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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Fledermaus schien besorgt. „Ich habe sie nur gehört, als sie über die Stadt geflogen sind. Es sind Fremdlinge, und ich glaube nicht, dass sie schon lange hier sind. Aber sie haben etwas Beängstigendes in Bewegung gesetzt.“
    Schatten wusste, er meinte die Eulen, die den Luftraum gesperrt hatten. Und Zephir hatte Recht: Das bedeutete Gefahr für jede einzelne Fledermaus.
    „Aber warum haben die Fledermäuse die Tauben angegriffen?“, fragte Marina.
    „Warum sollten sie nicht?“, sagte Schatten mit einem verächtlichen Schnauben. „Denk nur daran, was die Tauben beinahe mit uns getan haben. Und die Eulen, die unsere Zuflucht niedergebrannt haben. Und meinen Vater getötet haben. Sie haben es verdient.“
    „Vielleicht hast du Recht“, sagte Zephir. „Aber daraus könnte sich ein Krieg entwickeln, und ein Krieg ist nichts, worauf man hoffen sollte.“
    Schatten knurrte. Aber was, wenn Krieg sich als die einzige Lösung herausstellte? Auch Zephir konnte nicht alles wissen. Frieda hatte gesagt, dass sie gegen die Vögel nicht gewinnen könnten, aber was war mit diesen zwei Riesenfledermäusen? Wenn es genügend viele von denen gab …
    „Nun, es wird mir bedeutend leichter ums Herz sein, wenn wir die Stadt erst einmal hinter uns gelassen haben“, sagte Marina. „Also, sobald unser Wunderknabe hier ausgeknobelt hat, wo wir langfliegen müssen …“ Erwartungsvoll blickte sie Schatten an.
    Er seufzte. Er wusste, er hatte den richtigen Turm gefunden und das Kreuz passte genau. Aber irgendwie wusste er auch, dass das nicht reichte. Es gab noch ein weiteres Stück in dem Puzzle, und ohne das hatte er nichts in der Hand.
    Hinter den Steinmauern der Kathedrale ertönte ein gedämpftes metallenes Geräusch, und Schatten spitzte die Ohren.
    Bong …
    Dann noch einmal:
    Bong …
    Es war das gleiche Geräusch, das sie letzte Nacht im Turm der Tauben gehört hatten. Der falsche Turm, aber Schatten war sich doch sicher, dass es das Geräusch von der Karte seiner Mutter war.
    „Wozu dient das?“, fragte er Zephir ungeduldig.
    „Das ist die Art, wie die Menschen die Zeit messen. Ein Schlag für jede Stunde.“
    Bong … bong …
    Er rief sich die Klangkarte seiner Mutter ins Gedächtnis zurück … wie oft hatte es in seiner Erinnerung geschlagen? Siebenmal? Ja, genau, siebenmal! Und letzte Nacht hatte er nur drei Schläge gehört.
    Bong …bong – das waren bislang sechs.
    Atemlos wartete Schatten. Und dann kam der Letzte:
    Bong.
    Siebenmal Bong. Das war die richtige Zeit. Und dieser Turm war der richtige Ort.
    Er hatte den Eindruck, dass Turmhelm und Kreuz ihn eindringlich aufforderten, ihnen erneut seine Aufmerksamkeit zu widmen.
    „Komm mit!“, rief er Marina zu.
    Ohne Erklärung arbeitete er sich durch den Schacht zurück in den Turmhelm und dann durch den Schlund eines Wasserspeiers ins Freie. Er flog durch das klaffende Maul und wirbelte zur höchsten Spitze des Turmes empor. Marina und Zephir folgten unmittelbar hinter ihm.
    „Ich glaube, ich verstehe jetzt!“, sagte er zu Marina. „Meine Mutter hat mir die Zeit angegeben und den Ort, an dem ich sein soll, damit ich mithilfe der Sterne unseren neuen Kurs festlegen kann.“
    Schatten hing mit dem Kopf nach unten von der Querstange des Kreuzes herab. Glücklicherweise war es eine klare Nacht. Über den ganzen Himmel waren Sterne verstreut. Die Klangkarte seiner Mutter war sehr genau. Offenbar musste er sich genau im Mittelpunkt des Kreuzes befinden. Er rückte dorthin. Um den Schnittpunkt der Kreuzbalken lag ein metallener Ring. Ein Kreuz in einem Kreis. Nun erkannte er das Bild!
    Innerhalb des Kreises war der Himmel durch das Kreuz in vier Sektoren eingeteilt.
    „Also, wonach suchen wir?“, hörte er Marina fragen.
    Eine Kette von Sternen zog sich durch drei der vier Sektoren. Welchen davon suchte er? Er rief sich noch einmal die Klangkarte in Erinnerung.
    Sterne.
    Der Himmel in vier Teile geteilt.
    Ein Stern, der heller strahlte als alle anderen und auf ihn zuzufliegen schien.
    Der obere rechte Sektor.
    Da sollte er nachschauen.
    Und da war er, genau dort, wo seine Mutter ihn hingesungen hatte – ein heller Stern. Ihr Stern.
    „Ich hab ihn!“, rief er und deutete mit der Flügelspitze auf ihren Stern. „Alles, was wir tun müssen, ist direkt auf ihn zuzufliegen! Einfach, nicht?“
    „Sternen zu folgen ist eine kitzlige Angelegenheit“, sagte Zephir. „Sie bewegen sich, wisst ihr.“
    „Tun sie das?“ Natürlich taten sie das. Wie blöd! Er

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