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Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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kommt doch nicht darauf an, was  jemand hat.“
    „Dazu kam, dass Achmed Türke ist“, fügte Elena hinzu.
Annit zuckte die Achseln. „Na und?“
    Elena blickte von Annit zu Mannito und wieder zurück. „Das könnt ihr nicht wissen, aber zwischen Griechen und Türken besteht eine lange Feindschaft. Schuld daran ist der Griechisch-Türkische Krieg.“
    „Davon hab ich noch nie etwas gehört“, gestand Annit.
    „Es geschah nach dem Ersten Weltkrieg“, erzählte Elena. „Damals versuchten die Griechen große Teile türkischen Gebietes zu besetzen. Es kam zu erbitterten Kämpfen, aus denen die türkischen Truppen unter Kemal Atatürk als Sieger hervorgingen. In Griechenland betrachtete man die Niederlage gegen die Türken als Katastrophe, aus türkischer Sicht handelte es sich dabei um den Sieg für die Freiheit.“ Elena seufzte tief. „Was dann passierte, war schrecklich: Über eine Million Griechen musste aus der Türkei fliehen, viele starben auf der Flucht. Ihr müsst euch vorstellen: Jeder vierte Grieche war zu der Zeit ein Flüchtling.“ Elena beugte sich nach vorne. „Und umgekehrt wurden Hunderttausende von Türken aus Griechenland vertrieben.“
    „Na ja“, meinte Annit nachdenklich. „Aber da kann ja Achmed nicht wirklich was dafür. Er war ja damals noch gar nicht auf der Welt.“
    „Schon“, bestätigte Elena. „Aber in meiner Familie gab es viele Tote. Mein Großvater wurde von den Türken auf der Flucht ermordet.“
    „Aber das ist doch schon ewig her“, entgegnete Annit. 
    Elena schüttelte den Kopf. „Trotzdem. Es gibt keinen richtigen Frieden zwischen Türken und Griechen. Es ist zu viel Blut geflossen. Viel zu viel. Jahrzehnte später gab es erneut blutige Übergriffe auf die Griechen, die in Istanbul geblieben waren. Bis heute bedeuten die damaligen Ereignisse ein Drama für viele Griechen. Und für meine Familie ganz besonders.“
    Annit nickte verständnisvoll. „Und dann wirst du ausgerechnet von einem Türken schwanger. Klar, dass das nicht so ganz einfach für deine Eltern war.“
    „Ein Türke und dazu noch ein armer Schlucker. Nein, das wäre für meine Eltern niemals in Frage gekommen. Das hätten sie nie erlaubt. Das war eine Frage der Ehre.“ Elena schluckte bitter. „Meine Familie war der Ansicht, dass an der Hand eines jeden Türken das Blut meines Großvaters klebte.“
    „Und was hast du getan?“, fragte Annit mitfühlend.
    Elena zuckte die Achseln. „Ich war jung. Unwissend. Leichtsinnig - und so unglaublich verliebt. Mir waren Nationalitäten völlig gleichgültig. Unsere Liebe war größer, also haben wir uns heimlich getroffen“, erzählte Elena weiter. „Niemand durfte davon erfahren, denn zusätzlich hatten meine Eltern gehofft, dass ich meinen wohlhabenden Cousin Pavlos heiraten würde. Gemeinsam mit ihm sollte ich das Vermögen der Familie und damit deren Status vergrößern. Also musste ich meine Liebe zu Achmed geheim halten. Lange Zeit gelang dies auch.“ Elena stockte. Streckte die Hand aus, griff nach einem Glas und trank einen Schluck Wasser.
    „Und dann?“, drängelte Annit.
    „Dann ist es passiert: Ich wurde schwanger.“
    „Mit mir?“
    Elena nickte. „Mit dir, Annit. Es waren andere Zeiten damals. Ich war blutjung. Aufklärung gab es bei uns nicht. Von Verhütung hatte ich keine Ahnung. Ich war verzweifelt. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte.“ Elena schnaufte tief. „Ich wusste nur, dass ich sehr große Schande über meine Familie gebracht hatte.“
    Annit hielt vor Spannung die Luft an. „Und dann?“
    „Ich habe eine Schwester. Sie heißt Angeliki.“
    „Das ist die Igoumeni, die Äbtissin, die wir im Kloster kennengelernt haben?“, vergewisserte sich Mannito.
    „Genau“, bestätigte Elena. „Meine Schwester war zu jener Zeit bereits Nonne. Sie hatte sich von jeher den Traditionen der Familie und des orthodoxen Glaubens sehr verbunden gefühlt und sich schon früh entschieden, ins Kloster zu gehen.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Obwohl Angeliki und ich uns überhaupt nicht ähnlich sind, verstanden wir uns immer gut. Als ich ungewollt von Achmed schwanger wurde, vertraute ich mich daher meiner Schwester an und bat sie um Hilfe.“ Elena stockte und nahm einen weiteren Schluck Wasser. „Niemals werde ich das Gesicht von Angeliki vergessen. Sie war so unglaublich geschockt über diese Nachrichten - zum einen die verbotene Liebe mit einem Türken, zum

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