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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einen
Stoß magischer Energie spürte, und hob dann mit dem Singsang an. Und jedes Wort
der Macht und Kraft, das sie jetzt ins Dunkel der Nacht flüsterte, gab den
Perlen einen Hauch von gelbem Glühen.
    Lord Cedric
wurde immer ungeduldiger und kniff sein verlebtes Gesicht vor Zorn zusammen. So
böse hatte Darina ihn ja noch nie gesehen. Jäh lohte sein rötliches Haar in der
kühlen Nachtluft, und sein Gesicht wirkte im flackernden Schein des Lagerfeuers
verzerrt wie eine dämonische Maske. Ja, in dieser Nacht, der längsten Nacht des
Jahres, wenn Zauber gegen Zauber kämpfte, gehörte er hierher, in diese
trostlosen, öden Ebenen.
    Seit Jahren
forderte er den Kreis heraus und stellte dessen Macht infrage, ohne aber die Kraft
zu haben, auch in dessen Energien zu schöpfen. Doch jetzt hatte er ihr in
seinem Zorn gedroht, ihr Dorf zu zerstören, falls sie sich weigerte, ihm zu
helfen. Denn er hatte in den Städten der Umgebung von ihren magischen Talenten
gehört und hoffte, damit den Krieg gegen den mächtigen Kreis wagen und ihn sich
und seinen Zielen unterwerfen zu können.
    »Warum sind
wir so weit vom Kreis weg?«, tönte er, die Hände auf die Hüften gestemmt, und
funkelte sie böse an. »Meinst du etwa, ich sei ein dummer Schafhirte, den du
hereinlegen kannst?«
    »Viele Magien
wandern diese Nacht über diese Ebenen, o hoher Herr. Der Kreis deines Lagers
wird uns beschützen.«
    Endlich bei
der letzten Perle angelangt, ließ sie die Kette rückwärts durch die Hand
gleiten und stimmte ihren Singsang von neuem an. Da wurde die gelbe Aura
zusehends kräftiger – dunkelgelb musste sie sein, sollte die Magie bereit sein.
    »Wieder nur
Lügen!«
    Cedric riss
sie vom Boden hoch, stieß, schob sie in Richtung Steinkreis, so roh und grob,
dass sie stürzte und ihr die Betschnur entglitt.
    »Oh, du wirst
mir diesen Moment des Triumphes nicht nehmen«, schrie er nun. »Ich werde vor
dem Kreis stehen, wenn er mir seine Macht übergibt. «
    Darina tastete
indessen auf Händen und Füßen hastig und angsterfüllt im hohen Gras nach ihrer
Kette. Ihr Leben hing davon ab! Schließlich sah sie zu ihrer Linken etwas
gelblich im Grase schimmern – ganz glücklich griff sie danach. Wie kühl waren
doch die Perlen in ihrer Hand, als sie nun wieder zu singen begann.
    Bögen
magischer Kraft wölbten sich mit blauen, roten Blitzen über die Ebenen. Und die
Kräfte, die ringsum am Werke waren, ließen ihre Haare knisternd zu Berge
stehen. Sie wusste, dass sie ihr Vorhaben schnellstmöglich zu Ende bringen
musste. Denn der gefährlichste Ort für sie in einer Nacht wie dieser war hier
in der Nähe des Großen Kreises.
    Cedric sah
sich schon ganz unruhig um.
    »Hier wird es
langsam gefährlich«, sagte er dann, ein wenig leiser. »Komm zum Ende, oder ich
töte dich auf der Stelle!«
    »Und wartest
wieder ein Jahr auf die längste Nacht?«, fragte sie, den Blick auf ihre Perlen
gerichtet, die in tiefem Goldton erglühten.
    Noch einmal,
und die Magie wäre potent genug!
    Sie musterte
den Steinkreis mit seinen schweren, tief in die Erde eingesunkenen Stelen.
Sodann erhob sie sich und berührte die ihr am nächsten stehende Säule, spürte,
wie sich der Stein unter ihrer Berührung sogleich erwärmte, sah, dass er in
demselben dunklen Goldton zu glühen begann wie die Gebetskette in ihrer
Rechten. Ein letztes Mal ließ sie also die Kette durch ihre Hand gleiten, ganz
bis zum Ende hin.
    Es war
vollbracht.
    Cedric hätte
endlich Zugriff auf alle Macht, alle Stärke des Großen Kreises.
    »Der Kreis ist
dein«, sprach sie, trat einen Schritt zurück, hielt ihm die Gebetsschnur hin.
    Und er hatte
sie kaum in den Händen, als er an Prägnanz der Form verlor und sich von einem
Augenblick auf den anderen in den Kreis versetzt sah! Ein satter goldener Glanz
umfing die Säulen nun! Und Cedric sog wie im Rausch die Energie in sich ein,
bis er von Kopf bis Fuß in goldenem Licht pulsierte. Als er sich satt getrunken
hatte, wies er mit dem Finger auf Darina und rief böse lächelnd: »So wirst du
meine neue Macht als Erste zu spüren bekommen. Du warst ganz schön dumm!«
    Darina aber
lachte und sah ihm ohne Furcht noch Angst in die dunklen Augen.
    »Nein, du
warst dumm, Cedric. Denn ich gab dir genau, was du verlangt hast. Du hast nun
alle Macht des Großen Kreises in Händen. Aber nichts davon kann den Kreis je
verlassen. Auch du nicht.«
    Wutverzerrten
Gesichts versuchte er, magische Blitze auf sie zu schleudern …
    Darina aber
scherte sich nicht

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