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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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frei«, erinnerte er
sie. »Mach dir einen schönen Tag, anstatt in den staubigen Archiven des
Gerichts herumzustöbern.«
    Neely lächelte. »Gute Nacht, Ben«,
sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf und ging zu
seinem eigenen Wohnwagen weiter.
    Nachdem Neely abgeschlossen, sich
ausgezogen und geduscht hatte, machte sie es sich auf ihrem Bett bequem.
Eigentlich hatte sie noch die Zeitungsartikel durchsehen wollen, doch sie war
so müde, daß es ihr gerade noch gelang, die Lampe auszuknipsen, bevor sie in
einen ungewöhnlich tiefen Schlaf versank.
    Fast augenblicklich nach dem
Einschlafen begann sie zu träumen.
    Aidan Tremayne erschien am Fußende
des Betts, noch gut-aussehender als sonst in einem eleganten Frack, wie ihn Männer
in den Filmen aus den zwanziger und dreißiger Jahren manchmal trugen. Der
Zylinder, der in einem schiefen Winkel auf seinem Kopf saß, vervollständigte
das Bild des attraktiven Dandys, und der dunkle Seidenumhang um seine Schultern
raschelte in der Zugluft aus dem Fenster.
    Als die träumende Neely sich auf
einen Ellbogen aufrichtete, zwinkerte er ihr lächelnd zu.
    Neely lachte. »Ich glaube nicht, daß
ich je wieder abends einen Hamburger mit Zwiebeln und Chilisauce essen werde«,
sagte sie.
    Aidan tippte sich lächelnd an seinen
Hut, ließ ihn über seinen Arm hinunterrutschen und ergriff ihn mit einer Hand.
    Neely applaudierte, und er verbeugte
sich vor ihr. Sie hoffte, daß der Traum noch nicht vorbei war, daß der
Zitronenkuchen dort weitermachen würde, wo der Zwiebelhamburger mit Chilisauce
aufhörte.
    »Ist der Traum synchronisiert?«
fragte sie. »Oder müssen wir uns mit Untertiteln zufriedengeben?«
    Er streckte eine Hand aus, und sie
fühlte sich schwerelos aus dem Bett emporgehoben. »Er ist vertont«, antwortete
er. Als er sie in die Arme zog, spürte sie eine überwältigende Energie von ihm
ausgehen, aber auch Gefahr, und sie selbst war ganz atemlos vor Begierde und
Verlangen. »Ich fürchte, ich bin verhext.«
    Neely ermahnte sich, daß es
schließlich nur ein Traum war, und sie beschloß, diese interessante Nacht zu
genießen, bevor die rauhe Wirklichkeit wieder einsetzte. Sie gestattete sich,
in Aidans Nähe zu schwelgen, die prickelnde Hitze zu genießen, die in ihren
weiblichsten Körperteilen aufstieg, und den bittersüßen Schmerz, der sich in
ihrem Herzen sammelte.
    »Sie sind für einen Ball gekleidet«,
bemerkte sie verwundert. Die Wände des Wohnwagens schienen sich aufzulösen;
plötzlich waren nur noch Neely da und Aidan Tremayne, der sie in den Armen
hielt, und das ganze Universum umgab sie still und schweigend. Tausende von
Sternen sanken vor ihnen auf die Erde herab und formten glitzernde Teiche unter
ihren Füßen.
    Aber Aidans dunkelblaue Augen
funkelten noch strahlender als alles, was sich am Firmament bewegte. »Ja«,
stimmte er zu. »Während du nur sehr dürftig bekleidet bist.«
    Neely seufzte. Ein Gutes hatten
Träume — man konnte in einer Winternacht im Freien in einem T-Shirt tanzen,
ohne Kälte zu verspüren oder einen Skandal auszulösen, weil man wußte, daß es
nur ein Traum war, eine Illusion.
    »Es ist wunderbar«, seufzte sie. »Es
gibt Mädchen, die ihr ganzes Leben lang niemals so etwas träumen werden.«
    Aidan erwiderte nichts; statt dessen
zog er sie an sich und senkte den Kopf, um sie zu küssen.
    Der Kuß heilte Dinge in ihr, von
denen sie nicht einmal gewußt hatte, daß sie zerbrochen waren, erschütterte
jedoch andere, und Neely weinte, weil sie plötzlich wußte, daß sie Aidan
Tremayne liebte, daß sie ihn immer lieben würde und daß diese Liebe außerhalb
ihres Traum völlig unmöglich war.
    Im Walzertakt tanzten sie über die
Baumwipfel, eine Treppe aus glitzernden Sternen hinauf und um einen blassen
Mond herum. Musik hörten sie auch, natürlich, denn schließlich war dies alles
eine himmlische Produktion. Die Töne waren einzigartig, von bittersüßer
Intensität, und Neely hörte sie noch, als sie abrupt aufwachte und sich
betroffen im Bett aufrichtete.
    Sie keuchte, als sei sie von einer
großen Höhe herabgestürzt. Ihre Wangen waren feucht von Tränen.
    Beherrscht vom Gefühl eines
unermeßlichen Verlusts, schlang Neely die Arme um die Knie und wiegte sich
langsam vor und zurück. Der wundervolle Traum verblaßte, und so griff sie rasch
im Dunkeln nach Bleistift und Papier, um alles festzuhalten. Sie begann zu schreiben,
doch die letzten ihrer Erinnerungen verflogen wie süßes Parfüm im Wind.
    Sie schaltete das Licht

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