Silbernes Mondlicht, das dich streichelt
Minuten bei Bewußtsein, Aidan. Wie kommt es, daß du mich noch
nicht nach Atlantis gefragt hast?«
So unglaublich es auch schien, Aidan
hatte das wunderbare Geheimnis, das seine Rettung sein konnte, vergessen, weil
seine Gedanken nur um Maeve und Neely gekreist waren. Er drehte sich auf die
Seite und ergriff Valerians Arm, der entblößt war wie sein eigener. »Bist du
dort gewesen?«
Valerian schüttelte den Kopf. »Ich
habe es versucht, aber mir fehlte die Kraft dazu. Ich sah es allerdings von
weitem, und ich habe die Musik gehört ...«
»Und du hast etwas entdeckt!«
»Ja«, murmelte Valerian. »Der
Vampirismus begann in Atlantis, mit einer Serie medizinischer Experimente.«
»Woher weißt du das?« fragte Aidan
und verstärkte seinen Griff um Valerians kalten Arm.
»Ich bin mir nicht sicher. Das
Wissen war plötzlich einfach da. Und jetzt bitte, Aidan — ich bin müde. Laß
mich ruhen.«
»Erst wenn du mir gesagt hast, wie
ich mich wieder in einen Menschen zurückverwandeln kann!«
Ein langes, schreckliches Schweigen
entstand. Dann antwortete Valerian: »Du kannst es nicht. Es gibt ein
Gegenmittel, aber du würdest noch weiter in die Zeiten zurückkehren müssen, als
ich es tat, um es zu finden, und dazu bist du nicht stark genug. Ergib dich in
dein Schicksal, Aidan, ein für allemal. Du bist und bleibst ein Vampir.«
Sieben
Neely brauchte sehr lange zum Erwachen,
stieg unendlich langsam aus einer Bewußtseinsstufe in die nächste auf. Der
Kampf erforderte ihre ganze Willenskraft, denn die Lethargie, die sie auf dem
Bett festhielt, war seltsam angenehm, ein süßer Schlaf, friedvoll und
allumfassend.
Endlich gelang es ihr, die Augen
aufzuschlagen.
Sie lag auf einem fremden,
wunderschönen Bett, einem riesigen Himmelbett aus Mahagoni oder irgendeinem
anderen roten Holz. Der Baldachin über ihr war an den Rändern mit exquisiter
Spitze besetzt, die Laken waren von feinstem Leinen, die Bettdecke aus altem
blauem Samt.
Es war Aidans Bett.
In einem jähen Moment kam Neely
alles wieder zu Gedächtnis — ihre Flucht in Doris' altem Wagen, das
Motelzimmer und das Erwachen mit Aidan am Fußende ihres Bettes. Eine Flut von
Erinnerungen kehrte zurück, Neely erinnerte sich an die unbegreifliche Art, wie
Aidan sie geliebt hatte, und an seine überzeugende Behauptung, ein Vampir zu
sein.
Sie erschrak plötzlich und
versteifte sich unter den Decken. Aidan hatte sie in sein Cape gehüllt und sie
durch irgendeine, ihr unvorstellbare Zauberei hierher gebracht.
Genau so war es.
Aidan mußte ein Magier sein, und
dazu noch ein sehr guter.
Sie begann eine Analyse ihrer Lage.
Ja, sie befand sich in seinem Haus in Connecticut, keine Meile vom Lakeview
Truck Stop entfernt, und sie konnte sich nicht erinnern, die Reise gemacht zu
haben: dies waren unabstreitbare Tatsachen. Aber Aidan konnte sie auch
hypnotisiert oder ihr Drogen gegeben und die anderen Erinnerungen in ihrem
Gedächtnis eingeprägt haben.
Ich werde jetzt aufstehen, mich
anziehen und gehen, beschloß sie. Aidan Tremayne mochte der attraktivste Mann
sein, dem sie je begegnet war, und er hatte ihr zweifellos das Herz geraubt,
ganz zu schweigen von der überwältigenden sexuellen Erfahrung mit ihm. Aber das
bedeutete noch lange nicht, daß sie sich entführen ließ und ihm gestattete,
verrückte Spielchen mit ihrer Psyche anzustellen.
Nichts als tapferes Gerede, sagte
sie sich: die Wahrheit sah ganz anders aus. Wenn er jetzt zu ihr gekommen wäre,
hätte sie zugelassen ... zugelassen? — nein, sie hätte ihn angefleht, sie noch
einmal zu lieben.
Sie atmete tief ein und ließ die
Luft langsam wieder raus, um die süße dunkle Erregung zu besänftigen. Dann, in
einem vernünftigeren Moment, kam ihr eine andere Facette ihrer Beziehung zu
Aidan zu Bewußtsein: Sie hatte auch Angst vor ihm.
Der Mann mochte ein guter Magier
sein, aber angenommen, er hatte die Wahrheit gesagt und war tatsächlich ein
Vampir?
Neely war verwirrt und ärgerlich,
und im übrigen hatte sie das Gefühl, daß ihre Blase jeden Augenblick platzen
würde.
Sie bewegte sich, um die Decke
zurückzuschlagen und aufzustehen, aber es war, als hielte eine unsichtbare
Kraft sie auf der Matratze fest. Rasch überprüfte sie ihre Muskeln und stellte fest,
daß alle sich bewegen ließen. »Verdammt«, sagte sie und versuchte, sich
wenigstens auf die Ellbogen aufzurichten.
Es war, als ob die Zimmerdecke auf
sie herabgestürzt wäre, obwohl sie keinerlei Schmerz verspürte.
»Aidan!«
Der
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