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Silbermuschel

Silbermuschel

Titel: Silbermuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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gleichen Zeit. Hinter den Vorhängen leuchtete die Sonne. Die Klimaanlage erstickte das Rauschen der Straße. Ich warf die Decke zurück und stand auf. Noch halb im Schlaf, wankte ich ans Fenster, zog die Vorhänge zur Seite. Unter mir lag die Stadt, schwirrend und funkelnd wie aus hellen Kristallen. Mein Herz klopfte, die hochschwingende Freude nahm mir fast den Atem. Ich ging nackt ins Badezimmer, putzte meine Zähne. Ich wusch mein Haar, stellte mich unter die Brause, zuerst warm, dann kalt. Etwas später, als ich im Zimmer auf- und abging und das Haar an der Luft trocknen ließ, klingelte das Telefon.
    »Ich wollte nur wissen, ob du schon wach bist«, sagte Franca.
    »Wie geht es dir?« fragte ich.
    »Zuviel Whisky bekommt mir nicht.« Francas Stimme klang brüchig. »Ich brauche unbedingt einen Kaffee. Kommst du auch?«
    Ich zog ein T-Shirt und eine bequeme Hose an, gab meinen Haaren Fülle, indem ich den Kopf nach unten hielt und sie mit beiden Händen schüttelte. Dann warf ich meine Tasche über die Schulter und nahm den Aufzug. Die amerikanische Reisegruppe drängte sich um das Frühstücksbüffet. Japanische Geschäftsleute, unauffällig in Dunkelblau und Grau gekleidet, aßen Reis, geräucherten Fisch und tranken dazu Suppe aus dunkelroten Lackschüsseln. Ein italienisch aussehender Ober lief mit einer Kaffeekanne herum. Franca, im beigen Leinenkostüm, saß abseits an einem Tisch und hielt eine Zigarette in der Hand. Sie hatte blaue Ringe unter den Augen.
    »Du bist wirklich beneidenswert«, seufzte sie. »Du schlägst dir die Nacht um die Ohren und siehst aus wie ein Baby.«
    Wir warteten, bis die Amerikaner das Feld geräumt hatten und holten uns unser Frühstück.
    »Ist Charles noch lange geblieben?« fragte ich.
    Sie goß sich Orangensaft ein.
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Immerhin ist er verheiratet.«
    »Tja, was will man machen.« Franca nahm im Stehen einen Schluck. »Jetzt plagt sich der Arme mit dem asiatischen Geheimnis herum. Bei mir weiß er wenigstens, mit wem er es zu tun hat.«
    Wir stellten unsere Tabletts auf den Tisch. Die Scheiben der halbierten Grapefruit waren mit dem Messer gelöst, so daß wir sie essen konnten, ohne den Saft zu verspritzen. Der Ober schenkte uns Kaffee ein. Franca trank mit gerunzelter Stirn.
    »Jetzt ist mir besser«, murmelte sie.
    Zögernd fragte ich:
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    »Liebst du ihn eigentlich?«
    »Es ist wirklich erstaunlich«, meinte Franca, »wie wenig du von diesen Dingen verstehst. Siehst du, Charles und ich empfinden nichts Hochdramatisches füreinander. Charles schüttet mir sein Herz aus, und ich spende ihm Trost, dafür spielt er den Lover und nicht die lästige Klette. Er hat in Japan einiges dazugelernt und sieht ausgezogen besser aus als in frischgebügelten Hosen. Er hat einen schönen Hintern«, schloß sie versonnen, während ich ein weiches Ei mit dem Löffel teilte. Warum konnte ich es nicht auch so empfinden? Franca schien in meinen Gedanken zu lesen.
    »Du, du bist eine Puritanerin. Eine Nonne ohne Gott.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich leise. »Ich glaube an die Kraft der Liebe.«
    »Und ich an den Weihnachtsmann.« Franca musterte mich spöttisch, und ich kam mir kindisch und altmodisch vor.
    Ich strich Marmelade auf ein halbes Brötchen, als Charles auf der Bildfläche erschien, frisch rasiert und akkurat gekämmt. Franca hielt ihm die Wange hin, die er mit spürbarer Zurückhaltung küßte, während er mich mit einem flatternden Seitenblick bedachte.
    »Ach, guten Morgen, mein Schatz! Gut geschlafen?«
    »Frühstückst du mit uns?« fragte Franca.
    »Nein, danke! Ich trinke nur schnell einen Kaffee.« Er setzte sich, rieb sich die Hände und sah an mir vorbei. Franca steckte sich eine Zigarette an.
    »Nun, hat Noriko etwas gemerkt?«
    Charles winkte dem Ober und hielt ihm seine Tasse hin. Sein Gesicht war um eine Schattierung dunkler geworden.
    »Nein, sie schlief schon. Sie wußte ja, daß ich mich mit Kollegen aus der Schweiz treffe.«
    »Keine Fragen also? Auch heute morgen nicht?«
    »Das ist nicht ihre Art«, sagte Charles. »Barbesuche bis spät in die Nacht gehören in Japan zu den beruflichen Verpflichtungen.«
    »Eine praktische Einrichtung«, kommentierte Franca. Charles wechselte rasch das Thema und fragte, warum Franca ein Tonband einem Kassettenrekorder vorzog.
    »Das Ding ist schwerer, aber die Aufnahmen haben eine höhere Qualität, außerdem sieht man mit einem Blick, wie lange das Band noch reicht.«
    Bald hatte Charles

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