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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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öfter bieten“, meinte eine verschmitzte ältere Dame mit Gehstock.
     
    „Einen Cappuccino bitte.“ Ilka nickte peinlich berührt und beeilte sich, Milch aufzuschäumen. Heute gab es kein Herz aus Kakao.
     
    Zu Hause stellten sie sich gemeinsam in die Küche, damit Rúna sich an Lachsfilet und Kartoffeln sattessen konnte. Zum Tee im Wohnzimmer gab sich Heiðar einen kräftigen Schubs, um mit ihr über einige heikle Dinge zu reden. „Ich habe dir doch schon von dem Spenderblut erzählt, das Fionn trinkt. Er hat mir heute eine Box geschenkt, in der solche Blutbeutel drin sind. Ich möchte ausprobieren, wie ich mich fühle, wenn ich täglich etwas Blut zu mir nehme. Aber ich werde es nur tun, wenn du nichts dagegen hast.“ Rúna bemerkte, wie schwer es ihm fiel, mit ihr darüber zu sprechen. „Ich bin einverstanden. Zeigst du mir diese Box?“ Sein überraschter Gesichtsausdruck sprach Bände, dennoch flitzte er in die Küche und kam gleich darauf mit der silbernen Metallbox in den Händen zurück. Er legte sie vor ihr auf den Couchtisch, setzte sich neben sie und öffnete das doppelt gesicherte Schloss, zögerte aber eine Sekunde, bevor er den Deckel hob.
     
    Rúna spähte neugierig hinein. Die Blutbeutel sahen genauso aus wie in den Arztserien im Fernsehen. Heiðar zuckte zusammen, als sie ohne Scheu einen Beutel B Positiv herausnahm und von allen Seiten betrachtete. Sie empfand keinerlei Ekel dabei, versuchte sich sogar vorzustellen, wie er davon trank. „Welche Blutgruppe schmeckt wohl am besten?“ A-Positiv, das nach Flieder, Wollgras und Frühlingssonne roch natürlich, bloss war das aus verständlichen Gründen absolut tabu. Ihre Unbekümmertheit irritierte ihn. Er musterte sie vorsichtig, als erwarte er im nächsten Moment, dass sie kreischend die Flucht ergriff, weil ihr plötzlich bewusst wurde, worum es hier ging. Sie schenkte ihm stattdessen ein verständnisvolles Lächeln. „Ich schätze, das wirst du schon noch herausfinden“, meinte sie locker.
     
    Er bemühte sich, seine Stimme wiederzufinden, und beschloss, gleich noch über die Anspruchserklärung zu sprechen. „Ich möchte verhindern, dass Fionn dir in Zukunft zu nahe kommt. Es gibt eine Möglichkeit, dich zu schützen. Dazu müsste ich ihm gegenüber meinen Anspruch auf dich erklären. Bist du damit einverstanden?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und runzelte skeptisch die Stirn. „Was genau bedeutet es, wenn du Fionn gegenüber deinen Anspruch erklärst?“ Heiðar räusperte sich. „Die genauen Bedingungen kann ich selbst festlegen. Ich kann ihm verbieten, in deine Nähe zu kommen, und verlangen, dass er nur mit meiner Erlaubnis mit dir sprechen, dich ansehen oder dich berühren darf.“
     
    Rúna schluckte. „Das klingt ziemlich radikal, so was mag ich überhaupt nicht, auch wenn es mich vielleicht schützt. Er ist immerhin dein Vater. Fionn hat mir grosse Angst eingejagt, aber ich weiss, dass er uns im Grunde genommen helfen wollte. Ich möchte ihn eigentlich ganz gerne näher kennenlernen. Dann wäre eine solche Anspruchserklärung ziemlich hinderlich, nicht wahr?“
     
    Heiðar verlor die Fassung. „Rúna, er ist gefährlich! Das muss dir doch klar sein? Er ist nicht der freundliche Vampir-Vater aus irgendeinem Roman!“ - „Fionn hat gesagt, dass er mir nichts antun wird, weil ich deine Gefährtin bin. Hältst du es für möglich, dass er lügt?“ Heiðar überlegte kurz. „Nein. Fionn kann sehr grausam sein, gefühlskalt und ziemlich direkt, aber ich halte ihn nicht für einen Lügner.“ Sie lächelte, sichtlich erleichtert. „Sehr gut, dann brauchen wir diese blöde Anspruchserklärung nicht. Du kannst ihn ruhig einmal einladen, wenn ich hier bin.“ Er sah ein, dass sie nicht weiter darüber diskutieren wollte und fügte sich. Aber so bald lud er Fionn nicht ein, wenn sie hier war, das stand fest.
     
    „Erzähl mir mehr über Vampire – oder Unsterbliche. Wie ist es möglich, dass ihr euch bei Tageslicht im Freien aufhalten könnt? Ist das bloss so ein Mythos, die Sache mit dem tödlichen Sonnenlicht?“ Heiðar schmunzelte. „Nun, der Mythos stimmt zumindest teilweise. Ich fürchte, wir können niemals gemeinsam einen Strandurlaub machen, da ich keine starke Sonneneinstrahlung vertrage. Das Sonnenlicht schwächt mich, ich fühle mich schon nach kurzer Zeit an der prallen Sonne ziemlich schlecht.“
     
    Rúna lachte erleichtert auf: „Weisst du was? Ich leide seit meiner Kindheit an einer Sonnenallergie.

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