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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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darum und zog von dannen. Und sein Geschrei hallte über die
Ebene und wurde schriller, als Angst sich zu Wut gesellte. Doch sie und ihr
Dorf würden zum ersten Mal seit vielen Monaten in dieser Nacht gut schlafen.

CYNTHIA WARD
     
    Cynthia Ward ist in Oklahoma zur Welt
gekommen und hat schon in Maine und Spanien, Deutschland und der San Francisco
Bay Area gewohnt – jetzt aber lebt sie in einem Vorort von Seattle. Sie war
bereits in drei Bänden der Magischen Geschichten vertreten – VIII, IX und
XI –, in The Ultimate Dragon und in einer Reihe von Anthologien und
Magazinen. Ich hege auch eine, nun, vage Erinnerung, sie einmal kennen gelernt zu haben, bei einem unserer lokalen Kongresse; aber mein Gedächtnis ist ja
etwas unzuverlässig.
    In »Blutmond« geht
es um das Band zwischen zwei Freundinnen, das es auch übersteht, dass eine von
ihnen zur Ausgestoßenen wird. – MZB

CYNTHIA WARD
     
    Blutmond
     
    Als Herr Sonne sich dem Ende seiner
Himmelsreise näherte, da richtete sich Hexe Winter von ihrem Gartenbeet auf,
wischte sich am Leinenkittel die Hände ab und strich sich eine Locke ihres
Haares zurück, das trotz ihrer erst zwei Dutzend Lenze weiß wie Schwanendaunen
war … Wie ihr Vater hatte sie schon von Geburt an weißes Haar, dazu Augen, die
von einem hellen, transparenten Blau waren: das Zeichen des Mondbanns.
    Stöhnend hob
sie ihren Ebereschenstock auf, der zwischen den Grünkohlpflänzlingen lag, und
ging dann, ein wenig humpelnd, quer über die Lichtung. Fast wäre sie jedoch
gestürzt, weil ihr unverhofft ihr Wildkater zwischen die Füße lief! Laut
schnurrend strich ihr ihr Hausgeist um die Knöchel und sagte ihr ohne Worte,
dass er schon seit Monaten nichts mehr gefressen hätte. Ja, Wanderbursch war
eben, wie alle Katzen, ein großer Lügner. Und verschwand ab und an für Tage,
aber nie für Monate.
    Dieses Mal war
er eine ganze Woche fort gewesen, und so war sie recht froh, ihn wiederzusehen.
Sie hatte ihn einst unter einem umgestürzten Baum gefunden, als einzigen
Überlebenden aus dem Wurf einer Wildkatze, die beim Kampf mit einem Fuchs
umgekommen war. Aber im Wald gab es ja auch Bären und Wölfe! Winter hatte in
den letzten Jahren mehr als nur einmal einen Wolf aus dem Dunkel des Walds
spähen sehen. Das machte sie etwas nervös, obwohl Wölfe Menschen selten
angriffen und sie immer ihren Stab bei sich trug. Sie war recht froh, dass das
Mondmal oder Magiertalent hier nie zur Wolfsgestalt führte, wie im fernen
Westen, wo die Berge an den Himmel stießen und die Städte von »Königen« regiert
wurden, von Männern, die so zum Herrschen geboren waren wie die Hexen zum
Heilen und zum Hüten.
    Als sie nach
dem Kater griff, fuhr er hinter sie. Sie machte kehrt und vergaß ihn – sah sie
doch über dem Wald eine dicke schwarze Rauchsäule aufsteigen, die die
abendroten Wölkchen teilte … Sie konnte wegen des Waldes das Meilen entfernte
Tjalve nicht sehen, wusste aber genau, dass es brannte.
    Banditen!
    Ihre Familie
hatte Tjalve seit je beschützt. Ihr Vater hatte es um den Preis seines Lebens
gegen Banditen verteidigt. Und sie hatte sie kommen lassen!
    Es kam jemand
aus dem Wald. Sie hob den Stock. Dann sah sie, dass die Gestalt, die nun den
Grasweg entlangkam, allein und klein war. Ein Kind.
    Sie rannte
los. Sie war schnell, trotz der alten Beinwunde. Aber sie wurde auch nicht von
langen Röcken behindert. Einen knielangen, löchrigen, von der Gartenarbeit
fleckigen Kittel trug sie, mit einem Gürtel für ihren Dolch. Verfilzte Locken
streiften ihr die Schulter. Unverheiratete Frauen trugen das Haar im
Allgemeinen lang und offen, aber sie, in ihrer Einsamkeit und Abgeschiedenheit,
scherte sich nicht um ihr Aussehen. Gleich nach ihrem Auszug hatte sie sich das
Haar abgeschnitten.
    Wieder lief
ihr Wanderbursche so jäh zwischen die Beine, dass sie stolperte und beinahe
gestürzt wäre. Er sauste vorneweg, entschlossen mitzukommen, aber ja nicht
hinterdrein – obwohl er keine Ahnung hatte, wohin es ging. Doch als er
plötzlich stehen blieb, einen Blick zurück warf, wusste sie, dass er die näher
kommende Gestalt ausgemacht hatte. Hatte er denn schon ein Kind gesehen? Sicher
nicht. Das erst einjährige Tier war nur selten bei ihr zu Hause, in ihrer
kleinen Hütte. Und die Dörfler waren in den letzten sieben Jahren nur selten
und nur, wenn sie Hilfe brauchten, zu ihr gekommen.
    Fünf Fuß vor
dem Kind blieb der Kater wieder wie angewurzelt stehen, legte dann dumpf
fauchend die Ohren an,

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