Silberstern Sternentänzers Sohn 01 - Der geheimnisvolle Hengst
völlig nass. Sofort machte sich die Mutterkuh daran, ihr Kleines trocken zu lecken.
Der Bauer wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn und warf einen liebevollen Blick auf die zwei Tiere. Die beiden boten wirklich ein herrliches Bild. Gerade stieß die Kuh ihr Kleines sanft an - gerade so, als wolle sie es ermuntern aufzustehen. Das Kälbchen hob den Kopf und rollte sich auf die Beine, doch gleich darauf plumpste es auf der anderen Seite wieder ins Stroh.
Nun richtete der Bauer seinen Blick auf Annit. „Du hast ja eine ganze Menge drauf, alle Achtung“, stellte er anerkennend fest.
Annit lächelte nur. Sie war froh, dass sie es gemeinsam geschafft hatten, das Kälbchen heil zur Welt zu bringen. „Ich geh dann mal“, meinte sie. „Jetzt kommen Sie ja auch ohne mich klar und ..."
„Kommt gar nicht infrage“, unterbrach sie der Bauer. „Du bleibst hier.“ Er zuckte entschuldigend die Achseln. „Ich meine ... ich wollte sagen ... na ja ... ich würde mich freuen, wenn wir uns noch ein bisschen unterhalten könnten. Und du hast doch bestimmt auch Durst“, fügte er schnell hinzu, um seine Verlegenheit zu überspielen. „Ich hol schnell was. Hab selbst gemachten Holundersaft. Der wird dir bestimmt schmecken.“
„Ich komm am besten mit“, erwiderte Annit und deutete auf die Kuh und das Kälbchen. „Die beiden brauchen jetzt sowieso ein bisschen Ruhe.“
Annit folgte Janusch Nowak in die große Küche des Bauernhauses und beobachtete ihn, wie er eine Flasche Holundersaft und zwei Gläser auf den Tisch stellte und dann eingoss. Er deutete auf einen Stuhl. „Setz dich doch“, bat er freundlich und nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz.
Annit setzte sich ebenfalls und trank einen Schluck von dem Saft. „Mmmh! Der schmeckt echt gut“, lobte sie, während sie den Bauern ein wenig ratlos aus den Augen winkeln betrachtete. Ein bisschen komisch ist das hier schon, dachte sie. Ich weiß gar nicht, warum er mich eigentlich noch eingeladen hat. Sonst hat er doch immer nur laut gebrüllt, ich solle verschwinden.
Janusch Nowak fuhr sich umständlich mit der Hand über das Gesicht. „Ich ... also ... verdammt!“ Er leerte sein Glas in einem Zug und stellte es heftig auf dem Tisch ab.
Annit zuckte ein wenig zusammen. Am besten ich steh jetzt auf und geh, ich will mich nicht noch mal von ihm beschimpfen lassen.
Der Bauer starrte betreten auf die Tischplatte. Seine Verlegenheit war ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich ... ich wollte mich bei dir ... also, ich wollte mich entschuldigen“, druckste er herum. „War nicht richtig von mir, dich und die anderen so anzugiften, obwohl ich euch gar nicht kenne.“ Er hob den Kopf und blickte Annit an. „Manchmal kann ich ein richtiger Sturkopf sein und merke gar nicht, wenn ich mich verrenne. Das hat meine
Frau auch immer gesagt.“
Und da hat sie absolut Recht gehabt, stimmte Annit in Gedanken zu, verkniff sich jedoch die Bemerkung. Der Bauer hatte eingesehen, dass er sich falsch verhalten hatte, und sich entschuldigt. Das genügte. „Wo ist denn Ihre Frau?“, fragte sie stattdessen neugierig.
Der Bauer zuckte mit den Schultern. „Sie ist vor einem halben Jahr ausgezogen und wohnt seither bei ihrer Schwester im Nachbardorf. Sie will erst wieder zurück kommen, wenn ich ... na ja, vielleicht wird’s ja wieder. Selbst so ein alter Esel wie ich kann noch was dazu lernen.“ Er schenkte Annit und sich noch Saft ein. „Eigentlich bin ich jetzt richtig froh, dass der Tierarzt nicht da war. Sonst hätte ich ja nie mitgekriegt, was du alles kannst.“ Er schluckte. „Du hast mir wirklich sehr geholfen. Und ich würde dir gern was schenken dafür.“ Er grinste schief. „Und weil ich dich und die anderen so mies behandelt habe.“
Annit winkte ab. „Ich hab Ihnen gern geholfen. Und ein Geschenk brauch ich wirklich nicht dafür.“
Der Bauer rieb sich die Stirn. „Mir wird schon was einfallen“, erklärte er und ging überhaupt nicht auf Annits Antwort ein. Plötzlich leuchteten seine Augen auf. „Aber du könntest dir vielleicht schon mal einen Namen für das Kälbchen ausdenken, wenn du willst.“
Annit überlegte einen Augenblick, und plötzlich wusste sie es. „Sonnenblume“, sagte sie leise. „Das Kälbchen soll Sonnenblume heißen.“
Erste Annäherungen
Sonnenblume - einen schöneren Namen konnte Annit sich für das süße Kälbchen mit den glänzenden
Weitere Kostenlose Bücher