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Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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Annit.
    Elena nickte. „Ja, genau hier. Wir hatten nichts außer unserer Liebe und unserer Zuversicht.“
    „Und wie ging’s weiter?“, drängelte Annit.
    Ein bitteres Lächeln umspielte Elenas Lippen. „Meine Vergangenheit und die Schande hatten sich schnell herumgesprochen. Daher wurden wir von den anderen Dorfbewohnern verachtet und gemieden.“
    „Du warst schwanger, ihr wart nicht verheiratet, ihr hattet verschiedene Nationalitäten, na und?“, wunderte sich Annit. „Das ist doch noch lange kein Verbrechen.“
    Elena rieb sich angestrengt die Stirn. Sie war blass. Das Gespräch nahm sie ziemlich mit. „Oh doch! Damals schon. Hier schon. Und hier immer noch. Zwar müssen sich Eheleute auf der Straße nicht mehr übersehen, doch Zärtlichkeiten und Umarmungen sind tabu. Händchen haltenden Jugendlichen drohen sogar Verweise durch die Polizei.“
    „Aber was geht denn das die anderen an, was du tust?“, empörte sich Annit.
    „Im Islam sind das Heil des Gemeinwesens und des Einzelnen untrennbar verbunden. Anstand und Sitte sind niemals Privatangelegenheit“, erklärte Elena.
    Mannito stieß Annit an. „Deswegen waren die Leute im Dorf so komisch“, sagte er. „Die Frau in dem Krämerladen und die anderen, die wir nach deiner Mutter gefragt haben.“
    Elena nickte. „Es war furchtbar und ist bis heute nicht sehr viel besser geworden. Sie sind so voller Verachtung.“
    „Und dabei bist du nur deinem Herzen gefolgt“, seufzte Annit. „Aber was passierte dann? Was war mit mir?“
    Liebevoll nahm Elena Annits Hand. „Je dicker mein Bauch wurde, desto mehr liebte ich dich. Ich erinnere mich noch genau daran, als ich dich zum ersten Mal gespürt habe. Du hast ordentlich geboxt und getreten.“
    „So ist sie heute noch drauf“, grinste Mannito.
    Annit warf ihm einen strafenden Blick zu. Jetzt kam die Geschichte an den Punkt, der auch sie betraf. „Bin ich in diesem Haus geboren?“
    Elena bejahte. „Das bist du. Achmed und eine Hebamme haben mir bei der Geburt geholfen.“ Sie drückte Annits Hand an ihr Herz. „Du warst so ein wunderschönes Baby. Ich habe dich über alles geliebt.“ In Elenas Augen schimmerten Tränen. „Der Tag deiner Geburt war der schönste Tag in meinem Leben. Das war die Krönung unserer Liebe.“
    „Und warum habt ihr mich nicht behalten?“, wunderte sich Annit. „Wenn alles so toll war und du so glücklich?“
    „Sie kamen und haben Schimpfworte an unser Haus geschmiert. „Hure und Geburt der Schande.“ Elena sprach so leise, dass die beiden sie kaum verstanden. „Ich habe mich so geschämt, und es hat so wehgetan. Ich wollte nicht, dass du in einer solch feindlichen Welt aufwächst. Ich habe lange, sehr, sehr lange mit mir gerungen. Doch dann habe ich schweren Herzens eine Entscheidung gefasst.“ Sie streichelte Annits Hand. „Ich habe beschlossen, dich wegzugeben - und, glaub mir, Annit, das war die schwerste Entscheidung meines Lebens.“ Sie schloss die Augen. „Es gab keine Minute in meinem Leben, in der ich nicht an dich gedacht habe.“
    Annit versuchte, ihre Tränen wegzublinzeln. „Und weiter? Wie bin ich denn aus der Türkei nach Deutschland gekommen?“
    Elena schnaufte tief. „Ich habe mich erneut meiner Schwester anvertraut. Trotz ihres Verrats war ich nicht wirklich sauer auf sie. Mir war inzwischen klar, wie dumm es gewesen war, mich ausgerechnet Angeliki anzuvertrauen. Ich hatte sie in einen tiefen Konflikt gestürzt - ihr Glaube an Gott, ihre Liebe zu unseren Eltern, die Traditionen der Familie. Sie konnte einfach nicht anders handeln. Ich hatte ihr bald verziehen. Und als ich mich das zweite Mal an Angeliki wandte, ließ sie mich nicht im Stich.“
    Atemlos lauschten Annit und Mannito Elenas Bericht.
    „Ich erinnere mich noch genau an das Telefongespräch mit ihr. Angelikis Stimme war noch dunkler und strenger gewesen als ohnehin schon. Ich hab so sehr geweint, dass ich kaum sprechen konnte. Doch Angeliki verstand auch so. ,Ich wusste es. Das konnte nicht gut gehen. Aber ich werde dir helfen, Schwester', war alles, was sie am Ende gesagt hat. Und sie hielt Wort.“
    Aufgewühlt krallte Annit ihre Finger in das Sofapolster. „Und dann?“
    Elena senkte den Blick. „Eines Tages klopfte es. Vor der Tür stand eine junge, hübsche Frau. Sie war von einer Adoptionsagentur. Angeliki hatte sie geschickt. Ich wusste sofort, was sie wollte.“
    „Mich“, murmelte Annit.
    Tränen liefen über

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