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Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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anderen die Schwangerschaft vor der Eheschließung.“
    Annit nickte. „Das kann ich mir gut vorstellen.“ In Gedanken sah sie die große, stattliche Frau, die immer so streng wirkte, in ihrer Ordenstracht vor sich.
    „Angeliki war so erschüttert, dass sie, anstatt mir zu helfen, mich an die Eltern verriet.“
    „Was?“ Annit schlug entsetzt die Hand vor den Mund. „Wie fies!“
    Elena schwieg einen Moment. Sie schloss die Augen. Ihre  Augenlider zitterten. Sie erinnerte sich an jenen Tag, als  wäre es gestern gewesen. Sie erinnerte sich an den Mo ment, als ihre Eltern ihr Zimmer betraten. Ihre Mutter hatte  geschluchzt und geklagt, ihr Vater hatte sie mitten ins  Gesicht geschlagen. Einmal, zweimal. Elena strich über ihre  Wange. Sie konnte den brennenden Schmerz immer noch  spüren. Er hatte sie Hure genannt und als Schande für die  ganze Familie bezeichnet. Ihre Mutter war auf die Knie  gefallen und hatte immerzu geklagt, ohne Unterlass. Und  Angeliki war in der Tür gestanden und hatte sich die Ohren  zugehalten.
    „Was haben deine Eltern dann gemacht?“, fragte Annit atemlos.
    „Als sie sich endlich etwas beruhigt hatten, haben sie Achmed vom Hof gejagt wie einen räudigen Hund und mir jeden Kontakt zu ihm verboten“, berichtete Elena leise. „Und dann sollte ich so schnell wie möglich meinen Cousin Pavlos heiraten, um die Schande der Geburt möglichst geheim zu halten."
    „Einfach so? Obwohl du ihn gar nicht wolltest?“, staunte Annit.
    Elena schmunzelte. „Pavlos war ein lieber Junge. Ich mochte ihn. Aber ich liebte Achmed, und ich konnte und wollte nicht ohne ihn leben.“
    Gebannt hörte Annit zu. Es klang, als würde Elena einen spannenden Roman erzählen. Doch es war kein Roman, keine x-beliebige Geschichte, sondern ihre ganz eigene Geschichte.
    Elena räusperte sich. Ihr Hals war trocken, die Erinnerungen wühlten sie sehr auf. Sie griff erneut nach dem Glas Wasser und trank. „Meine Eltern haben kein Wort mehr mit mir gesprochen. Eine Woche lang haben sie mich in meinem Zimmer eingesperrt. Angeliki brachte mir etwas zu essen und zu trinken. Auch sie sprach kein Wort mit mir. Ich dachte, ich werde verrückt.“
    „Puh!“, stöhnte Annit. „Heftig.“
    „In einem unbewachten Moment bin ich geflohen. Einfach weggelaufen. Ich wusste nicht, wohin und was mit mir werden sollte. Aber das war mir egal. Ich wollte nur zu Achmed.“ Sie schluckte. „Er stand am Zaun und hat auf mich gewartet. Eine ganze Woche lang. Als ich ihn da stehen sah, wusste ich, dass meine Entscheidung richtig war. Er hat meine Hand genommen und versprochen, dass er sie nie wieder loslassen würde.“ Ein Leuchten trat in Elenas Augen. „Und er hat sein Wort gehalten.“ Elena lächelte Annit an. „Ich habe mich für die Liebe und gegen die Familie entschieden.“
    „Und wo seid ihr hin?“, fragte Annit gespannt.
    „In die Türkei. Ich hatte gehofft, dass Achmeds Familie vielleicht ein wenig toleranter sei als meine eigene und uns aufnehmen würde.“
    „Und?“, wollte Mannito wissen.
    Elenas Gesicht verdüsterte sich. „Das war leider ganz und gar nicht so. Achmed stammt aus einem kleinen anatolischen Ort, nicht allzu weit entfernt von dem Dorf, in dem wir heute leben. Seine Eltern sind streng den Traditionen des Islam verbunden. Daher lehnten sie die Beziehung zu einer orthodoxen Griechin völlig ab.“ Elena trank erneut einen Schluck Wasser. „Ich seh Achmeds Mutter noch ganz deutlich vor mir. Wie sie zusammen mit ihren zwei Schwestern ganz in Schwarz gehüllt auf der Bank vor dem Haus saß und mich von oben bis unten musterte, als wäre ich eine Verbrecherin. Und wie sie Achmed, ihren eigenen Sohn, und mich dann einfach wegjagte.“
    „Das muss ja schrecklich gewesen sein“, murmelte Annit aufgewühlt.
    „Wir hatten noch Glück. Achmed sollte eigentlich eine Cousine heiraten, und hier gibt es noch so etwas wie Blutrache. Es hieß, die Brüder der Cousine würden mir nach dem Leben trachten. Es gab eine Zeit, da habe ich um unser Leben gefürchtet.“ Elena legte ihre Hand auf ihren Bauch. „Dennoch war ich glücklich. Ich hatte dich in meinem Bauch. Und ich hatte meinen Achmed.“
    Annit lauschte so gebannt, dass sie kaum noch zu atmen wagte. „Und dann?“
    Elena holte tief Luft. „Wir zogen ohne jegliche Mittel in dieses Dorf und versuchten, uns eine Existenz, einen eigenen Hof, aufzubauen.“
    „Hier in Dedeli?“, vergewisserte sich

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