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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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den Häusern im Dunkel hervor, kamen sie wie Ströme von
flüssigem Gold: zwei, vier – eine ganze Reihe der goldenen Schlangen, die die
Marmorsäulen des Isistempels umschlungen hatten. Da raffte Cynthia ihre Röcke
und lief, dass die Schriftrollen in ihrem Schildkrötenpanzer-Bauch klapperten –
keine Zeit jetzt, sie herauszuholen, um sie nach einem Gegenzauber zu befragen!
Ohne nachzudenken hatte sie sich gen Osten gewandt, Richtung Delta: Vielleicht
hoffend, der gesichtslose Gott der Juden habe kaum Sympathie für eine wütende
Göttin. Niemand auf der Straße, ja, nicht einmal ein Dieb, der die mühelos
herangleitenden Schlangen gestört hätte. Sie hastete zwei Stufen hoch und
pochte an die Tür: »Ezra! Ezra! Lass mich ein!«
    Die Tür flog
auf: Ezras ältester Sohn, mit einem Binsenlicht in der Hand, dahinter einige
Schwiegertöchter und Ezra, der, gegen medizinischen Rat, schon auf war, auf den
Stab gestützt dastand, nach Cynthia fasste, um sie hereinzuziehen. »Komm, komm.
Was sind das für Sachen? Keine Angst, die kommen nicht herein. Siehst du?«
    Die goldenen
Schlangen hatten sich auf der Straße geschart: Vor und zurück wogten sie,
wagten aber nicht näher zu kommen. Eine streckte den Kopf vor, beugte sich
züngelnd zur Tür und zuckte dann zurück, wie vor einem widerlichen Geruch.
    »Verschwindet,
ihr alten Schlangen«, schrie Ezra böse. »Oder bleibt, wenn ihr mögt. Ihr kommt
hier nicht herein! Der Herr der Heerscharen beschützt dieses Haus. Schau, sie
kommen so wenig an dem Passahblut vorbei wie einst der Fluch über die Ägypter.
Schafft mehr Lampen herbei und außerdem Speisen und Getränke. Sie dürften bei
Sonnenaufgang verschwinden, aber wir können nachhelfen.« Damit setzte er sich
auf die Bank, die ihm eine Schwiegertochter gebracht hatte, und ließ Cynthia
neben sich Platz nehmen. »Schau, beim letzten Mal legte der Hohe Priester Aaron
seinen Stab auf die Erde, und der wurde zur Schlange. Darauf sagten die ägyptischen
Priester: ›Das ist nichts, das können wir auch‹, und legten ihre Stöcke hin,
und die wurden auch zu Schlangen. Aarons Schlange fraß die ägyptischen
Schlangen auf und ward wieder zum Stab in seiner Hand. Da kannst du wirklich
nicht erwarten, dass ein Sohn aus Aarons Haus vor einer Schar dummer Reptilien
wie diesen dort Angst hat.«
    So saßen sie,
während der Mond gen Westen zog und unterging und Ezra mit seiner Familie zu
ihrem Gott sang, und Cynthia staunte über die Macht ihres Glaubens. Und als nun
die Sonne aufging, da schwanden die Schlangen wie Nebel und vergingen. »Hab
ich’s nicht gesagt?«, brummte Ezra.
    »Doch«, gab
sie zu. »Ich wollte, ich glaubte an irgendetwas so fest wie du an deinen Gott.
Und ich könnte den Tempel der Isis ausreißen und ins Meer werfen!«
    »Wenn du das
könntest!«, seufzte Ezra. »Aber nach dem, was du mir erzählt hast, dürfte
Alexandria inzwischen ein zu heißes Pflaster für dich sein. Wir müssen uns
darum überlegen, wie wir dich heil hier herausbekommen … Ich weiß nicht, ob der
Herr für dich das Rote Meer teilen wird, aber wir sollten ja wohl in der Lage
sein, dir ein kleines Boot zu beschaffen.«

PATRICIA DUFFY
NOVAK
     
    Patricia Duffy Novak war in den
meisten meiner Anthologien vertreten. Natürlich macht – »wie bei den meisten
Autoren« –ein Roman von ihr bei den Verlagen die Runde, und sie hat einen
weiteren in Arbeit. Vor kurzem ist sie zur ordentlichen Professorin für
Agrarwissenschaften der Universität von Auburn ernannt worden. Sie hat aber,
rein zu ihrem Vergnügen, auch einen Magister in Englisch gemacht. Wie ich dich
beneide, Patricia! Ich kann, leider, weder schreiben noch studieren, wenn ich
unterrichte – ich bekomme im Seminar so genug von und an Wörtern, dass ich
nicht noch nebenher lesen, geschweige denn schreiben kann. Das ist auch der
Grund, warum ich meinen Magister nicht gemacht habe: Ich war zu sehr damit
beschäftigt, verkäufliche Literatur zu schreiben – schließlich hatte ich kleine
Kinder zu ernähren.
    In »Der Troll am
Mondtor« lassen sich zwei Abenteurer, die keinerlei magische Fähigkeiten
haben, auf etwas ein, was – auf den ersten Blick – so aussieht wie die
klassische Story »Rette die Prinzessin aus der verzauberten Burg«. – MZB

PATRICIA DUFFY
NOVAK
     
    Der Troll am
Mondtor
     
    Der Troll starrte sie an, und sie
starrte ihn an. Nur einen Moment zuvor hatte sie allein vor der Mondburg
gestanden und sich vorsichtig umgesehen. Dann war dieser Troll

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