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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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andere, um das ihrer Kinder. Diese Mütter waren tapfer … viel
tapferer als alle Kriegerinnen. Aber in beiden Gruppen gab es eben auch
Verräterinnen.
    Ora seufzte
und sah zum Fenster. Weshalb hatte sie versagt? Sie konnte sich noch genau an
die Zeit, die Jahreszeit, den Tag, ja, an die Stunde erinnern, da sie um eine
Entscheidung gerungen hatte. Aber da so viel auf dem Spiel gestanden und sie
solche Angst gehabt hatte, war sie wie gelähmt gewesen, ganz und gar
entscheidungsunfähig. Und hatte sich durch ihr Nichtstun für das eigene Leben
entschieden. So hatte die in dieser Lebensrobe erweckte Magie ihrer Elita dann
das Leben ausgesaugt.
    Ach, stöhnte
Ora und wischte sich eine Träne von der Wange. Sie hätte das nie für möglich
gehalten. Hatte es dann jedoch mit eigenen Augen gesehen. Hatte das jämmerliche
Weinen des sterbenden Kindes gehört, die grausige kindliche Frische auf Tristas
Wangen gesehen. Nein, den Todesschrei ihres kleinen Töchterleins würde sie nie
in ihrem Leben vergessen …
    Die Zauberin
hatte, als alles vorüber war, Wort gehalten und sie aus der Feste geleitet. Und
sie, in ihrem Leid und Zorn, hatte sich nach Hause aufgemacht, wild
entschlossen, an der Spitze der Truppen ihres Mannes zurückzukehren und Tristas
Burg in Schutt und Asche zu legen … Aber die Nachricht vom Tod ihres Kindes war
ihr vorausgeeilt, doch so verzerrt und verkehrt: dass sie es vor Wut, weil es
sie beim Stelldichein mit ihrem Liebhaber störte, mit eigener Hand erwürgt
hätte!
    Das war eben
die Art von Lüge, die ihr Mann, Herzog Jarack, nur zu leicht glaubte – war doch
ihre Beziehung schon immer gespannt gewesen und das Kind das Einzige, was sie verband.
    So schäumte er
bei dieser Kunde vor Gram und Wut und setzte ein hohes Kopfgeld auf sie aus … das
mancher zu verdienen hoffte. Bald sah Ora, nachdem sie drei Anschlägen nur
knapp entkommen war und eine Meute von Mordbuben auf ihren Fersen wusste, keinen
anderen Ausweg mehr, als sich an den einzigen Ort zu flüchten, an den Jaracks
Arm nicht reichte – Tristas Burg.
    Ora lächelte
bitter. Welche Ironie des Schicksals, dass eben die, die ihrem Kind das Leben
genommen hatte, zu ihrer Beschützerin werden sollte. Und so war es gekommen.
Nur dass Trista sie nicht als Kämpin hatte gebrauchen können und sie
stattdessen in den Feinheiten der Stickerei unterweisen ließ. Und als dann der
Tag kam, dass Trista wieder ein Leben für ihres nehmen musste, da war sie, Ora,
diejenige gewesen, die das magische Muster stickte … Viel später dann war sie
darauf gekommen, dass Trista selbst dieses Gerücht in Umlauf gebracht hatte, um
sie zur Rückkehr zu zwingen. Aber da war es zu spät gewesen – denn da hatte
Trista Ihr Ziel, sie Zug um Zug zu brechen, schon so weit erreicht, dass sie
bloß noch eine müde alte Frau war, die zwar eine Nadel zu führen wusste, aber
nicht, wohin sie hätte gehen können.
    Ora trocknete
sich ihre tränennassen Wangen am Blusenärmel. Sie hatte ihr Schwert gegen eine
Nadel getauscht, aus Eisen das eine, aus Bein die andere … aber beide gleich
tödlich. Der einzige Unterschied war, dass das Schwert Heim und Herd
beschützte, die Nadel aber den Müttern und Kindern das Herz durchbohrte.
    Einem
plötzlichen Einfall folgend, stand sie auf und legte die Haarsträhne behutsam
auf ihren Stuhl. Dann ging sie zu einer alten Truhe, die fast die ganze Wand
einnahm, und öffnete sie vorsichtig, hob mit beiden Händen das längliche Bündel
heraus, das darin zuoberst lag, und packte aus altem Linnen ihr treues Schwert
aus. Wie rostig und blind war die Klinge, und wie schwer: zu schwer, als dass
sie sie, wie sie traurig feststellte, auch nur hätte halten können. Gut, sie
zwang ihren schwachen Muskeln und knackenden Gelenken »eine Haltung« ab und
versuchte so, das Schwert ruhig zu halten – aber dann zitterte es schon und
schwankte, krachte klirrend auf die Fliesen … Dabei hatte es eine Zeit gegeben,
wo es ihr federleicht erschienen war.
    Nun drückte
sie die Klinge an ihre Brust. Wenn sie doch nur fortlaufen könnte. Nicht nur
von diesem Ort, nein, auch von der Zeit selbst. Zurück zu einer gewissen
Entscheidung, sie rückgängig zu machen, das Opfer zu bringen. Ganz sicher war
der Tod besser als solch ein Leben.
    Sie fuhr hoch –
die Tür ihrer Kammer flog krachend auf, und herein trat Trista, gefolgt von den
Wächtern, die mit ihren Fackeln die Kienspäne an den Wänden anzündeten, sodass
es fast wieder taghell wurde. Da drehte Ora sich,

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