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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Männer und Frauen ihre Kräfte und Kunst im
Ringkampf und Lauf, Bogenschießen und Fechten, und dort tanzten sie und tranken
sie ihren K’th bis spät in die lange Nacht, zupften die Harfen und fanden
beieinander in dunklen Zelten wohlige Wärme und Liebe und Lust.
    Hier hörte
Seylana auch wieder von Qr raunen und flüstern.
    In dem
finsteren Wald an der Nordgrenze von Gelon, murmelte der über seine
Messerklingen und Pfeilspitzen und Nähnadeln gebeugte Händler aus Meklavan. Ein
oder zwei Mal im letzten Sommer und dann wieder zur Herbstwende.
    Nein, brummte
sein Partner, die Geloni haben nie zugegeben, dass derlei existierte … Tempel
aus Stein haben sie erbaut, nicht wahr, und die Sterne mit Kompass und Karte
studiert.
    Aber es waren
gute Kunden, was Schwertstahl angeht, betonte der Erste. Doch dann blieb ein
junger Kerl, der Sohn eines Häuptlings, neben ihnen stehen, um sich ein Paar
Zügelbuckel anzusehen, und da redete man nicht mehr von Qr.
    Gelon Seylana
wendete und drehte das Wort, den Namen des fernen Reiches, in ihrem Kopfe hin
und her. Geloni waren in das Land der Aschkantianer eingefallen, als ihre Mutter
noch ein Kind war, und hatten nur unter größten Verlusten auf beiden Seiten
wieder zurückgedrängt werden können. Solche Schmach, solche Pein vergaß man
nicht so bald. Man würde sie vielleicht auf der Stelle töten oder für eine
Spionin halten, wie die legendäre Aimellina.
    Ich bin
bereits tot, dachte sie und machte sich daran, ihre paar Habseligkeiten zu
packen – etwas anzuziehen, zu essen, ein kleines, fein gearbeitetes Kohlebecken
aus Bronze, das einst ihrer Mutter gehört hatte … und packte alles in den
Reisesack, den sie sorgsam hinter den Sattel ihres Pferdes schnallte. Doch den
Bogen, den ließ sie zurück, als sie nun ins Land ihrer Feinde ritt.
    Ihren Falben
und eines ihrer drei Messer tauschte sie gegen ein paar gelonische
Kleidungsstücke, einen gut zugerittenen Onager und eine Hand voll Münzen ein.
Der Gastwirt nahm ihr Geld noch mit misstrauischem Blick. Aber als die Grenze
erst weit hinter ihr lag, ging sie überall als Pythikerin durch. Die
Aschkantianer waren schließlich nicht dafür bekannt, in friedlicher Absicht
nach Gelon zu kommen.
    Als ihre Börse
mager geworden war, verdingte sie sich bei einer Karawane, die gen Osten, ins
Herz von Gelon, unterwegs war, als Viehtreiberin. Reisende Händler schnappten
ja allerlei nützliche Informationen auf – alles, was mit der Sicherheit auf
Überlandstraßen zu tun hatte. Mancherlei Gerüchte kamen Seylana da zu Ohren:
Dass der König von Ar Krieger für einen Zug gegen Meklavan aushebe, dass die
Grenze von Aschkant offen sei, dass sie geschlossen sei, dass die Brunnen von
Borrivent vergiftet seien, dass jenes Skorpion-Emblem an einem fernen,
abgelegenen Ort gesehen worden sei. Spät in der Nacht, wenn sie die Halbesel
gefüttert und gefesselt hatte, brütete sie noch lange über den Karten des
Karawanenführers.
    Hier und dann
dort … ein Zusammenhang, ein System?
    Die Leere, die
ständige Gefährtin, pochte in ihr.
    Sie musste
mehr wissen, um sich durch das Reich zu bewegen, ohne Verdacht zu erregen. Mit
den Händlern kam sie da nicht weiter. Denn deren Devise war, sich so weit wie
möglich von allem fern zu halten, was Ärger bedeuten könnte … Sie jedoch
wünschte sich den herbei.
    Am folgenden
Morgen ritt sie zur nächsten großen Stadt. Dort musste sie sich an zwei
örtlichen Schlägern vorbei ihren Weg bahnen, um ins Heer des Königs von Ar
eintreten zu können.
    Der Zug gegen
Meklavan endete bald wieder in der Sackgasse, und Seylana stieg so langsam auf.
Bald waren ihr das Schwert und ihr Halbesel so vertraut wie einst ihr Bogen und
ihr Pferd. Sie trank, aber nicht zu viel, und sie träumte, aber nicht genug.
    Manchmal
wachte sie schwitzend und zitternd, das Heft ihres Schwerts umklammernd, in
ihrem Feldbett auf. Dann spähte sie hastig von einer dunklen Ecke zur anderen,
als ob sie etwas suchte, was sie vergessen hatte. Nicht einmal der rote Wein
oder die Liebe eines Mannes halfen ihr über jene innere Leere weg.
    Und immer
wieder hörte sie von Qr raunen und flüstern, dann zitterte jedes Mal etwas in
ihr, wie eine Bogensehne.
     
    Von ihrem Platz an der großen Tür, mit
dem Rücken zur Wand, überblickte sie die Gaststube sowie ein Stück der
staubigen Straße, die an der Schänke vorbeiführte. Und so spät am Tag drängten
sich da Soldaten auf Ausgang, Viehtreiber, Händler und Handwerker, wie Schmiede
und

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