Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
mögt.“
Annit und Mannito nickten. Schokolade hatten sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen. Allerdings war diese so weich, dass sie sich nur noch mit den Fingern schlecken ließ.
„Was gibt’s denn am Van-See zu erforschen?“, erkundigte sich Mannito.
Peter Jonas nahm seine Brille ab und putzte sie an sei nem Hemd. „Sein Wasser ist einzigartig auf der Welt. Es ist reich an Soda und Salzen. Und am Grund des Sees hat sich eine mehrere hundert Meter dicke Schlammschicht abge lagert. Daran lassen sich möglicherweise die klimatischen Bedingungen von einer halben Million Jahre ablesen.“ Peter Jonas redete sich richtig in Begeisterung. Seine Augen glänzten. „Könnt ihr euch vorstellen, was das bedeutet? Wir müssen nur diesen Schlamm bergen und erfahren dann, welches Klima zum Beispiel zu Zeiten der Neander taler herrschte. Das ist ein unglaublicher Datenschatz, un sere ganze Klimageschichte!“ Peter Jonas setzte seine Brille wieder auf und blickte von Annit zu Mannito. „Wir wollen nun mit Hightech-Geräten Schlamm heraufholen und ana lysieren. Tja, Kinder, wenn das klappen sollte!“ Er seufzte. „Muss nur noch irgendwie finanziert werden ... Aber was macht ihr beiden Hübschen überhaupt ganz allein in dieser verlassenen Gegend?“
Annit und Mannito hatten inzwischen die ganze Schokolade verspeist. Genüsslich schleckte Annit gerade den letzten Rest von ihren Fingern.
„Wir sind auf dem Weg nach Dedeli“, erklärte Mannito. „Sagten wir doch.“
„Ah, richtig!“ Peter Jonas durchsuchte noch einmal seine Aktentasche. „Sorry, keine Landkarte. Jedenfalls führt diese Straße zum See. Haltet euch immer geradeaus, dann stoßt ihr direkt drauf. Ich meine, Dedeli liegt auf der nordwest lichen Seite, etwas abseits vom See. Ich erinnere mich, ich bin da kürzlich mal durchgefahren.“
„Danke, das hilft uns erst mal weiter“, nickte Annit. „Und vor allem danke für das Wasser und die Schokolade. Die war echt lecker!“
Peter Jonas ging nochmals zum Kofferraum und beförderte zwei weitere Wasserflaschen zutage. „Die könnt ihr gerne mitnehmen.“ Dabei blickte er streng von einem zum anderen. „Was sagen eigentlich eure Eltern dazu? Wissen die, dass ihr hier mutterseelenallein unterwegs seid?“
„Meine Eltern sind in Dedeli und dorthin wollen wir ja“, antwortete Annit schnell. Dass meine Eltern gar nicht wissen, dass ich komme, und welch abenteuerliche Reise wir hinter uns haben, muss ich diesem Wissenschaftler, der von Schlamm träumt, ja nicht auf die Nase binden, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Nun gut“ Peter Jonas setzte sich in seinen Wagen, schloss die Tür und gab Gas. „Passt auf euch auf!“
Kopfschüttelnd sah ihm Annit nach. „Im Schlamm herumwühlen. Das war nichts für mich“, meinte sie. „Wer weiß, was man da so alles findet.“
„Also ich find das interessant“, schwärmte Mannito. „Forscher, das ist doch ein toller Beruf. So was würde ich später auch gerne machen.“
„Aber zuerst müssen wir nach Dedeli“, erwiderte Annit und schwang sich in den Sattel.
Mannito saß ebenfalls auf. „Also weiter, immer der Nase nach!“, rief er und trieb Ranja an.
Nach ein paar Kilometern trafen sie schließlich auf einen Hirten mit einer Schafherde.
Mannito sprang ab, bahnte sich einen Weg durch die blökenden Schafe und fragte den Hirten nach dem Weg. Doch der schüttelte nur den Kopf. Auch die nächsten zwei Leute, denen sie begegneten, konnten ihnen nicht weiterhelfen. Aber Annit und Mannito waren schon froh, dass die Gegend wenigstens nicht mehr ganz so einsam war.
„Wir sind so nah am Ziel“, ächzte Annit ungeduldig. „Irgendjemand muss doch diesen Ort kennen!“
An einer Kreuzung sahen sie einen älteren Mann, der einen kleinen hölzernen Wagen, vollgeladen mit roten Paprika, hinter sich herzog.
Mannito saß erneut ab und lief zu ihm hin. Annit blieb mit den zwei Pferden in einiger Entfernung stehen und beobachtete die beiden gespannt.
Und tatsächlich - nach einer Weile kam Mannito mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück und machte das Daumen-Hoch-Zeichen. „Endlich“, rief er. „Der Mann kannte Dedeli. Es liegt nicht allzu weit von hier.“
Annit konnte es kaum glauben. „Wir haben es geschafft“, presste sie hervor.
„Jedenfalls fast“, erwiderte Mannito. „Ich schlage vor, wir übernachten hier und legen das letzte Stück dann morgen ausgeruht zurück. Ein
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