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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schmied braucht hier eine Konzession und beliefert ausschließlich die Gruben! Die sind auch nur Menschen; sobald sie hierherkommen, werden sie bestochen.«
    »Und diese Schafsköpfe im Lager, was glauben die, wozu sie da sind?«
    Es gab oberhalb der Siedlung ein kleines Standlager, einen Außenposten der Zweiten Augusta, dessen Besatzung die Gruben überwachen sollte. Ich lächelte, weil Vitalis offenbar der Ansicht war, mit dem Beginn seines Ruhestands sei jede militärische Disziplin vor die Hunde gegangen.
    »Da spricht der Zenturio aus dir! Aber niemand kann ihnen einen Vorwurf machen. Selbstverständlich werden alle Vorgänge kontrolliert –«
    »Offiziere und Mannschaften müßten regelmäßig ausgetauscht werden –«
    »Das werden sie. Und ich habe selbst Kommandos gesehen, die vom Lager kamen und sich genau umgesehen haben. Das Problem ist, daß die Barren vollkommen gleich aussehen: Woran sollen sie erkennen, ob die Barren, die sie vor sich haben, Silber enthalten oder nicht?«
    »Woran kann man es denn dann überhaupt erkennen?«
    »Tja! Die Barren, die vor dem Treiben abgezweigt werden, bekommen einen besonderen Stempel: T CL TRIF – viermal.«
    »Falco, hast du das gesehen?«
    »Ich habe hier welche gesehen – und sag dem Prokurator, daß ich auch in Rom einen solchen Barren gesehen habe!«
    Er lag noch immer in Lenias Bleichbottich.
    Rom! Irgendwann hatte ich mal dort gelebt …
    Jemand war im Begriff, unsere heimliche Unterredung zu stören. Ich hatte inzwischen gelernt, Ärger zu wittern wie ein Tier im Wald. Ich gab Vitalis einen Wink.
    »He, Vitalis! Hat der Mistkerl endlich gestanden?«
    Es war Cornix.
    Dieser Cornix war Aufseher, ein widerlicher Schinder, ein Fachmann im Foltern von Sklaven, ein niederträchtiger Sadist mit einer Visage, durchwachsen wie eine Rinderseite. Seit meiner Ankunft hatte er mir gnadenlos zugesetzt, besaß allerdings so viel Umsicht in seinem Spatzenhirn, mich nicht völlig fertigzumachen, für den Fall, daß ich eines Tages in mein früheres Leben zurückkehren und vielleicht reden würde.
    Vitalis zuckte mit den Achseln. »Nichts. Er ist zu wie der Schürzenbund einer Jungfrau. Soll ich ihn noch ein bißchen dalassen? Nützt er dir was?«
    »Absolut nicht«, log Cornix.
    Inzwischen bestand ich bloß noch aus Haut und Knochen, während ich bei meiner Ankunft wohlgenährt und kräftig gewesen war. Ich starrte finster zu Boden, während Vitalis und Cornix miteinander verhandelten.
    »Nimm ihn dir noch mal gründlich vor«, bat Rufrius Vitalis den Aufseher. »Noch ein paar Wochen Nebel und Frost hier oben, und er wird darum betteln, daß er wieder nach Hause darf. Aber in dem Zustand, in dem er jetzt ist, bekomme ich kaum etwas für ihn – kannst du den Lümmel nicht ein bißchen aufpäppeln? Ich würde halbehalbe machen, wenn ich die Belohnung kriege …«
    Cornix war sofort einverstanden und erklärte, er wolle mir eine leichtere Arbeit geben. Als Vitalis sich mit kurzem Nicken verabschiedete, war meine Zeit als Ausleser vorbei. Meine Beförderung zum Fahrer stand unmittelbar bevor.
    »Dein Glückstag, Witzig!« feixte Cornix. »Los, wir feiern!«
    Ich hatte mir schon manches einfallen lassen müssen, um dem Privileg zu entgehen, von Cornix zum Partner für allerlei Handgreiflichkeiten auserkoren zu werden. Diesmal erklärte ich dem Widerling, ich hätte Kopfschmerzen, und bekam dafür einen kräftigen Tritt in den Hintern.

XXVII
    Die Fahrerei schien eine unkomplizierte Sache zu sein. Wegen der Berge benutzten wir Maultiere statt Ochsen. Jede Wagenladung bestand aus vier Barren. Das war ein ungeheures Gewicht, und die Transporte kamen verteufelt langsam voran.
    Sie steckten mich ganz vorn in die Kolonne, gleich hinter den Anführer. Zur Erklärung hieß es, ein Neuer könnte sich leicht verirren. In Wirklichkeit war es eine Maßnahme gegen etwaige Fluchtversuche, solange ich meine Zuverlässigkeit noch nicht unter Beweis gestellt hatte.
    Wer als Sklave in den Gruben arbeitete, galt ohnehin als unzuverlässig. Trotzdem hatte ich inzwischen gelernt, genauso zuverlässig dreinzublicken wie alle anderen auch.
    Eine letzte Überprüfung sollte jeden Diebstahl am Eigentum des Reiches unterbinden. Ehe wir die Gruben verließen, fuhren wir beim Lager vor, wo die Soldaten sämtliche Barren zählten und eine Frachtliste anfertigten. Diese Liste begleitete das Silber auf seiner ganzen Fahrt bis nach Rom. Es gab nur eine brauchbare Straße, die aus Vebiodunum hinausführte, die

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