Silberschwester - 14
Freundin
beschieden war.
Gawain aber
wandte sich an die Versammlung und sprach: »Ich habe die Hand dieser jungen
Dame gewonnen, in fairem Kampf, gemäß dem Gesetz unseres Königs. Als ihr Bruder
kann ich sie aber nicht heiraten. So gebe ich sie ihr wieder zurück, zu ihrer
freien Verfügung … sei es nun zum Nähen, Kochen oder Kämpfen!«
Dann hielt er,
salutierend, das Heft seines Schwerts an die Stirn – und Elyta dankte ihm mit
einem Knicks und dem Raffen imaginärer Röcke.
K. D. BARNES
»Karen« – als ich noch sehr jung war,
zehn vielleicht, gab es einen Liebesroman mit diesem Namen als Titel. Als meine
Sekretärin, Elisabeth, noch zur Schule ging, gab es gar eine ganze Serie von
Liebesromanen dieses Namens. Lektoren haben eine Vielzahl von Theorien über
ihre von überallher geholten Titel. Dieser hier, »Lieben und ehren«, scheint
vom Heiratsdienst zu kommen und hat ja zumindest den Vorzug, sich auf etwas in
dieser Geschichte zu beziehen.
Ich kann nur
wiederholen: Namen sagen uns nur etwas über die Abstammung des Vaters sowie den
literarischen Geschmack der Mutter. Ich habe die Namenmoden kommen und gehen
gesehen: In den sechziger Jahren gab es doch eine Zeit, wo etwa jedes dritte
Kind »Debra« oder »Carol« genannt wurde, und heute heißen sie »Tiffany« oder
»Amanda«. Mein Vorname, Marion, scheint außer Mode gekommen zu sein, war in
meiner Kindheit aber einmal so populär, dass wir in der siebten Klasse vier
Marions waren – McDermott, Harrington, Young und ich. Doch eine Marion unter
sechzig habe ich vor Jahren zum letzten Mal getroffen … und die war das Kind
einer Verehrerin von mir und darum nach mir so genannt. Die Ärmste wächst dann,
wegen ihres altmodischen Namens, vielleicht mit einem Hass auf mich und mein
Werk auf!
Meine Tochter
meint, ich hätte sie Stephanie oder so nennen sollen; ihr Name – Moira, die
erste Silbe reimt sich auf »Joy« –sei so außer Mode, dass ihre Lehrer und
Lehrerinnen ihn weder buchstabieren noch aussprechen hätten können. Die
Alternative ist, seinem Kind einen Namen zu geben, der »in« ist, dann jedoch
hören zu müssen, dass es der dreizehnte oder vierzehnte David, Patrick oder Kim
im Kindergarten ist – wie es bei meinen Söhnen und meiner Pflegetochter der
Fall war. Welchen Preis zahlt man für Originalität?! Ich bin mit einer Klasse
voller »Lizzies« zur Schule gegangen; danach kamen die »Bettys«, »Lisas«,
»Beths« und »Libbys« – ja, das Alter einer Elizabeth kann man von ihrem
Spitznamen ablesen … In unserem Haus gibt es zurzeit zwei davon: »Lisa« und
»Beth« (oder »Elisabeth« und »Elizabeth«; ich bin nur froh, dass sie
verschiedene Telefonnummern haben!). »Karen« aber ist ein Name, der alterslos
zu sein scheint.
Karen Barnes,
also, erzählt, sie habe, weil sie gegen Katzen allergisch sei, die ihrigen
inzwischen »durch zweieineinhalb Shetländer« (wie, zum Kuckuck, hält man einen
halben Hund?) »und einen Rottweiler-Mischling, einen Mann und zwei Kinder
ersetzt«. Und ergänzt, dass sie, wie ihre Heldin, noch immer in dem »totalen
Rauschzustand« ihrer Heirat sei … Möge der lange anhalten – ich erinnere mich
noch gut, wie das war.
Sie sei am 29. Februar
1956 geboren, schreibt sie, und habe kürzlich nun ihren zehnten Geburtstag
gefeiert. Mich hat das verwirrt, als ich das las; ich hatte eben vergessen, wie
das denen geht, die an einem Schalttag zur Welt kommen. (Erklärt das auch,
warum einige von ihnen halbe Hunde halten?)
In »Lieben und
ehren« spielt, wie in einer Geschichte weiter oben, ein Frauenring eine große
Rolle. – MZB
K. D. BARNES
Lieben und
ehren
»Zum Zeichen und Pfand immer währender
Liebe und Treue traue ich euch mit diesem Ring.« Die Worte der kirchlichen
Trauung gingen Karis eben durch den Sinn, als sie auf dem Kammweg zu ihrem Dorf
zurückritt. Sie kam von der Taufe ihrer Nichte in Riversbend. Hallee, ihre
jüngere Schwester, hatte die Kleine ihr zu Ehren Karista genannt. Und sie nach
der Taufe inständig gebeten, doch die Nacht bei ihnen zu bleiben.
»Die Wege sind
unsicher!«, hatte Hallee gerufen. »Ach, es gab da letzthin merkwürdige
Vorkommnisse. Die Hirten fanden tote Schafe, denen alles Blut ausgesaugt war.
Vor vierzehn Tagen wurde in Shadygrove ein Mann, der des Nachts auf dem Heimweg
vom Wirtshaus war, überfallen. Es ist einfach gefährlich, so spät noch
unterwegs zu sein!«
»Es ist doch
nur ein Halbtagesritt durchs Vorgebirge«, hatte sie erwidert
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