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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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des Radioweckers auf dem Nachttisch.
    3 Uhr 47.
    Neely hätte noch mindestens zwölf
Stunden weiterschlafen können, aber sie wagte nicht, zu lange an einem Ort zu
bleiben.
    Sie ging ins Badezimmer, duschte und
zog die gleichen Sachen an, die sie am Tag zuvor getragen hatte. Später, nahm
sie sich vor, würde sie Jeans, Pullover und Unterwäsche kaufen. Im Moment war
es besser, ohne Gepäck zu reisen.
    Um 4 Uhr 14 verließ Neely das
Hotelzimmer. Sie war hungrig, aber die Schnellrestaurants hatten noch nicht
geöffnet, und der Gedanke, eine der großen, hellerleuchteten Raststätten aufzusuchen,
um dort zu frühstücken, war ihr etwas unheimlich. Schließlich hielt sie an
einem Imbißstand auf der Schnellstraße und kaufte sich einen Becher Kaffee und
zwei süße Brötchen.
    Neely fuhr, bis ihr vor Müdigkeit
die Augen zufielen. Dann hielt sie an einem Einkaufszentrum, betrat ein
überfülltes Warenhaus und kaufte die Kleider, die sie brauchte, zusammen mit
einem Hot Dog und einer Tüte Popcorn. An jenem Nachmittag wählte sie zum
Schlafen eine versteckt liegende Pension neben einem zugefrorenen See. Nachdem
sie einen Stuhl unter die Türklinke geschoben hatte — das Schloß sah nicht sehr
vertrauenserweckend aus — aß sie ihre karge Mahlzeit, badete und fiel ins
Bett.
    Der Schlaf wollte sich diesmal
jedoch nicht gleich einstellen, obwohl Neely genauso müde war wie in der Nacht
zuvor. Sie schaltete den Fernseher ein und wählte einen der Kabelkanäle, um
sich eine Nachrichtensendung anzuschauen.
    »Das war Melody Ling«, sagte eine
Reporterin, »mit den letzten Nachrichten aus Washington. Es scheint, daß Mrs.
Elaine Hargrove, die Gattin des bekannten Senators, sich nach ihrer Operation
auf dem Wege der Besserung befindet.«
    Neely richtete sich im Bett auf und
starrte betroffen auf den Bildschirm. Aber die Sendung war schon vorbei, sie
hatte nur das Ende mitbekommen.
    Rasch griff sie nach der
Fernbedienung und suchte einen Kanal, der vierundzwanzig Stunden Nachrichten
brachte. Im Autoradio, das sie den ganzen Tag hatte laufen lassen, war nichts
über die Hargroves berichtet worden.
    Nach einigen unbedeutenderen
Nachrichten, die Neely ungeduldig über sich ergehen ließ, erschien endlich
Senator Hargrove auf dem Bildschirm. Er kam gerade aus einer bekannten
Washingtoner Klinik und wirkte sehr abgespannt und besorgt.
    Reporter blockierten ihm den Weg,
Mikrofone attackierten ihn wie Lanzen.
    »Senator Hargrove, können Sie uns
etwas über Mrs. Hargroves Unfall sagen?«
    »Geht es ihr wieder besser?«
    »Wird sie sich davon erholen?«
    »Saß sie am Steuer, als der Unfall
sich ereignete?«
    Der Senator blieb stehen und hob die
Hände, um die Menge zum Schweigen zu bringen. »Elaine — Mrs. Hargrove — ist bei
Bewußtsein«, sagte er knapp. »Es besteht gute Hoffnung, daß sie überleben
wird. Und nein — meine Frau leidet an einer chronischen Muskelerkrankung und
fährt nicht selbst. Sie war mit unserem Chauffeur unterwegs, als der Wagen von
einem rücksichtslosen Fahrer von der Straße gedrängt wurde.«
    »Hat eine Verhaftung stattgefunden?«
rief ein Reporter, aber für Hargrove schien das Interview beendet. Er drängte
sich durch die Menge der Presseleute und stieg in eine wartende Limousine.
    Die Kamera schwenkte zur Redaktion
zurück, wo die Einzelheiten von Elaine Hargroves Unfall noch einmal
beschrieben wurden. Elaine war auf dem Weg zu einem frühen Lunch gewesen, wo
ihr irgendein Preis verliehen werden sollte, als ein anderer Wagen hinter ihnen
auftauchte und hart gegen die hintere Stoßstange prallte. Ihr Chauffeur, der
relativ schnell gefahren war, hatte sich erschrocken und die Kontrolle über
den Wagen verloren. Die Limousine war gegen einen Betonpfeiler geprallt und
dann vor einen Lieferwagen geschleudert worden.
    Niemand außer Elaine Hargrove hatte
Verletzungen davongetragen.
    Fröstelnd stand Neely auf, um ein
zweites Bad zu nehmen und blieb so lange in dem heißen Wasser, wie sie konnte.
Als sie sich danach abtrocknete und in ein grobes Handtuch wickelte, war ihr
noch genauso kalt wir zuvor.
    Offensichtlich hatte der Senator
sich mit seinen verbrecherischen Freunden überworfen, und sie hatten ein
brutales Exempel an Elaine statuiert. Hargrove mußte jetzt so verzweifelt
sein, daß er alles tun würde, um den Mob zu beruhigen, was bedeutete, daß er
keine weiteren Versuche unternehmen würde, Neely zu schützen.
    An Schlaf war jetzt nicht mehr zu
denken, obwohl ihr fast übel war vor Müdigkeit.

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