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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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ein Nachteil sein, falls sie das Geheimnis nicht bewahrt. Rúna ist allerdings auch nicht auf den Kopf gefallen, sie begreift schnell.“
     
    Heiðar fühlte sich schrecklich schuldig, weil er nicht für sie da gewesen war. Sie hatte ihn nach Kristíns Tod gestützt, er hatte sie verletzt und sogar abgewiesen, als sie ihm sagte, dass sie ihn trotz allem liebte. Sie war so geduldig mit ihm, so verständnisvoll. Rúna musste mit ungeheuerlichen Dingen fertig werden, und dennoch schien sie bei ihm bleiben zu wollen. Er musste alles tun, um sie nie wieder zu verletzen! Es war nun seine Aufgabe, sich um sie zu kümmern, schliesslich gab es niemanden, an den sie sich wenden konnte, wenn es Probleme gab in ihrer Beziehung. Also durfte er ihr keine Probleme bereiten. Heiðar rieb sich das Gesicht. „Du hast die Verantwortung für sie übernommen.“ Fionn nickte. „Ich wollte dich schützen, falls sie uns verrät. Ich nehme nicht an, dass du sie töten könntest. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass es niemals so weit kommt. Rúna kennt die Konsequenzen. Da sie ein kluges Mädchen ist, wird sie sich an die Regeln halten.“
     
    Heiðar schloss gequält die Augen. Die Vorstellung, dass jemand Fionn zwingen könnte, seine Rúna zu töten, war einfach grauenhaft, darüber wollte er gar nicht nachdenken! „Ich muss im Gleichgewicht sein, damit ich sie nicht unnötig gefährde. Kann das Spenderblut mir dabei helfen?“ Fionn war bereits aufgestanden und hatte eine Metallbox aus der Minibar geholt, die er ihm reichte. „Ich bin überzeugt, dass du dich besser fühlst, wenn du täglich etwas Blut zu dir nimmst. Vorausgesetzt, dass du deinen Jagdtrieb nicht ausser Acht lässt. Nimm diese Box gleich mit, ich habe sie extra für dich besorgt. Sie enthält verschiedene Blutgruppen, du musst ausprobieren, was dir schmeckt.“ – „Danke, Fionn. Wieviel Blut brauche ich wohl?“ - „Ich empfehle dir, täglich einen halben Beutel zu trinken. Auf Körpertemperatur erwärmt, ist es beinahe wie frisches Blut. Falls du dabei bleiben möchtest, können wir gerne einen Vertrag über weitere Lieferungen schliessen. Normalerweise müsstest du dafür persönlich in einer unserer Blutbanken vorsprechen. Als verantwortliches Mitglied des Rates kann ich dir das aber ersparen.“ Heiðar fuhr mit der Hand über den Deckel der Box. „Wenn Rúna damit einverstanden ist, trinke ich am Wochenende das erste Mal von dem Blut. Und ich möchte mit ihr darüber sprechen, ob ich dir gegenüber meinen Anspruch erklären darf.“ – „Sehr gut, das solltest du unbedingt tun.“
     
    Die Kirchturmuhr schlug halb fünf. „Ich muss mich beeilen.“ – „Bring erst das Blut nach Hause. Auch wenn die Box gut gesichert ist, musst du diskret damit umgehen. Steck den Behälter in diese Tasche.“ Fionn reichte ihm die Papiertüte eines Herrenausstatters. „Alles klar, ich pass schon auf. Ciao.“ Er hob die Hand und sauste mit fliegender Tüte aus der Suite.
     
    Kaum lag das Blut im Kühlschrank, raste er in flottem Tempo zur Buchhandlung. Diese verblüfften Blicke, als er den Laden betrat! Ilka und Dóra verfolgten gespannt, wie er zielgerichtet zur Kassentheke schritt, wo ihn gleich zwei Damen mit einem Lächeln empfingen. Sólveig freute sich fast genauso wie Rúna, die jetzt einfach hinterm Ladentisch hervorstürmte. „Du kannst bei mir bezahlen“, winkte Sólveig eine Kundin heran, die eben an Rúnas Kasse getreten war und leicht irritiert schien, weil die Angestellte ohne eine Erklärung davonlief.
     
    „Ich hab dich schrecklich vermisst.“ Ihre Worte waren Musik in seinen Ohren. Er trat vorsichtig auf sie zu. „Ich liebe dich, Rúna.“ Er sprach es extra laut und deutlich aus, damit es auch Ilka verstand, die gerade an der Kaffeemaschine hantierte, dabei ungeniert zu ihnen rüber gaffte. Rúna schlang mindestens so ungeniert ihre Arme um ihn, und sie küssten sich. Geschlagene zwei Minuten lang. Dóra überlegte, ob sie einschreiten sollte. Das schamlose Paar löste sich schliesslich widerstrebend voneinander, einige Kunden applaudierten spontan, und Sólveig strahlte. „Bleibst du, bis ich Feierabend habe?“ – „Klar. Ilka wird sich freuen, wenn ich mir einen Cappuccino bei ihr hole.“ Noch ein Kuss, ein liebevolles Augenzwinkern, dann überliess er sie wieder den Lesefreudigen, die reichlich amüsiert, aber geduldig in der Schlange vor den Kassen warteten. „Das ist ja wie bei „Vom Winde verweht“, so was könnten sie

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