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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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mit, weil er dieselben Augen hatte wie Heiðar. Dieser Blick war ihr vertraut und zudem war sie neugierig.
     
    Er führte sie zum Hotel Borg . „Ich habe hier eine Suite, wo wir uns ungestört unterhalten können.“ In Rúnas Kopf schrillte die Alarmglocke, sie fühlte sich in die Enge getrieben. Wenn sie bloss Snorri Bescheid geben könnte! Fionn roch ihre Angst. „Fürchte dich nicht. Falls du hungrig bist, können wir etwas zu essen bestellen.“ Rúna zögerte einen Augenblick, sie wollte lieber nicht mit ihm allein sein. Er blickte sie erwartungsvoll an, dabei umspielte ein feines Lächeln seine Mundwinkel. Schliesslich siegte die Neugier über die Angst, und sie ging mit hinein.
     
    Der Fahrstuhl brachte sie in die oberste Etage. Fionn öffnete eine der Türen und liess ihr höflich den Vortritt. „Du brauchst die Schuhe nicht auszuziehen.“ Dieses banale Zugeständnis beruhigte sie irgendwie. Mit Schuhen an den Füssen konnte sie schneller flüchten. Fionn nahm ihr galant die Jacke ab und wies sie ins Wohnzimmer. „Bitte, setz dich.“ Rúna liess ihren Blick schweifen. Das schicke Hotelzimmer erschien ihr seltsam vertraut.
     
    „Such dir etwas aus.“ Er reichte ihr eine Menukarte und ging zur Minibar, die er mit Schwung öffnete. „Was möchtest du trinken?“ – „Ein Wasser, bitte.“ Er griff sich eine Flasche, die er mit der Eleganz eines Fünf-Sterne-Kellners öffnete, dann locker aus dem Handgelenk ein Glas zur Hälfte füllte und beides vor sie auf den Couchtisch stellte. Er selbst trank nichts und blickte auch nicht in die Karte. Rúna wählte eine Gemüsesuppe, die Fionn telefonisch anforderte. Danach blieb er reglos neben der ledernen Sitzgruppe stehen und machte keine Anstalten, ein Gespräch zu beginnen, dabei hatte er doch gesagt, er müsse dringend mit ihr reden. Die Stille im Raum war beinahe unerträglich. Rúna scheute sich, selbst das Wort zu ergreifen. Im milden Licht der Stehlampe wirkte er ziemlich einschüchternd, ja unheimlich. Obwohl er überaus attraktiv war, vermied sie es, ihn eingehender zu mustern. Als es endlich klopfte, atmete sie erleichtert aus. Ein schlaksiger Zimmerkellner mit fliehendem Kinn servierte ihre Suppe, wünschte guten Appetit und verschwand wieder. Die Tatsache, dass jemand wusste, dass sie allein mit Fionn in dieser Suite war, beruhigte Rúna etwas.
     
    Er nahm ihr gegenüber Platz und sah ihr eine Weile beim Essen zu, lächelte dabei geheimnisvoll, bis er endlich zu sprechen begann: „Nun meine liebe Rúna, wir müssen uns dringend unterhalten.“ Sie legte verblüfft den Löffel zur Seite. Wo war bloss sein englischer Akzent geblieben? „Du wunderst dich, warum ich plötzlich ohne Akzent spreche? Liebes, ich bin nicht der, für den du mich hältst.“
     
    Sie konnte ihn bloss verdattert ansehen. Das ungute Gefühl verstärkte sich, als Fionn weitersprach: „Ich bin nicht Heiðars Cousin.“ Sie brauchte einen Moment, bis sie ihre Stimme wiederfand. „Aber... ihr seid doch verwandt, ich meine, ihr habt genau die gleichen Augen...“ Solange sie versuchte, sich mit ihm zu unterhalten, konnte sie die aufkommende Panik vielleicht im Zaum behalten. „Ja, wir sind sehr nah verwandt.“ Fionn schien es Spass zu machen, sie rätseln zu lassen. „Dann seid ihr... Brüder?“ – „Genauso nah, aber keine Brüder.“ Rúna überlegte: Die einzige Möglichkeit, die übrigblieb, war schlicht undenkbar, da die beiden etwa im selben Alter waren. Und Schwestern waren sie ganz bestimmt nicht, zumindest was Heiðar betraf, war sie sich ganz sicher. „Sprich es aus Rúna, du weisst es“, ermunterte er sie. Na gut, wenn er unbedingt wollte. „Es gibt nur noch die Möglichkeit, dass ihr Vater und Sohn seid, aber das ist unwahrscheinlich.“ - „Du bist ein kluges Mädchen Rúna. Dennoch verhält es sich so, dass ich Heiðars Vater bin. Lass dich durch das augenscheinliche Alter nicht täuschen, ich bin in Wirklichkeit viel älter.“
     
    Rúna blieb mal wieder der Mund offen stehen. Sie war der Lüftung von Heiðars Geheimnis noch nie näher gewesen. „Kristín hat von Heiðars Geheimnis gesprochen. Sie sagte, dass du ihm einen Fluch vererbt hast.“ Er setzte eine unbewegte Miene auf. „Ich bedaure das wirklich sehr.“ - „Kannst du’s mir nicht einfach verraten? Heiðar tut sich sehr schwer damit, sich mir anzuvertrauen.“
     
    Fionn lehnte sich bequem im Sessel zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Fassen wir zusammen, Rúna: Was

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