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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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werden eine unbestimmte Anzahl von Jahren leben, älter werden und
schließlich sterben. Im Zuge der Verwandlung werden Sie all Ihre
besonderen Eigenschaften und Ihre ganze Macht verlieren, und mit der Zeit wird
sogar die Erinnerung an diese Eigenschaften verblassen. Irgendwann werden Sie
nicht einmal mehr an unsere Existenz glauben.«
    Aidan entgegnete nichts.
    »Sie sollten auch bedenken«, fuhr
der ältere Vampir fort, sichtlich bestürzt über Aidans eiserne
Entschlossenheit, »daß Sie, wenn Sie sterben, wie alle gewöhnlichen Menschen
vor dem Jüngsten Gericht erscheinen werden — wo Sie entweder Vergebung finden
oder den Zorn eines Gottes spüren werden, den wir alle fürchten.«
    Aidan nickte. Tief in seinem
Innersten bewahrte er sich die Hoffnung, mit der Verwandlung auch die
Absolution seiner Sünden zu erlangen. Alle Wesen, gute und böse, zitterten bei
der Erwähnung Gottes, aber war Gott nicht für seine Gnade und sein Erbarmen
bekannt?
    »Ich bin bereit, das Risiko
einzugehen«, erklärte Aidan.
    Wieder seufzte der Älteste. »Dann
soll es so sein. Da eine solche Prozedur jedoch nicht leichtfertig in Angriff
genommen werden kann, müssen wir die Angelegenheit noch einmal ausführlich
besprechen. Wir werden Tobias zu Ihnen schicken, sobald wir zu einer
Entscheidung gekommen sind.«
    »Ich danke Ihnen«, erwiderte Aidan
mit kühler Würde, obwohl er vor Enttäuschung und Ungeduld am liebsten laut
geschrien hätte. Er stand auf, wandte sich ab und verließ die Halle, ohne sich
noch einmal umzusehen.
    Draußen, in der samtenen Schwärze
der Nacht, erlaubte er Neelys geliebtem Bild, sich in seinen Gedanken und in
seinem Geiste auszubreiten.
    Er fragte sich, wie er dazu gekommen
war, sie zu lieben, obwohl in zwei Jahrhunderten keine Frau jemals sein Herz
berührt hatte, und begriff, daß es keine Antwort darauf gab. Warum verliebte
sich ein Mensch oder ein Vampir in einen anderen? Es war ein uraltes Mysterium,
das niemand lösen würde, und im Grunde war es auch unwichtig. Von Bedeutung für
ihn war nur dieses wundervolle Gefühl, daß seine Seele auf irgendeine Weise mit
Neelys verbunden war, und daß er, solange er existierte — als Vampir oder als
Mensch — diese Frau lieben, anbeten und verehren würde.
    Er hatte vergessen, daß derart
intensive Gedanken an Neely ihn entweder an ihre Seite versetzten oder sie an
seine, und war daher sehr überrascht, als er sich plötzlich im eleganten Badezimmer
von Maeves Gästesuite wiederfand.
    Neely saß in der Wanne, bis zum Kinn
mit duftendem Schaum bedeckt, und stieß einen erschrockenen kleinen Schrei aus,
als sie Aidan erblickte. »Was machst du denn hier?« rief sie, doch trotz ihres
offensichtlichen Schocks über sein Erscheinen war ihr auch anzumerken, wie
sehr sie sich freute, ihn wiederzusehen.
    Aidan zuckte die Schultern.
»Dieselbe Frage könnte ich dir auch stellen, mein Liebling«, erwiderte er.
    Er sah ihre Liebe zu ihm in ihren
schönen Augen schimmern.
    »Maeve hat mich hierher eingeladen«,
erklärte Neely in unsicherem Ton. »Und falls du dich fragst, wie ich
hergekommen bin — in einem Flugzeug, Aidan. Es war keine Zauberei.«
    Aidan lachte, es klang froh und
gleichzeitig verzweifelt. Zu keiner Zeit hatte er sich heftiger ersehnt, ein
Mensch zu sein, als in diesem Augenblick. Denn wäre er jetzt ein ganz normaler
Mann gewesen, hätte er sich ausgezogen, um zu Neely in die Wanne zu steigen und
sie zu lieben, bis beide zu erschöpft wären, um auch nur die Wanne zu
verlassen. Aber er war eben leider kein Mann, sondern ein Ungeheuer, und er
befürchtete, daß Neely, wenn sie seinen bleichen, statuenhaften harten Körper
sah, Abscheu vor ihm empfinden würde.
    Mit gespielter Lässigkeit lehnte er
sich an den Türrahmen. »Ich wußte gar nicht, daß du meine Schwester kennst«, bemerkte
er.
    »Von kennen kann keine Rede
sein«, erwiderte Neely, die bei der Erwähnung von Maeve sichtlich nervös
geworden war. »Sie sagte nur, in diesem Haus sei ich in Sicherheit, falls
irgendeiner deiner Vampirfreunde beschließen sollte, sich mir zu nähern.
Allerdings ist es auch sehr gut möglich, daß sie mich persönlich töten will, um
sicherzugehen, daß die Aufgabe korrekt erledigt wurde.«
    Aidan fuhr sich mit der Hand durchs
Haar. »Maeve würde dir nie etwas zuleide tun«, entgegnete er mit ruhiger
Überzeugung.
    »Sei dir da nicht so sicher!«
widersprach Neely rasch. »Sie betet dich an und ist überzeugt, daß ich das
Schlimmste bin, was dir je

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