Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberlicht

Silberlicht

Titel: Silberlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
Vom Netzwerk:
hinauf. »Wir werden heute hier zusammen mittagessen.«
    »Warum?«
    Er lachte, als er einen Schlüssel vom Türrahmen nahm.
    Als er die Tür aufstieß, blieben wir wie versteinert stehen. Libby, die nichts außer einem Lächeln trug, saß rittlings auf Mitch. Auch er hatte nichts weiter am Leib als seine Tätowierungen. Ich versteckte mich hinter James, der einfach nur bestürzt dastand.
    »Hoppla«, sagte Libby.
    »Libby«, sagte James ungläubig. »Hallo.«
    »Hi«, gab sie freundlich zurück.
    Ich trat einen Schritt zurück auf die Veranda.
    »Was zum Teufel …« Mitch klang verärgert.
    »Entschuldigung«, sagte James. Er wandte den Blick ab.
    »Was machst du zu Hause?«
    »Ich habe Mittagspause, Arschloch.« Das Rascheln der Kleidung übertönte die Gitarrenklänge aus dem Radio. »Du solltest doch in der Schule sein«, sagte Mitch.
    »Ich habe ein Buch vergessen«, erwiderte James.
    »Verdammte Scheiße«, murmelte Mitch, und das Radio verstummte.
    »Hast du Rayna nicht gesagt, dass du dir eher deine Hand abhauen würdest, als mit Libby auszugehen?«, flüsterte James.
    »Halt die Klappe, Klugscheißer.«
    »Man kann seine Meinung ja ändern, nichts dabei.«
    Libby trat auf die Veranda und rückte ihren BH zurecht.
    »Wir wollen was essen gehen«, sagte Mitch.
    »Ich fahre«, bestimmte Libby. »Will Billy mitkommen?«
    »Nein, will er nicht«, knurrte Mitch.
    »Kann ich das Auto haben, wenn ihr das von Libby nehmt?«, fragte James.
    »Auf keinen Fall.«
    »Nur zur Schule und dann gleich wieder zurück nach Hause«, sagte James.
    Nach einer kurzen Pause seufzte Mitch. »Wenn irgendwas passiert, bist du tot.«
    Libby bemerkte mich und lächelte. »Hallo.«
    »Das ist eine Freundin von mir«, erklärte James.
    Mitch folgte Libby auf die Verandastufen. »Hol dein Zeug, verschwinde und sperr ab«, sagte er, während er und Libby in ihr verbeultes rotes Auto stiegen.
    »Mach ich«, versicherte James.
    Ich ging ins Wohnzimmer. Der Geruch von Bier und Kiefernnadeln hing in der Luft. Sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, begann James mich so drängend zu küssen, als sei er ein Schiffbrüchiger auf dem weiten Meer, der frisches Wasser aus meinen Tiefen schöpft. Entschlossen umfasste er meine Hüften, hob mich hoch, so dass meine Zehen kaum noch den Boden berührten, und trug mich in sein Zimmer. Ich kreischte, als das Bett unter unserem Gewicht knarrte.
    Wieder erstaunte mich mein unverhohlenes Verlangen. Es war, als wäre Sex etwas, das wir gerade erst erfunden hatten. Eine magische Verbindung, die nur unsere beiden Geister kreieren konnten.
    Ich streifte sein Hemd ab, doch die Metallknöpfe seiner Hose saßen zu fest. »Hilf mir«, sagte ich lachend. Er küsste meinen Nacken so leidenschaftlich, als brauche er das Salz auf meiner Haut zum Überleben. Zu meiner eigenen Überraschung begann ich zu weinen.
    »Habe ich dir weh getan?« Er strich mir das Haar aus den Augen.
    »Nein.« Dann bemerkte ich, dass James’ Hose um seine Fußknöchel hing und seine Schuhe bedeckte. Mit einem Fuß stieß ich gegen die Jeans und begann zu lachen. James schien erleichtert, dass meine Tränen versiegt waren.
    Sorgfältig legte er seine Kleidung ab und machte sich dann an meiner zu schaffen. Ich ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Das Zimmer roch nach Zeitungen, was mich einen absurden Stolz empfinden ließ, lebendig zu sein und die Welt um mich herum riechen und schmecken zu können.
    »Ich möchte am liebsten die ganze Nacht bei dir sein«, sagte ich.
    »Mit dir an meiner Seite hätte ich nie wieder Alpträume«, antwortete James.
    »Du hast Alpträume?«
    Es schien ihm ein wenig peinlich zu sein.
    »Wovon träumst du?«, frage ich.
    »Ich schreie Mitch an. Zumindest denke ich, dass es Mitch ist. Ich warne ihn vor irgendeiner Gefahr, doch er kann mich nicht hören.«
    »Ich möchte die ganze Nacht mit dir verbringen, jede Nacht«, erklärte ich ihm.
    »Irgendwann.« Er breitete die Bettdecke über uns aus und legte seinen Arm um mich. Dann bemerkte er meinen verzweifelten Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Bald.«
    »Wie bald?«
    »Na ja, wir sind fast volljährig. Mit achtzehn können wir einen eigenen Haushalt gründen.«
    »Warum müssen wir so tun, als seien wir jung?«, wollte ich wissen. »Wir könnten doch lügen, oder? In eine andere Stadt ziehen und behaupten, dass wir einundzwanzig sind.«
    Die Vorstellung schien ihm zu gefallen.
    »Wann wirst du volljährig?«, drängte ich. »Ich meine, wann wird

Weitere Kostenlose Bücher