Silberflügel: Roman (German Edition)
sagte der Fürst, als er ihre Blicke bemerkte. „Ihr seid überrascht, wie viel ich weiß. Ich bekomme Berichte. Ich bin über das Neueste informiert.“
Er schaute in die Runde auf die versammelten Ratten, als wollte er sie herausfordern ihm zu widersprechen.
„Der König höchstpersönlich schickt mir Boten!“ Seine Augen wandten sich mit einem Ruck wieder Schatten und Marina zu. „Und ich weiß Bescheid über die bösartigen Angriffe, die ihr und eure Vogelverbündeten nachts unternommen habt. Ihr habt Ratten getötet und ebenfalls einige von unseren Vettern, den Eichhörnchen und Mäusen.“
Schatten wurde ganz schlecht, als er plötzlich verstand. Er erinnerte sich an die Ratten, die Goth getötet hatte. Wie viele, konnte er nicht sagen. Und wer wusste schon, wie viele mehr, seit sie sich getrennt hatten. Der Fürst dachte, Goth und Throbb wären Vögel …
„Schwarze Eulen, nicht wahr?“, sagte Fürst Remus und Speichel flog ihm aus dem Mund. Er schaute nach oben, als erwartete er, dass eine von ihnen herabgestürzt käme. „Die schwarzen Eulen sind eure Bundesgenossen. Sprecht!“
Schatten wusste nicht, was er sagen sollte. Die Vorstellung, Fledermäuse könnten sich mit Eulen verbünden, war absurd. Das war unmöglich. Aber die Wahrheit zu sagen, hatte keinen Sinn. Der Fürst würde ihm niemals glauben und er wollte nicht riskieren, ihn noch wütender zu machen, als er sowieso schon war.
„Ja, Eure Hoheit“, sagte Schatten. „Die schwarzen Eulen haben sich mit einer Gruppe von Dschungelfledermäusen zusammengetan.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Marina ihn schnell anblickte, aber er wollte sich nicht umwenden, um ihr in die Augen zu sehen.
„Dschungelfledermäuse?“ Mit einem Ruck beugte sich Remus vor. Er schaute auf die Rattenversammlung um ihn herum, dann zu seinem ersten Wachoffizier. „Warum habe ich nichts gehört von diesen Dschungelfledermäusen? Wie soll ich denn mein Reich regieren, wenn mich niemand informiert?“
„Das ist der Grund, weshalb wir zu euch gekommen sind, Eure Hoheit“, erklärte ihm Schatten. Er fantasierte angestrengt und betete, dass ihm weiterhin die passenden Worte einfielen. „Wir wollten euch genau darüber informieren, was vor sich geht. Diese Fledermäuse kommen aus dem Dschungel und haben uns andere verraten, indem sie sich auf die Seite der Eulen geschlagen haben und gleichermaßen gegen Fledermäuse und Ratten vorgehen.“
„Dschungelfledermäuse …“, murmelte Fürst Remus vor sich hin, als ob er immer noch nicht fassen könnte, dass er davon noch nie gehört hatte. Er blickte Schatten misstrauisch an.
„Wer hat euch geschickt?“
Bevor er eine Antwort formulieren konnte, sprach Marina: „Die großen Ältesten der Fledermäuse in den Bergkolonien“, sagte sie. „Ihr seid in unseren Reichen wohl bekannt. Jederman kennt den Namen von Fürst Remus.“
„Selbstverständlich tun sie das“, sagte der Rattenfürst hochmütig. „Selbstverständlich kennen sie mich. Und fürchten mich, jawohl, fürchten mich und die Macht meines Königreiches …“
Er machte eine Pause und fixierte Schatten. In seinen Augen blitzte eine Schlauheit auf, die Schatten vorher nicht wahrgenommen hatte.
„Es ist sehr freundlich von euch Fledermäusen, mich zu warnen.“
Schatten nickte und wartete ab.
„Sehr großzügig von euch“, sagte der Fürst leise.
„Wir wollten nicht, dass es ein Missverständnis gibt.“ Schatten spürte, wie kalter Schweiß durch sein Fell rann. „Diese Dschungelfledermäuse sind Verräter. Unsere Kolonien wollen den Frieden mit euch bewahren.“
Der Fürst blickte ihn immer noch starr an, als ob er versuchte, sich in seinen Kopf hineinzubohren. Schatten wagte nicht wegzugucken.
„Ihr lügt.“
„Nein, Eure Hoheit …“
„Dies ist eine Falle, nicht wahr? Ihr plant einen Überraschungsangriff. Schau dich um! Siehst du die Anzahl Soldaten, die ich hier habe? Glaubst du, ihr seid die Einzigen mit mächtigen Freunden? Ich bin dem König bekannt! Ich kann ihn um Hilfe bitten! Ich kann unsere Bundesgenossen unter den Vierfüßlern herbeirufen. Wildhunde, Waschbären. Sogar die Wölfe werden Fürst Remus zu Hilfe kommen. Wir können euch vernichten!“
„Eure Hoheit, bitte …“ Alles brach auseinander.
„Ich will die Position eurer Truppen wissen.“
„Ich weiß nicht …“
Schattens Kopf wurde in den Matsch gedrückt, brauner Schleim drang ihm in die Nase. Er strampelte heftig, aber der Wächter hielt ihn mit
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