Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Keramikschale.
    Ein flinker Sklave zeigte mir den Weg zum Bad, ein anderer rieb mich ab, und als ich in mein Zimmer zurückkehrte, kämpfte dort ein dicklicher Knabe mit einer silbernen Platte voller kaltem Wild und glasiertem Schinken, die er auf meinem Tisch abladen wollte. Ich langte kräftig zu. Der Junge blieb, um mir nachzulegen; er schien beeindruckt. Ich zwinkerte ihm zu – und sah dann weg, damit er nicht auf falsche Gedanken kam.
    Meinem Gastgeber zu Ehren kämmte ich mich. Dann kramte ich meine beste Tunika hervor, einen schlaffen Fetzen in gebrochenem Weiß, den nach der Aussage meines Kleiderhändlers vor mir nur ein anderer getragen hatte. (Meine Mutter sagt immer, ich soll mich erkundigen, woran sie gestorben sind, aber solange keine Blutflecken zu sehen sind, erspare ich mir das. Welcher Händler würde es schon zugeben, wenn der Vorbesitzer unter einer schuppenden Hautkrankheit gelitten hat?)
    Ich öffnete mein Bündel und fing an, nachdenklich an den Schinkenresten zu saugen, die sich zwischen meinen Zähnen festgesetzt hatten. Es war geschickt gemacht, aber während unserer Unterhaltung im Arbeitszimmer hatte jemand meine Requisiten durchsucht.
     
    Ich fand Hilaris in einem warmen Wohnzimmer, ohne Gürtel, ruhend. Er las jetzt zu seinem Vergnügen, war deshalb aus seinem Arbeitszimmer gekommen und hatte sich zu seiner Frau gesetzt. Sie war schlank, eher unauffällig, trug ein karminrotes Kleid, und fühlte sich in ihrer eleganten Aufmachung anscheinend nicht besonders wohl. Auf ihrem Arm schlief ein Baby, und ein anderes Kind, das zwei oder drei Jahre alt sein mochte, krabbelte auf den Knien einer jüngeren Frau in einem sehr viel dunkleren Kleid herum, die mir versehentlich nicht sofort vorgestellt wurde.
    Flavius Hilaris sprang auf.
    »Didius Falco – Älia Camilla, meine Frau.« Das war die in Karminrot.
    Ich machte mir keine großen Hoffnungen. Er war ein erfahrener Diplomat: er hatte bestimmt eine ehrbare, unkomplizierte Frau geheiratet, die wußte, auf welchem Teller sie dem Statthalter der Provinz Süßigkeiten kredenzte oder wie sie mit einem Stammesfürsten drei Stunden lang höfliche Konversation treiben und nachher die fürstliche Pranke von ihrem Knie schieben konnte, ohne Unwillen zu erregen.
    Ich hatte mich nicht getäuscht. Älia Camilla, die Schwester des Senators, war eine ehrbare, unkomplizierte Frau. Sie verstand sich auf alle diese Dinge. Aber sie hatte auch sehr lebendige, beredte Augen. Der König – oder Statthalter –, der sich bei ihr Freiheiten herausnahm, mußte ein beherzter Bursche sein.
    Ihr Mann indessen tat genau dies. Nachdem er aufgesprungen war und mich hereingeholt hatte, kehrte er nicht auf seine Couch zurück, sondern ließ sich neben seiner Frau nieder und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel, so als wäre es ganz natürlich, daß ein Mann seine Frau streichelt. Keiner wirkte irgendwie verlegen. In Rom wäre so etwas nicht vorgekommen. Ich war verblüfft.
    Decimus Camillus hatte mit großer Zuneigung von seiner Schwester gesprochen. Sie war jünger als er, aber auch schon knapp vierzig, eine zurückhaltende Frau, die ihre Rolle in der Öffentlichkeit anscheinend hervorragend spielte. Sie lächelte mir zu, und zwar so gekonnt, daß es echt wirkte.
    »Sie sind also Sosia Camillinas Freund!«
    »Kein sehr guter«, gestand ich und versenkte meinen Kummer in ihren mitfühlenden Augen.
    Ehrbare, unkomplizierte Frauen haben mich immer kalt gelassen, aber Sosias Tante gefiel mir sofort. Sie war die reizende Dame, von der ein kleiner Junge träumt, wenn er zu der Erkenntnis gekommen ist, daß seine wahre Mutter ihn nach der Geburt verloren hat und er nun von unfreundlichen Fremden in einem fremden Land aufgezogen wird … Oh, ich phantasierte munter drauf los. Aber ich wirbelte auch durch einen Alptraum und hatte gerade vierzehnhundert Meilen hinter mich gebracht.
    Freund Gaius deutete auf eine Couch. Aber man hatte zur Feier des Tages eine zusätzliche Kohlepfanne aufgestellt. Ich hockte mich neben sie auf einen kleinen Schemel und hielt beide Hände über die glühenden Holzkohlen. Unter anderen Umständen hätte ich über die Entdeckung, die ich in meinem Zimmer gemacht hatte, kein Wort verloren, aber im Umgang mit Klienten schätze ich die Offenheit und höre mir dann nachher gern ihr Protestgeschrei an.
    »Jemand hat offenbar mein Gepäck inspiziert. Das war bestimmt kein reines Vergnügen – lauter ungewaschene Untertuniken.«
    »Es wird nicht wieder

Weitere Kostenlose Bücher