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Silberlicht

Silberlicht

Titel: Silberlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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Hausfrauenbügeleisen hinter sich gelassen hatte. Gespannt beobachtete ich, ob sie sich gegen ihn durchsetzen würde.
    »Nein, schon gut«, sagte sie müde. »Wir spielen
Scrabble,
das geht schneller.«
    Resigniert räumte sie Spielbrett und –steine vom Tisch.
    »Das klingt gut«, erwiderte Dan.
    Cathy holte eine andere Schachtel hervor und öffnete sie. Ein Glück, dieses Spiel verstand ich besser, da ich Mr. und Mrs. Brown schon einige Male dabei zugesehen hatte.
    »Cathleen?« Dan versuchte, zärtlich zu klingen, was ihm jedoch misslang.
    Cathy erwiderte seinen Blick und verzog ihren Mund zu einem aufgesetzten Lächeln.
    »So ist’s recht«, grinste er und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    Während Cathy die Spielsteine verdeckt herum ausbreitete, war ich drauf und dran, herzhaft in die Pizza zu beißen.
    »Möchtest du heute nicht das Tischgebet sprechen, Püppchen?«
    Andächtig schlossen sie die Augen und senkten die Köpfe, Cathys Finger verkrallten sich ineinander. Ich faltete ebenfalls die Hände, schloss die Augen und versuchte, mich an ein Gebet zu erinnern. In Gedanken sah ich ein knochenbleiches Tischtuch mit blauen Veilchen. Ich konnte Fensterläden klappern hören und Zweige, die gegen eine Hauswand schlugen. Der Tisch bebte, und die blumenumrankten Ecken schlugen um sich, als würden sie zum Leben erweckt. Ich blickte durch den dämmrigen Raum – zur Feuerstelle mit dem Topf, zum Waschbecken und der Pumpe sowie dem Strohbesen in der dunklen Ecke. Obwohl die Fenster geschlossen waren, knarzten die Scheiben in den Rahmen, und ein Phantomluftzug kräuselte das Tuch über dem Tisch. Ich balancierte etwas Schweres auf meiner linken Hüfte.
    »Kein stilles Gebet.« Dans Stimme brachte mich in die Gegenwart zurück.
    »Lieber Gott …« Ich schloss erneut die Augen, dankbar, dass meine Gedanken nicht zu dem bebenden weißen Tuch zurückkehrten. »Segne diese Mahlzeit. Amen.«
    »Amen«, echote Dan. Ich mied Cathys Blick, doch ich spürte, wie sie mich fixierte. Bestimmt hatte sich Jenny anders angehört, wenn sie betete.
    Die Pizza war köstlich. Ich versuchte, jede Einzelheit herauszuschmecken, inspizierte das Stück in meiner Hand und versuchte die Gewürze zu verstehen. Es war wie das Rezept für Ketchup, doch weniger süß und mit mehr Pfeffer. Eine Erinnerung an einen dicken Brocken braunen Zucker, der sich in einem Topf voll schmorender Tomaten auflöste, wehte an mir vorbei.
    »Nimm dir die Buchstaben«, sagte Cathy plötzlich.
    Ich wählte sieben Rechtecke und stellte sie in einer Reihe auf mein hölzernes Bänkchen. Dan sah auf die Uhr, während Cathy das oberste Blatt eines kleinen Blocks umblätterte.
    Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich einen Schluck Root Beer und muss wohl ein überraschtes Geräusch von mir gegeben haben, da sich beide zu mir umwandten. Ich entspannte mich, als das Brennen in meinem Mund nachließ und einen süßen Geschmack nach Anis und Vanille zurückließ.
    »Schmeckt wie Ingwerbier«, sagte ich lächelnd. »Das mag ich.«
    »Bier?« Cathy sah mich entsetzt an. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Sie macht Witze«, warf Dan ein.
    Die Pizza war mir lieber als
Scrabble,
doch ich machte meine Züge, ohne Verdacht zu erregen. Als das Telefon klingelte und Cathy abhob, blickte Dan sie aufmerksam an.
    »Hallo?« Nach einem kurzen Zögern fügte Cathy hinzu: »Ich kann Sie nicht hören. Ich lege jetzt auf.«
    Sie kehrte zum Tisch zurück. »Ich hasse das.«
    »Verwählt?«, fragte Dan.
    »Es hat sich niemand gemeldet«, erwiderte Cathy, während sie sich setzte. »Soll ich * 69 wählen?«
    »Nein«, sagte Dan. »Wenn derjenige noch einmal anruft, gehe ich ran.«
    Sie warf ihm einen Blick zu.
    »Es könnte ja ein obszöner Anrufer sein«, fügte er schnell hinzu.
    Prompt klingelte das Telefon erneut, und Dan erhob sich. »Ja?«, sagte er in den Hörer. »Steve, hallo. Hast du gerade angerufen? Nein? Dann hat wohl jemand die falsche Nummer gewählt. Was gibt es?« Er lauschte kurz in den Hörer hinein und sagte dann: »Okay, das klingt gut.« Erneute Pause. »In einer halben oder dreiviertel Stunde.«
    Cathy fingerte an ihren Spielsteinen herum.
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Dan und drehte uns den Rücken zu. »Ich weiß, mir geht es genauso. Mach dir keine Sorgen.« Etwas in seiner Stimme ließ Cathy aufhorchen. »Alles wird gut laufen. Bis später.« Er legte auf, kam an den Tisch zurück und mied Cathys Blick.
    »Du hast noch nicht gezogen«, sagte sie mit

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