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Silbermuschel

Silbermuschel

Titel: Silbermuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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tanzten im flirrenden Licht. In der Ferne hupte zweimal der Dampfer, dann wurde es wieder ganz still. Das leichte Glucksen des Wassers klang schwächer als das Pulsieren des Blutes. Nahe beim Ufer ragten einige Bäume aus dem Wasser. Flecken verschwommenen Sonnenlichts bewegten sich gleich zitternden, beflügelten Wesen auf dem Grund. Ein Schwarm kleiner Fische flitzte hin und her; sie quirlten und sprudelten, als trügen sie kleine Perlen im Maul. Nahe beim Ufer schimmerte das Wasser durchsichtig, doch gleich hinter den Bäumen fiel der Hang fast senkrecht ab. Aus der schwarzblauen Dunkelheit ragten seltsam geformte Felszacken. Ken setzte sich auf einen Baumstamm, während ich nahe an das Wasser herantrat. Fasziniert blickte ich in die tintenblauen Schatten. Ein unentwegtes Zittern bewegte das Wasser; rötliche Punkte zuckten auf, zerflossen oder zerplatzten wie Blasen. Mir war, als ob die Felsen mit mahlenden Bewegungen langsam hin und her glitten. Nach einer Weile strich ich mein Haar zurück und wandte Ken den Kopf zu. Er erwiderte meinen Blick wie ein Mann, der mit halbem Geist woanders ist.
    »Siehst du etwas?« fragte er. Seine Stimme klang seltsam müde.
    »Ein paar Felsen. Wie tief das Wasser hier ist! Und die Farbe verändert sich ständig, wie ein Prisma.«
    Ich lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln, doch nur schwach. Sein Ausdruck war ernst, fast entrückt, als ob ihn Bilder gefangennahmen, die keinen Sinn 316
    ergaben. Wortlos streckte er die Hand nach mir aus. Ich stapfte die Böschung empor, setzte mich zwischen seine Beine und lehnte den Kopf an seine Brust. Ich fühlte, wie er gepreßt atmete.
    »Was ist mit dir?« fragte ich leise.
    Er antwortete nicht, sondern schlang die Arme um mich, vergrub seinen Mund in meinem Haar. Ich spürte, daß er mich begehrte, aber anders als sonst, auf eine heftige, fast schmerzliche Art. Die warme, lebendige Umarmung ließ mein Herz schneller schlagen. Ich drehte mich um, nahm seinen Nacken in beide Hände. Er neigte den Kopf. Meine Lippen wanderten über seine Stirn, über seine Augenlider.
    Er sagte nichts, ließ mich gewähren, mit unbewegtem Gesicht, und es war, als ob unter seinen geschlossenen Lidern irgendwelche Bilder von Schmerz und Dunkelheit vorbeizogen. Als mein Mund sich auf den seinen legte, zuckte er kurz zusammen, bevor seine Lippen sich öffneten, er mich mit lähmender Kraft in seine Arme schloß und wir gemeinsam auf den weichen Waldboden sanken. Er lag auf mir mit seinem ganzen Gewicht, die Arme um mich geschlungen und sein Gesicht so fest an mich gedrückt, daß es weh tat. Es war plötzlich etwas an ihm, für das ich kaum eine Bezeichnung finden konnte, eine Stumpfheit in den Augen; durch sein Schweigen hindurch fühlte ich einen Kummer, von dem ich nichts wußte, außer daß er nicht mich betraf. Vielleicht gab es Dinge in seinem Leben, die ich nie erfahren würde, Worte, die in seinem Inneren verdorrten. Ich zeige meine Tränen nie, hatte er gesagt. Und nur sein Schweigen setzte Zeichen für das, was ihn bedrückte. Wohin gingen seine Gedanken? Ich wollte nicht an etwas rühren, das ich nicht auf mich nehmen konnte. Ich wußte nur, daß er verletzlich war, und zum ersten Mal, seit wir uns kannten, war er es, der Beruhigung, Zärtlichkeit und Trost suchte. Ich legte die Arme um ihn, ich wollte ihm alles geben, was ich geben konnte.
    Nein, sag nichts, wenn du nicht willst, auch nicht im Flüsterton. Alles weiß ich von dir, nur nicht, wer du bist. Ganz egal. Ich liebe dich. Laß mich die Geste finden, die dich tröstet, laß mich an Zärtlichkeiten ausdenken, was deine Schmerzen löscht. Ich habe kein Recht, an die Wände deines Schweigens zu klopfen, sie sind durchsichtig für meine Gefühle. Ich will nicht, daß du meinetwegen die Notlichter in deinem Gedächtnis anzündest.
    Wir küßten uns, lange und heftig, bis unsere Lippen taub wurden, unser Atem stockend ging und leichte heiße Flammen in unseren Schenkeln und Hüften brannten. Ein Gefühl wie Samt, einfach unbeschreiblich. Kens Hände drangen unter mein T-Shirt, schlossen sich um meine Brüste. Die Art, wie er sie streichelte, mit dem Mund über die Adern fuhr, brachte mich zum Weinen. Es war wie die Berührung einer Flaumfeder, ein liebkosender Windhauch. Doch als ich sein TShirt hochriß, fühlte ich seine glühende Haut wie einen plötzlichen Hitzeschock. In drängender Eile öffnete er die Knöpfe meiner Jeans, schob seine Finger tief in meine Scham. Die Bäume standen dicht,

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