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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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beschäftigt sein, weil ich
dann nicht soviel denke, und da ich abends arbeite, bin ich immer mit anderen
Leuten zusammen, wenn es dunkel ist.«
    »Fürchten Sie sich vor der
Dunkelheit?« fragte die Ärztin.
    Neely biß sich auf die Lippen.
»Nein, das ist es eigentlich nicht«, sagte sie zögernd. »Ich habe Angst vor ...
Vampiren. Mit Ausnahme von einem allerdings, und er ... ach, verdammt!« Sie
biß sich auf ihren rechten Daumennagel.
    Dr. Fredricks griff weder zum
Telefon, noch schrie sie um Hilfe. »Vampire«, wiederholte sie nur und notierte
etwas. Neelys Stimme zitterte. »Ja.«
    »Fahren Sie fort«, sagte die Ärztin
freundlich.
    Neely schwieg einen Moment. »Ich
nehme an, daß Sie nicht an Vampire glauben«, sagte sie dann leise. »Aber sie
existieren wirklich, so verrückt es klingen mag.«
    »Das stelle ich nicht in Frage«,
entgegnete die Ärztin ruhig. »Sie brauchen mich von nichts zu überzeugen, Neely
— Sie stehen nicht vor Gericht. Sie sollen nur reden.«
    Tränen stiegen in Neelys Augen auf.
»Ich bin meinem ersten Vampir in der Nacht zu Halloween begegnet«, begann sie
leise. »Ungemein passend, nicht? Aber natürlich wußte ich da noch nicht,
daß Aidan ein Vampir war — ich dachte nur, daß er ... nun ja, daß er ein
bißchen anders war ...«
    Dr. Fredricks nickte ihr aufmunternd
zu.
    Neely erzählte ihr die ganze
Geschichte in den nächsten fünfundvierzig Minuten, und obwohl sich dadurch
nichts geändert hatte, war sie froh, sich endlich einem anderen Menschen
anvertraut zu haben.
    »Werden Sie mich jetzt in eine
Gummizelle sperren?« fragte sie, als sie ihre Geschichte beendet hatte.
    Die Ärztin lachte. »Nein, natürlich
nicht.«
    Neely beugte sich gespannt vor. »Sie
glauben doch nicht etwa, daß es wirklich Vampire gibt?«
    »Was ich glaube, ist nicht wichtig.
Wir sind hier, um über Sie zu sprechen. Hätten Sie am nächsten Dienstag Zeit,
wieder herzukommen?«

Neunzehn
    Neely wollte gerade die Eingangstür des
Steakhauses öffnen, als sie durch die Glasscheiben innen im Lokal das Chaos
ausbrechen sah. Der Feueralarm und die Sprenkleranlage setzten sich in
Bewegung, Gäste und Angestellte liefen schreiend in alle Richtungen davon.
    Neely konnte gerade noch rechtzeitig
zurücktreten, um nicht niedergetrampelt zu werden, und selbst so wurde sie fast
in ein Blumenbeet gestoßen.
    Duke Fuller, der Besitzer des
Restaurants, kam aus dem Lokal und schüttelte lachend das Wasser von seinem
eleganten Anzug.
    »Sie können wieder gehen, Neely,
nehmen Sie sich den Abend frei«, rief er ihr munter zu. »Ich glaube, Trainer
Rileys Jungs stecken hinter dieser Sache — sie fühlen sich wohl stark, weil sie
das Basketballmatch gewonnen haben. Ich werde dafür sorgen, daß sie hier wieder
Ordnung schaffen.«
    Einige der Gäste blieben, um zu
helfen, aber Neely fühle sich wie ausgelaugt nach ihrer Sitzung mit Dr.
Fredricks, stieg in den gebrauchten Mustang, den sie sich in Denver gekauft
hatte, und fuhr nach Hause.
    1320 Tamarack Road war nur ein
kleiner Bungalow mit einem einzigen Schlafzimmer und Linoleumböden, aber Neely
fühlte sich wohl dort. Außerdem war sie nur selten zu Hause, weil sie die ganze
Nacht arbeitete und sich tagsüber — da sie in letzter Zeit unter
Schlaflosigkeit litt — meistens in der städtischen Bibliothek aufhielt.
    Sie hoffte jedoch, jetzt schlafen zu
können, nachdem sie der Psychotherapeutin all jene Geheimnisse erzählt hatte,
die sie noch nie zuvor in Worte gefaßt hatte. Die Auswirkungen ihrer Probleme
machten sich allmählich auch äußerlich bemerkbar; Neely hatte dunkle Schatten
unter den Augen, war viel zu dünn und brach so häufig in Tränen aus, daß es
schon beschämend war.
    Jeden Tag, jede Nacht sagte sie
sich, daß Aidan zu ihr zurückkehren würde, und doch noch immer keine Spur von
ihm, kein Wort, kein nichts. War er gestorben bei seinem Versuch, wieder ein
Mensch zu werden? Oder hatte er schlicht das Interesse an ihr verloren?
    Noch immer in ihrer
Kellnerinnenuniform, ließ sie sich mit einem Teller Hüttenkäse auf der Couch
vor dem Fernsehgerät nieder und beschloß, sich einen Film anzusehen. Als ein
Graf Dracula auf der Bildfläche erschien, prächtig anzusehen in seinem
schillernden schwarzen Umhang, gab Neely ein Geräusch von sich, das sowohl ein
Schluchzen wie auch ein Lachen hätte sein können. Der Graf hatte sehr bleiche
Haut und dunkles, aus der Stirn gekämmtes Haar, aber natürlich waren es seine
überlangen und extrem spitzen

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