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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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Unvermeidlichen immer wieder stellte, zumal er das Töten zu verabscheuen schien.
     
    Er stand plötzlich im Schlafzimmer. Daran musste sie sich auch noch gewöhnen. Und auch an diesen Anblick, er war nämlich nackt, und es störte ihn nicht, dass sie ihn ansah. „Guten Morgen Rúna.“ Er öffnete den Schrank und suchte Kleidung heraus. „Was für ein knackiger Hintern“, stellte sie fest. Viel Zeit ihn zu mustern blieb ihr nicht. Das Anziehen erledigte er ebenfalls im Vampir-Tempo, trug jetzt Jeans, ein helles Hemd und einen dunkelblauen Pulli und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zärtlich zu küssen. „Was möchtest du zum Frühstück?“ Sie hob eine Augenbraue und überlegte. „Kaffee, Müsli, Toast?“, schlug er lächelnd vor. Es war noch zu früh für banale Alltagsentscheidungen, also nickte sie einfach. „Bis gleich, ich warte in der Küche auf dich.“ Ein sanfter Kuss wie Schmetterlingsflügel und er war verschwunden. Heiðar musste schon bald zur Arbeit, deshalb entschied sie, erst nach dem Frühstück zu duschen. Lieber wollte sie noch etwas Zeit mit ihm verbringen. Aufs Klo musste sie trotzdem und schrubbte sich anschliessend rasch die Zähne.
     
    Wie versprochen warteten Heiðar und das Frühstück auf sie. „Darf ich dich einen Moment festhalten? Dann wird es mir leichter fallen, von dir getrennt zu sein.“ – „Weisst du was? Mir geht’s genauso.“ Sie zog ihn an sich und atmete tief seinen kühlen Geruch ein. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und strich über den Stoff des T-Shirts. „Ich muss gleich los.“ Er küsste sie vorsichtig, stupste ihre Nase an und grinste. „Du siehst unglaublich verführerisch aus in diesem Aufzug. Ist dir das bewusst?“ Seine Hand fuhr bis zum Saum des Shirts, blieb dort liegen und brachte die Rückseite ihres Oberschenkels zum Glühen. Rúna erwiderte sein Grinsen und reckte sich, um ihn zu küssen. „Du solltest jetzt gehen, deine Schüler warten. Und danke fürs Frühstück.“ - „Soll ich nach der Arbeit vorbeikommen? So gegen halb fünf?“ – „Unbedingt.“ Sie küssten sich noch ein letztes Mal bevor er erneut verschwand. Sie blieb allein in der Küche zurück und hörte bloss noch leise die Tür ins Schloss fallen.
     
    Eine Stunde später verliess sie seine Wohnung, um ebenfalls zur Arbeit zu gehen. Wie praktisch, dass Heiðar um die Ecke wohnte, so war sie im Nu am Skólavörðustígur angelangt. Heute ging ihr wieder alles leicht von der Hand, sie bearbeitete im Rekordtempo eine Lieferung Neuerscheinungen, bediente dazwischen Kunden und sortierte Bücher ein. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, sich verschiedene Vampir-Romane anzusehen. Sie hatte sich eben zwei Exemplare zur Seite gelegt, die sie genauer studieren wollte, als Dóra mit energischem Schritt auf sie zukam. „Ich sehe, es geht dir wieder etwas besser.“ Rúna machte auf cool und nickte knapp. „Ja, danke.“ Ihre Zugeknöpftheit reizte die Chefin. „Der Tod von Heiðars Mutter ist dir wohl nahe gegangen?“ – „Ja. Es kam so plötzlich.“ – „Und sonst? Alles in Ordnung bei euch?“ Man konnte förmlich sehen, wie Rúna eine Tür zuknallte. Sie hatte keine Lust, mit Dóra über ihre Beziehung zu sprechen. „Ja, alles bestens.“ – „Wer’s glaubt!“, dachte Dóra und strich sich übers Haar. „Was hast du da? Vampirgeschichten? Räumst du bloss auf, oder willst du das tatsächlich lesen?“ – „Ist für meine Schwester, sie mag Fantasy-Geschichten.“ – „Sehr schön.“ Dóra machte auf dem Absatz kehrt und rauschte in ihr Büro.
     
    In der Mittagspause kaufte Rúna in einer Bäckerei ein paar Kleinur für Snorri und Palli und eilte rasch nach Hause. Sie legte das Gebäck auf den Küchentisch und schrieb einen kurzen Brief an die beiden:
     
    Meine beiden Goldstücke!  
    Vielen Dank für eure grossartige Trostaktion - ihr seid echt die Besten! Bei Heiðar und mir ist wieder alles in Butter! Ich bleibe heute bei ihm, ihr braucht also nicht auf mich zu warten.  
    Liebe Grüsse, Rúna
     
    Da sie ziemlich hungrig war, kramte sie im Kühlschrank nach etwas Essbarem, machte sich ein Käse-Sandwich und ass einen Apfel, suchte geschlagene fünf Minuten nach ihrer Sporttasche, in die sie Kleider und ihren Waschbeutel packen wollte, aber keinen Pyjama. Mist, sie war spät dran, um Eins musste sie doch wieder bei der Arbeit sein! Vampir-Tempo wäre ganz praktisch, aber vielleicht ein bisschen auffällig. Sie schaffte es schliesslich auch im

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