Silberlicht
und legte seine Hand genau an der Stelle auf die Bettdecke, an der ich saß. Rasch zog ich mich in eine Ecke zurück, während er unter die Matratze griff. Sein Gesicht verhärtete sich, und er zog etwas darunter hervor. Als er die Zeitschrift sah, lachte er und legte sie an ihren Platz zurück. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die Vorderseite, auf der eine Frau in einem winzigen Badeanzug aus einem Pool stieg. Mitch lächelte, während er sich anschickte, unter das Bett zu sehen.
Er zog James’ Schatzkiste hervor und sah hinein. Stirnrunzelnd nahm er das Kunstbuch heraus, zuckte ratlos mit den Schultern und legte es beiseite. Gerade wollte er das Lyrikbuch öffnen, als der Mann mit dem Tuch um den Kopf in den Flur trat.
»Du wirst noch zum Drogenfahnder«, bemerkte er.
Mitch schob die Kiste zurück und stand auf.
»Warum bist du noch hier?«, fragte er. »Ich muss zur Arbeit.«
»Kannst du mich mitnehmen?«
Mitch und sein Kumpel hörten, dass die Dusche im Bad abgestellt wurde, und verließen Billys Zimmer. Ich setzte mich zaghaft auf das Bett, aus irgendeinem Grund immer noch ängstlich darauf bedacht, keine Bewegung zu verursachen.
Als James in die Tür trat, trug er ein Handtuch wie einen Kilt um die Hüften, und sein Haar war noch tropfnass. »Ich muss mich anziehen«, sagte er entschuldigend und ging zögernd zur Kommode.
»Ich werde dich so lange allein lassen«, antwortete ich und glitt eilig durch die Wand. Ich verweilte bei den Büschen vor dem Haus, in der Nähe des Fensters. Die Sonne versuchte, durch die Wolken zu dringen, und jedes Blatt war nass und sauber. Dann tat ich etwas, was ich noch nie getan hatte. Ich sah meinem Bewahrer zu, wie er sich ankleidete. Schuldbewusst, wie ein Spanner, blieb ich am Fensterbrett stehen und sah zu, wie James das Handtuch auf sein Bett warf und ein Paar grauer Shorts aus der obersten Kommodenschublade zog. Er stieg hinein, und ich wollte eigentlich wegsehen, doch ich konnte es nicht. Es war nicht nur seine Nacktheit, die mich fesselte. Es war alles an ihm. Er ließ die Tür zum Flur offen stehen und kümmerte sich nicht um die anderen Männer. Und doch waren seine Bewegungen hastig, als ob er mich nicht warten lassen wolle und zu höflich sei, um bei meiner Rückkehr noch nicht fertig angezogen zu sein.
Ich fühlte mich wie eine Sünderin, doch ich musste ihm einfach zusehen, wie er sich Hose und Pullover überstreifte. Waren es seine starke Brust und seine Armmuskeln, die mir so gefielen, oder war es einfach James? Er wollte gerade seine Schuhe vom Boden aufheben, überlegte es sich jedoch anders. Als er aus dem Raum ging, kam ich durch die Wand zurück und fand ihn im Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch fallen ließ und das kleine Kästchen aufhob, das den Fernseher kontrollierte.
»Haben wir was zu essen?«, rief James laut. »Vielleicht sollte ich einkaufen gehen.«
Mitch erschien in der Küchentür. »Eine halbe Pizza ist noch übrig. Du gehst nirgendwohin. Mach sauber, wenn du dich nützlich machen willst.«
Der andere Gentleman kam aus dem Flur und stopfte sein Hemd in eine fleckige Hose. »Zick nicht rum«, sagte er lachend zu James. »Wir müssen zur Arbeit, während du hier sitzen, MTV gucken und dir gemütlich einen runterholen kannst.«
James zögerte mit seiner Antwort, als müsse er von einer Sprache in die andere übersetzen. »Fick dich.« Er schaltete den Fernseher ein, zappte in einen Film, in dem sich Autos eine wilde Verfolgungsjagd lieferten, und drehte den Ton leiser. Er ließ sich so tief in die Couch sinken, bis er fast lag. Mitch und sein Kumpel griffen nach ihren Schlüsseln und Jeansjacken und nahmen sich eine halbvolle Flasche Bier von dem kleinen Tisch, der vor James stand.
»Viel Spaß«, sagte er.
»Ich werde an dich denken, Benny«, erwiderte James, ohne aufzublicken.
Benny blieb mit dem Bier an den Lippen stehen. »Was hast du gesagt?«
Mitch drückte ihm eine abgewetzte Baseballkappe in die Hand. »Ignorier ihn.«
James wartete, bis die beiden die Haustür hinter sich geschlossen hatten, dann setzte er sich auf und machte den Fernseher aus. Er behielt die Tür im Blick, bis er Mitchs Auto aus der Einfahrt brausen hörte.
»Er wird den ganzen Tag über weg sein«, sagte James. »Warte auf mich.« Ich beobachtete ihn, wie er von Zimmer zu Zimmer eilte, den Abfall zusammensammelte und in die Mülltonne warf, das Geschirr in die Spülmaschine in der Küche räumte und Kleider und Handtücher in die Waschmaschine
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