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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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legte den Kopf schief. »Nein, nicht zum Reden.«
    Damit fuhr er zu mir herum und sprang. Im gleichen Augenblick raschelte Stoff, dann flog ein alter Übermantel durch die Luft und breitete sich aus wie das Netz eines Fischers. Er fiel über Ursiels Gesicht, und der Dämon hielt frustriert heulend inne. Dann griff er nach oben und riss sich den Mantel vom Kopf.
    Jetzt stellte sich der große junge Schwarze zwischen Ursiel und mich und zog einen langen, schweren Säbel aus der Scheide an seiner Hüfte. In seiner Waffe summte die gleiche Kraft wie in Shiros Klinge, doch sie fühlte sich etwas anders an, wie eine andere Note in ein und demselben Akkord. Auch von dieser Waffe ging ein silbernes Strahlen aus. Der junge Mann sah sich zu mir um, warf mir aus dunklen, leidenschaftlichen Augen einen kurzen Blick zu und wandte sich mit grollendem Bass und starkem russischem Akzent wieder an den Dämon. »Ursiel, lass ihn gehen. Du hast hier keine Macht.«
    Ursiel fauchte, die orangefarbenen Augen funkelten heller denn je. »Sanya, Verräter. Glaubst du wirklich, einer von uns fürchtet einen der drei, wenn du ihn in deinen kümmerlichen Händen hältst? So sei es. Ich werde euch alle vernichten.« Sanya lud ihn schweigend mit einer höflichen Geste ein. Ursiel stürzte sich brüllend auf ihn. Der große Mann hielt den Säbel vor sich, die Klinge traf Ursiels Schulter und drang tief in Muskeln und Sehnen ein. Sanya stemmte sich gegen den Aufprall, rutschte gut zehn Zentimeter zurück, hielt jedoch stand und schützte mich vor dem Dämon.
    Jetzt stieß Shiro einen gewaltigen Schrei aus, den ich diesem kleinen, alten Mann nie zugetraut hätte, während Ursiel zuckte und sich vor Schmerzen wand. Sanya rief etwas, möglicherweise auf Russisch, legte beide Hände an den Griff des Säbels, setzte nach und warf den Dämon auf den Rücken.
    Sanya ließ nicht locker, sondern blieb dicht bei dem Dämon und legte sein ganzes Gewicht in die Bewegung, als er den Säbelgriff herumdrehte.
    Er war zu schnell vorgegangen. Ursiels Pranke traf ihn an der Schulter, ich hörte Knochen brechen. Der Hieb warf den jungen Mann zurück, er rollte sich zwar ab, prallte aber gegen eine Wand und stöhnte vor Schmerzen auf.
    Ursiel kam wieder auf die Beine, riss sich mit den Zähnen den Säbel aus der Schulter und ging auf Sanya los. Doch der weißhaarige alte Mann griff die Flanke des Ungeheuers an und lenkte es so von dem Verletzten und zugleich von mir ab. Ein paar Sekunden lang umkreisten der Dämon und der alte Mann einander. Schließlich sprang der Dämon Shiro an und wollte blitzschnell zubeißen.
    Der Greis duckte sich, zog sich zurück, sein Schwert blitzte und traf. Zweimal brachte er dem Dämon Schnitte an den Tatzen bei, doch das schien dessen Wut nur noch zu steigern.
    Der alte Mann keuchte vor Anstrengung.
    »Erst das Alter.« Ursiel schnurrte beinahe, während er erneut angriff. »Nun kommt der Tod, alter Mann. Er hat schon dein Herz gepackt, nun ist es um dich geschehen.«
    »Lass ihn in Ruhe!«, fauchte der alte Mann.
    Ursiel lachte wieder, und seine grünen Augen flammten auf.
    Mit einer ganz anderen Stimme, die überhaupt nicht mehr angenehm, sondern verzerrt und knurrend klang, sagte er:
    »Dummer Prediger. Es ist Zeit zu sterben wie der Ägypter.«
    Shiros Miene veränderte sich. Die gelassene, kontrollierte Kampfeslust wich trauriger Entschlossenheit. Keuchend sah er den Dämon einen Augenblick an, dann nickte er. »So sei es.«
    Wieder griff der Dämon an, und der alte Mann wich zurück, bis das Wesen ihn in die Enge getrieben hatte. Er wehrte sich tapfer, bis ein Schlag der Dämonenklauen knapp über dem Griff die silberne Klinge traf und sie ihm aus der Hand schlug. Keuchend presste Shiro sich in die Ecke und legte die rechte Hand auf die linke Brustseite.
    »So endet es nun, Ritter«, schnurrte der Dämon mit seiner wohlklingenden Stimme.
    »Hai«, stimmte der alte Mann leise zu. Er blickte über sich zu einer Feuerleiter, die drei Meter über dem Boden endete. Stahl knirschte, als eine schemenhafte Gestalt über das Geländer der Plattform sprang. Wieder summte eine Klinge vor Macht. Gebückt landete der neue Angreifer neben der Kreatur.
    Ursiel zuckte einmal und kippte langsam zur Seite um, während sein monströser Kopf über den Boden rollte. In allen vier Augen erstarb das Licht.
    Der dritte Ritter entfernte sich vom Leichnam des Dämons. Er war groß und breitschultrig, sein dunkles, kurzgeschnittenes Haar war teilweise

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