
    Mit vereinten Kräften packten sie die Dachpappe mit den Krallen und schoben. Sie rutschte schnell über den Boden.
    „Greift sie euch!“, brüllte der Hauptmann. „Fasst sie an den Flügeln!“
    Aber im Turm herrschte plötzlich totale Finsternis. Schatten wusste, das war jetzt ihre letzte

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