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Silbermuschel

Silbermuschel

Titel: Silbermuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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der Nadelteppich auf dem Boden war 317
    weich und trocken. Ich sah über mir das Flimmern der Zweige, ein Sprühfeuer aus Sonne wie rieselndes Gold. Wir fühlten machtlos unser Verlangen; jederzeit konnten Leute vorbeikommen, aber das war uns gleich. Wir bewegten uns sparsam, eingeengt in unseren Kleidern, liebten uns mit den Lippen und den Händen in einer Art stummer Raserei, in der Unschuld und Lust des Körpers unter dem weiten Himmel, der sich klar und gelb über das veilchenblaue Wasser wölbte.
    Aller Zwang, aller Schmerz wurde genommen, langsam umgewandelt, diesem Glück zugeführt, eins zu werden mit dem anderen und gleichzeitig mit den lebendigen Bergen, dem Wasser, den Vögeln, dem Säuseln des Windes. Wie konnten wir schwermütig sein, wenn der Körper, so zärtlich und warm, solch glänzende Schönheit sieht, solch überschwengliche Freude empfindet? Wenn das Herz unter der Hand und den Lippen schlägt, wenn die Leidenschaft alle Ängste stillt und die Liebe sich stark genug weiß, um Schmerzen und Tod zu besiegen?
    Ich halte dich in meinen Armen und trinke den Salzgeschmack aus deinem Mund. Ich streichle dich, ein einziger Trost für Seele und Körper. Ich treibe dich hinaus aus den heimlichen Winkeln deiner Traurigkeit, du sollst dich ihrer nicht erinnern, dafür schenke ich dir mein Leben. Ich erwarte dich, ich träume mit dir; die Seligkeit kreist in uns wie schwebende Wolken. Ich ahne, du trägst eine Wunde in deinem Fleisch, ich heile sie mit meinen Händen und meinem Mund. Jetzt weiß ich, daß ich stark sein kann, und du weißt es auch. Du bist es ja, der mich so gemacht hat, als ich vor Angst fast umkam. Überlaß dich mir. Du trägst in dir so ferne Dinge; vertraue mir, daß ich dich nicht enttäusche. Ich öffne mich ganz für dich, ich wärme dich, ich wiege dich in meinem Schoß. Komm, laß dich fallen. Ja, so ist es gut.
    Er keuchte und grub seine Fingernägel in meine Haut. Ich hielt ihn fest, ich trug ihn in meinen Armen. Trommelwirbel gingen über unsere Herzen, und jeder fühlte die Hitze des anderen. Wir atmeten schwer, unsere Glieder besaßen keine Kraft mehr. Es hatte zuvor einige Minuten oder Sekunden gegeben, während wir aufgehört hatten, innerhalb unserer Grenzen zu existieren, jeder dem anderen völlig preisgegeben, mit ihm vereint. Jetzt fanden wir langsam, ganz langsam zu uns selbst zurück. Ken bewegte sich mit leisem Stöhnen, richtete sich leicht auf und umfaßte mein Gesicht. Sein Mund kam und ging auf meinen Lippen, und die Flut seines starken, schwarzen Haares streichelte meine Stirn. In diesem Augenblick der Ruhe, des Innehaltens, in dem wir neue Kräfte sammelten, blickten wir uns an, stumm und aufgewühlt, sahen uns wie in einem Spiegel. Schließlich sagte ich:
    »Bist du ganz sicher, daß uns keiner gesehen hat?«
    Fältchen zeigten sich in seinen Augenwinkeln.
    »Irgendein Voyeur war bestimmt in der Nähe…«
    »Oh!« Ich setzte mich hoch, zog hastig mein T-Shirt herunter. Er fuhr mit der Hand über die Spitzen meiner Brüste, die unter dem Stoff noch zitterten.
    »Nein, wir sind allein.«
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    Ich atmete schneller, als ich seine Handfläche auf meiner Brust fühlte. Er sah mich an und lächelte. Dann erhob er sich, holte ein Taschentuch hervor und tauchte es ins Seewasser, um sich zu erfrischen. Nach einer Weile kam er zurück, kniete zwischen meinen Beinen und wusch mich. Er tat es sehr langsam und zärtlich, ohne ein Wort, als ob seine Gedanken noch immer in der Ferne weilten. Ich ließ es geschehen, reglos wie ein Kind. Ich wandte Ken leicht den Rücken zu, damit er meinen Büstenhalter hinten wieder zuhaken konnte. Dann packte er mich mit beiden Armen, half mir auf die Füße. Ich schob mein T-Shirt in die Jeans, und Ken legte mir seine Lederjacke um die Schultern. Die Sonne sank tiefer; der Himmel leuchtete wie Bernstein, der Wind wehte jetzt kühl, und das Wasser gluckerte leise.
    Wir setzten uns dicht nebeneinander auf den Stamm und sahen zu, wie die Sonne unterging. Selbst jetzt, wo unser Verlangen für eine Weile gestillt war, brannte die Begierde im Verborgenen weiter. Ein getauschter Blick, eine flüchtige Berührung konnte sie jederzeit wieder entflammen wie Feuer ein Stück trockenes Holz.
    Eine Zeitlang blieben wir stumm, während ich mit Kens Händen spielte. Seine Augen waren auf den See gerichtet. Er schien dort etwas ganz Bestimmtes zu sehen, so daß ich unwillkürlich den Kopf in die gleiche Richtung drehte. Auf dem Wasser war nichts, nur ein

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