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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wusste, dass zwei andere sie festhielten. Rabin stand
wie erstarrt, war blutrot im Gesicht. Ihr war es immer so schrecklich gewesen,
im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Womöglich fiel sie gleich in
Ohnmacht!
    »Was soll
das?«, begehrte Winter auf. »Laßt uns los!«
    Der Schultheiß
würdigte sie keiner Antwort, drehte sich aber zu den versammelten Dörflern um
und schrie: »Das Böse ist in unserer Mitte. Wir müssen es mit Stumpf und Stiel
ausreißen. Das ist schmerzlich, aber notwendig.«
    Das alles
ergibt doch keinen Sinn, dachte Winter. Weder, was er sagt, noch, was er tut,
noch diese ganze Versammlung. Ist der alte Narr vollends senil geworden?
    »Wovon redest
du überhaupt?«, rief sie.
    Nun kehrte er
sich wieder ihnen zu. »Winter. Rabin. Ihr seid jetzt fünfzehn Jahre alt, seid
erwachsene Frauen und lauft doch umher wie wilde Tiere. Ihr verbringt noch all
eure Zeit zusammen, obwohl ihr doch schon verheiratet sein und Kinder bekommen
solltet.« Nun richtete er einen strengen Blick auf Rabin, der sie mit Entsetzen
schlug – so körperlich, dass sie schier in Ohnmacht fiel und nur noch von ihren
Häschern auf den Beinen gehalten wurde. »Rabin, dein Vater hat dich vor langem
dem jüngsten Sohn des Schmieds versprochen.« Und an Winter gewandt: »Aber
deiner hat keine derartige Vereinbarung getroffen, obwohl doch ein
verantwortungsbewusster Vater für die Zukunft seiner Kinder schon Vorsorge
trifft, solange sie klein sind. Vor allem, wenn er der Letzte seines Stammes
ist.«
    »Du wagst es,
meinen Vater zu beleidigen?!«
    »Ich würde
unseren Retter nie beleidigen«, erwiderte da der Schultheiß in frommem Ton.
»Ich sage bloß, dass dich Waise niemand die Gesetze eines Erwachsenenlebens
gelehrt hat.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das ist meine Schuld. Ich hätte
dein Vormund sein und dich von meiner Frau in den weiblichen Pflichten
unterrichten lassen müssen … Du solltest längst verheiratet sein, für deines
Vaters Vermächtnis Erben gebären! Das kann so nicht weitergehen. Ich werde dich
also auf der Stelle mit meinem jüngsten Sohn verloben!«
    Winter lachte
schallend. »Eher heirate ich einen Ochsen als den Dummkopf von deinem Sohn!«
    Da bekam
Wagner schmale Augen. Ein paar Leute lachten. Doch bei dem bösen Blick ihres
Bürgermeisters blieb ihnen das Lachen im Halse stecken.
    »Winter, du
wirst deine Pflicht als Frau und Helferin tun. Und du wirst deinem
Bürgermeister gehorchen.«
    Da spuckte sie
ihm ins Gesicht.
    Er wischte
sich ruhig die Spucke weg und wandte sich dann an die Menge: »Genau, wie ich
dachte: Die Hexe da verhält sich widernatürlich. Sie sieht doch andere Frauen an,
wie es ein Mann täte.«
    Jemand
keuchte. Jemand anderer fragte: »Hast du etwa die Versammlung einberufen, um
uns das zu sagen?«
    »Ich rief euch
zusammen, weil diese da den Göttern den Gehorsam verweigert! Ja, sie missachtet
das Gebot der Mondfrau an ihre Familie und lässt die Linie ihres Vaters
aussterben. Außerdem, fürchte ich, praktiziert sie schwarze Magie!«
    Ungläubiges,
zweifelndes Raunen erklang da, doch ängstliches auch.
    »Lügner!«,
schrie Winter.
    Der
Bürgermeister gab einen Wink.
    »Ich habe nie
…« – eine Hand legte sich ihr über den Mund. Sie wehrte sich mit allen Kräften,
kam aber nicht frei. Sie grub die Zähne tief in diese schwielige Hand, aber die
Hand blieb, wo sie war.
    Dann wandte
Bürgermeister Wagner sich an Rabin. Der war alle Röte aus dem Gesicht gewichen,
sodass es nun schneeweiß war unter dem kohlschwarzen Haar.
    »Rabin«, sagte
er, »ich glaube nicht, dass ihre Bosheit auch in dir steckt. Nein, ich glaube,
dass du bereit bist, die Pflichten einer guten Frau zu erfüllen. Habe ich
Recht?«
    Rabin starrte
ihn so ängstlich an, dass Winter diesen Kerl am liebsten auf der Stelle
geschlagen hätte. Aber sie hatte ja ihren Stock zu Hause gelassen – und damit
dem Bürgermeister die Gelegenheit gegeben, auf die er seit dem Tod ihres Vaters
wie ein Luchs gewartet hatte.
    »Rabin, du
musst mir Antwort geben«, sagte er nun sanft. »Bist du bereit zu heiraten?«
    Rabin nickte.
    Winter kämpfte
wie eine Löwin, um loszukommen. Sie versuchte zu sprechen. Aber die Hände, die
sie hielten, waren so hart und unnachgiebig wie Wagners Seele.
    »Winter«,
sagte der Bürgermeister. »Wenn du nicht dem Bösen in deinem Herzen entsagst und
die Pflichten einer Frau erfüllst … wirst du aus Tjalve verbannt!« Ein Wink an
ihre Häscher. »Lasst sie sprechen!«
    »Wagner!«,
ließ

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